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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0343
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24b. Neugestaltung des Gottesdienstes der Stifte St. Simon und Judas und St. Peter

Zum andern leßt ein e. rath sich auch mit gefallen,
daß die capitulares alle tage in der wochen zwo con-
ventiones in dem Munster halten, den morgen um
neun uhr, den nachmittag hora tertia, und das man
des morgens mit einem hymno alß Iam lucis orto
sydere8 und dergleichen, wie man dan in dem neu-
gedruckten psalter zu Wittenberg, so der kaiß[erli-
chen] majestät zugeschrieben9, mancherley hymnos
findet, anfahe oder vorher singe: Venite, adoremus
Dominum10 etc., biß zum ende, oder aber: Veni,
Sancte Spiritus, reple tuorum11 vel Quicunque vult
salvus esse12 etc. sive Diß seindt die heiligen Zehen |
geboth13 etc. Germanice. Item, wie von alters ge-
breuchlich, sol ein chor um den andern die versus
singen. Darnach sol einer von den capitularibus an-
tiphoniren oder, wie man es nennen will, intoniren,
darnach ein ander anheben einen psalm, den sollen
die capitulares beyderseiths14 biß zum ende singen
und das Gloria patri etc. darzu, zum andern und
drittenmahl noch einen psalm cum Gloria patri.
Wenn denn diese psalm gesungen, soll man die anti-
phon, welche vorhin intoniret, biß zum ende aussin-
gen. Hierauf mocht folgen ein responsorium. Und
nach dem responsorio sol einer ein capitul aus den
Neuen testament (von vorn anzufangen und also
täglich biß zum ende zu continuiren) verstendlich in
deutscher sprache lesen, hernach bißweilen Benedic-
tus Dominus Deus |138| Israel15, bißweilen Te Deum
laudamus, deutsch und lateinisch16, das also zu zei-
ten umgewechselt werde.

8 Zu dem während der Prim gesungenen Hymnus „Iam
lucis orto sidere“ s. Wackernagel 1, Nr. 67, S. 56.
9 Der Psalter mit den Summarien. Ein Register von un-
terschied der Psalmen, Wittenberg: Hans Lufft 1562
(VD 16, ZV 15102).
10 Das „Venite, adoremus Dominum“ ist Teil des Invita-
toriums zum täglichen Stundengebet. Vgl. auch Nr. 11,
S. 262 mit den Anm. 4 und 5.
11 Zu dem als Antiphon zur Pfingstvigil verwendeten „Ve-
ni, Sancte Spiritus, reple tuorum corda fidelium“ s.
Wackernagel 1, Nr. 281, S. 177.
12 Vgl. Nr. 24a, Anm. 6.
13 Zu Luthers „Dies sind die heilgen Zehn Gebot“ s.
Wackernagel 3, Nr. 22, S. 15f.; AWA 4, Nr. 1,
S.149-153.
14 Die auf beiden Seiten des Chores versammelten Mitglie-
der des Kapitels.

Nachmittags, zu bestimpter zeit, singe man erst ei-
nen deutschen psalm, umb der bürger und bürger-
schen willen, die vielleicht in der kirchen kohmen
mochten, und das wir uns unßer deutschen sprach
nicht schemen durften. Darnach antiphonire man
und singe 3 psalmen mit den Gloria patri, darauf die
antiphonen biß zum ende und dan einen hymnum
iuxta temporis rationem: O lux17 etc. oder Christe,
qui lux es18 etc. Darnach sol einer ein capitul aus
dem Alten testament (auch von neuen anzufahen
und so fort zu continuiren) in deutscher sprach le-
ßen und dann das Magnificat, latine oder teutsch,
mit ihren antiphonen eins tags, |139| des andern das
Nunc dimittis etc. mit einer antiphona. Nach dem
Magnificat oder Nunc dimittis etc. (nisi plura libeat
canere, ut sunt: Pacem tuam etc. aut Vigila super
nos, aeterne salvator19), das Benedicamus20 etc. So
mugen sie auch zu vesperzeith uff den orgeln spielen
laßen.
Was denn anlanget, das sich die capitularen in klei-
dungen und auch sonsten erbarlich verhalten und
alles ergerlichen, bößen lebens müßigen sollen,
deßen wil sich ein e. rath also der gepur zu ihnen
versehen und sie auch deßen hiemit treulich verwar-
net haben, damit nit noth werde, ambts wegen den
ernst darzu zu gebrauchen und habenden bevelch
nach das böse zu straffen etc.

15 Zum „Benedictus dominus Deus Israhel“ vgl. Nr. 24a,
Anm. 5.
16 Zum „Te Deum laudamus“ vgl. Nr. 11, Anm. 18.
17 Zu dem am Fest der Hl. Trinität verwendeten Hymnus
„O lux beata, trinitas“, der dem Hl. Ambrosius zuge-
schrieben wird, s. Wackernagel 1, Nr. 60, S. 52f. Zu
Luthers Übertragung „Der du bist drei in Einigkeit“ s.
AWA 4, Nr. 41, S. 311f. (Und ist ein fein Abendgebet).
18 Zum Hymnus „Christe, qui lux es et dies“ s. Wacker-
nagel 1, Nr. 121, S. 83. Zur deutschen Übertragung
„Christe, der du bist tag und liecht“ s. Wackernagel
3, Nr. 161, 121f.
19 „Vigila (oder: evigila) super nos, aeterne Salvator“ wird
gewöhnlich bei der Komplet benutzt.
20 Vgl. die Erläuterungen in Nr. 3, Anm. 2.

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