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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0327
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22. Konsistorialordnung

und geseßen oder sonsten unser jurisdiction und ob-
rigkeit unterworffen, hiemit ernstlich befehlen und
gebieten, do jemands sachen halber, das matrimo-
nium, die ehe, derselben gelobnuß und scheidung,
verbotene sippe oder gradus oder wase solchem mehr
anhengig seyn magk, belangend, zu thun hette
undf gewünne, daß derselbige solches vor unsern
verordenten des consistorii klagen, suchen und für-
bringen. Und sol vor gepürlicher fürgehender verhör
und erkantnus niemands durch sein selbst fürneh-
men ichtsg4 unterstehen, innoviren noch attenti-

ren5, sondern sich bey unser stadt kirchen super-
intendenten anzeigen6 und der verordenten des
consistorii weisung, bescheidt und erkent- |30| nus
erwarten, sich derselben und dieser unser ordnung
gehorsamlich und gemeß halten, nachkommen und
geleben, bey vermeidung geburlicher straffe, so wie-
der den ungehorsamen nach gestalt und gelegenheit
der uberfahrung fürgenommen werden soll, darnach
sich menniglich zu achten und zu richten haben
magk. Zu urkundt etc.

Wie und mit was personen das consistorium bestelt
und gehalten werden soll

Erstlich, so ordnen und wollen wir, daß das con-
sistorium mit nachbenantenh personen soll besetzt
werden, als nemlich: von der kirchen wegen mit dem
ehrwürdigen herrn, unser stadtkirchen superinten-
denten, und den vier pfarrherrn zu iS. Steffen,
Franckenbergk, S. Jacob und S. Thomai, und dann
von rahtswegen mit N. N. und einem darzu depu-
tirten notario. Und soll gemelter herr superinten-
dens des consistorio präsident seyn und die andern
verordenten personen zum consistorio, wenn es die
nothdurfft erfordern thut, auff bestimte tage, stun-
de und zeit, wan solches am gelegensten und

bequemsten in der wochen beschehen magk und sie
sich deßen untereinander vergleichen sollen, in die
sacri- |31| stia in der Marcktkirchen zu convociren
und zu erfurdern haben, auch, was von klagen, ir-
rungen und beschwerigen sachen halber, so vor das
consistorium gehören und zum theil hernach ver-
meldet seyn, fürfallen und fürbracht werden, den
mitverordenten des consistorii proponieren und für-
tragen und eines jeden raht, sein bedencken und
meinung abhören7, colligiren8 und sich daruff mit ih-
nen einhelliglich, so viel müglich, eines bescheidts
entschließen und vorgleichen.

Was sachen und fälle vor das consistorium gehören und daselbst
gesucht und geklaget werden sollen

Es sollen vor obgemeltem unserm consistorio nach-
gesetzte sachen gesucht, geklaget, verhörtt und dar-
über erkand werden, als nemlich:
Belangend die ehe und ehegelöbnus.
Item, so begertt würde, eine ehe zu scheiden,
oder auch, daß die personen, so zusammen sich ehe-
lich verlobt und zubestatten9 fürhaben, einander
e C und D: sonst.
f C und D: oder.
g C und D: nichts.
h C und D: nachbesatzten.
i-i C und D: S. Jacobi, Franckenberg, S. Stephan und
S. Thoma.

mit sipschafft und blut verwandnus im verbotenen
gradu zu nahe vorwand und angehörig.
Item, so jemands eines ehebruchs halber beschuldigt
und überwunden10 und darauff bey dem unschuldi-
gen theil versöhnung konte fürgenommen und er-
halten werden.

4 Etwas.
5 Etwas unternehmen, s. FWb 2, Sp. 284.
6 Melden, s. DRW 1, Sp. 795.
7 Vortragen lassen, s. FWb 1, Sp. 174.
8 Sammeln, s. DRW 7, Sp. 1180.
9 Zu heiraten, s. FWb 3, Sp. 1935f.
10 Überführt, s. Grimm, DWb 23, Sp. 656.

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