4a. Kirchenordnung
vam Vader unse, van den Sacramenten, van Christ-
liker bicht unde van allerleye stenden uth den sprö-
ken der hilligen schrifft etc.7
Item hir ys vor de Jöget angestellet eine gude schole
mit gelerden Magistris unde wat se don schollen,
dat gelerde lüde mögen werden thom wertliken unde
geistliken regimente8, Gade tho ehren unde der
werlt thom besten, welck ys ein groth Gades denst.
Unde Godt hefft frilick nen wolgefallent daranne,
wor solck vlith vor de jöget jamerlick unde schend-
lick vorsümet wert.
Item thom lesten sint ock yn desser ordinantie be-
schreven frye unde Christlike Ceremonien tho frede
unde eindracht, tucht unde ehre des volckes, wenn
ydt kompt, tho hörende Gades wordt unde dat Sa-
crament tho entfangende, ock dat de jöget geövet
werde dagelick mit der hilligen schrifft, mit psal-
men, Lectien etc.9
Hirmede werden nicht de Conscientien bestricket
edder falsche toversicht upgerichtet edder wat an
edder wedder Gades wordt gehandelt10, alse vele er-
dichte unde falsche Gades denste tovorne sind ge-
wesen, sonder denet alle thor beteringe |A 3r| unde
vorderende dat hillige Evangelion Christi. Wert mit
der tidt van der Christenheit wat anders angenamen
yn solcken fryen Ceremonien, so werd sick frylick
nen Christen wehren, den anderen gelickförmich tho
holden.
7 Hier ist Luthers Kleiner Katechismus (s. BSELK,
S. 852-910) gemeint. Die Formulierung van allerleye
stenden uth den spröken der hilligen schrifft bezieht sich
auf die „Haustafel“, vgl. ebd., S. 894: Die Haustafel et-
licher Spruche für allerley heilige Orden und Stende.
8 Vgl. dazu Luthers Schrift „An die Ratsherrn aller Städte
[...], dass sie christliche Schulen aufrichten und halten
sollen“ (Luther, WA 15, S. 27-53), aber auch die Ab-
schnitte zur Schule in der von Bugenhagen verfaßten
Braunschweiger Kirchenordnung (Sehling, EKO
VI,L S. 362-371).
9 Vgl. Sehling, EKO VI,L S. 348.
10 Etwas ohne oder gegen Gottes Wort gehandelt.
11 Zur Besoldung der Prediger vgl. unten S. 469f. (in Kap.
5). Luther hatte in seinem Brief an den Bremer Rat
Wat ys nu, dat nicht Christlick, nütte unde denst-
lick scholde syn yn desser ordinantien? Overst, Er-
samen heren, solcke ordinantie tho holden unde dat
hillige Evangelion up juwe nakömelinge tho erven
na der gnade Gades, ys van nöden, gude prediger
unde Schole regenten tho hebben, wo dat juwe wis-
heit wol weth unde des guden vorstandt hefft unde
desse juwer stadt ordinantie ock fordert. Solcken ys
me schuldich tho erer husholdinge ehrlike versoldin-
ge, de ick yn desser ordinantie noch thor tidt nicht
vormercke11. Up den gemenen man darff me sick
nicht vorlaten mit gevende, besonderen den Evan-
gelischen predigern, den vele lüde, de wol vormö-
gent sind, können by unsen tiden sere wol Evange-
lisch syn, de doch dat Evangelion nicht eines gülden
werdt achten.
Werden nu nicht genogsame sölde gemaket, so ge-
dencket, wo de sake stan wil, wenn de framen pre-
dicanten affghan, de umme Christus willen nu wol
möthen patientie dregen unde spot dartho liden, so
se wat forderen. Darumme ys hoch van nöden, vli-
tich tho trachtende vor ere lifflike neringe, dewile se
sorgen unde trachten möthen vor juwe geistlike
dinck, dat ys, vor juwe salicheit mit Gades worde.
Dat ys J[uwe] E[rbarkeit] uth der schrifft van Gades
gnade wol bekand12, derwegen ydt unnödich ys, wi-
|A 3v| der tobewisen. Ick weth ock, dat gy tho sol-
cker gnaden geneget sind. Tho solcher saken denen
de geistliken lenegüdere etc., wenn se affster-
ven13, doch mit nemandes unchristlikem nadele, na
(oben Anm. 1) diesen zu einer ausreichenden Besoldung
der evangelischen Geistlichen gedrängt: Zum letzten bitte
ich Euch, dieweil Euch Gott so treue Prediger bescheret, Ihr
wollet trachten [...], daß sie bei Euch bleiben können; das
kann aber nicht sein, wo sie nicht ziemliche Unterhaltung
haben ( Luther, WA Br 6, Nr. 2046, S. 516). Siehe dazu
auch Sprengler-Ruppenthal, Gesammelte Aufsät-
ze, S. 407: „daß die Bremer Kirchenordnung, obwohl Lu-
ther und Bugenhagen eine zufriedenstellende Regelung
der Pfarrbesoldung vermißten, nicht mehr geändert wur-
de“.
12 Vgl. 1Kor 9,14; 1Tim 5,17-18.
13 Hier als „durch den Tod frei werden“ zu verstehen (s.
DRW 1, Sp. 293).
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vam Vader unse, van den Sacramenten, van Christ-
liker bicht unde van allerleye stenden uth den sprö-
ken der hilligen schrifft etc.7
Item hir ys vor de Jöget angestellet eine gude schole
mit gelerden Magistris unde wat se don schollen,
dat gelerde lüde mögen werden thom wertliken unde
geistliken regimente8, Gade tho ehren unde der
werlt thom besten, welck ys ein groth Gades denst.
Unde Godt hefft frilick nen wolgefallent daranne,
wor solck vlith vor de jöget jamerlick unde schend-
lick vorsümet wert.
Item thom lesten sint ock yn desser ordinantie be-
schreven frye unde Christlike Ceremonien tho frede
unde eindracht, tucht unde ehre des volckes, wenn
ydt kompt, tho hörende Gades wordt unde dat Sa-
crament tho entfangende, ock dat de jöget geövet
werde dagelick mit der hilligen schrifft, mit psal-
men, Lectien etc.9
Hirmede werden nicht de Conscientien bestricket
edder falsche toversicht upgerichtet edder wat an
edder wedder Gades wordt gehandelt10, alse vele er-
dichte unde falsche Gades denste tovorne sind ge-
wesen, sonder denet alle thor beteringe |A 3r| unde
vorderende dat hillige Evangelion Christi. Wert mit
der tidt van der Christenheit wat anders angenamen
yn solcken fryen Ceremonien, so werd sick frylick
nen Christen wehren, den anderen gelickförmich tho
holden.
7 Hier ist Luthers Kleiner Katechismus (s. BSELK,
S. 852-910) gemeint. Die Formulierung van allerleye
stenden uth den spröken der hilligen schrifft bezieht sich
auf die „Haustafel“, vgl. ebd., S. 894: Die Haustafel et-
licher Spruche für allerley heilige Orden und Stende.
8 Vgl. dazu Luthers Schrift „An die Ratsherrn aller Städte
[...], dass sie christliche Schulen aufrichten und halten
sollen“ (Luther, WA 15, S. 27-53), aber auch die Ab-
schnitte zur Schule in der von Bugenhagen verfaßten
Braunschweiger Kirchenordnung (Sehling, EKO
VI,L S. 362-371).
9 Vgl. Sehling, EKO VI,L S. 348.
10 Etwas ohne oder gegen Gottes Wort gehandelt.
11 Zur Besoldung der Prediger vgl. unten S. 469f. (in Kap.
5). Luther hatte in seinem Brief an den Bremer Rat
Wat ys nu, dat nicht Christlick, nütte unde denst-
lick scholde syn yn desser ordinantien? Overst, Er-
samen heren, solcke ordinantie tho holden unde dat
hillige Evangelion up juwe nakömelinge tho erven
na der gnade Gades, ys van nöden, gude prediger
unde Schole regenten tho hebben, wo dat juwe wis-
heit wol weth unde des guden vorstandt hefft unde
desse juwer stadt ordinantie ock fordert. Solcken ys
me schuldich tho erer husholdinge ehrlike versoldin-
ge, de ick yn desser ordinantie noch thor tidt nicht
vormercke11. Up den gemenen man darff me sick
nicht vorlaten mit gevende, besonderen den Evan-
gelischen predigern, den vele lüde, de wol vormö-
gent sind, können by unsen tiden sere wol Evange-
lisch syn, de doch dat Evangelion nicht eines gülden
werdt achten.
Werden nu nicht genogsame sölde gemaket, so ge-
dencket, wo de sake stan wil, wenn de framen pre-
dicanten affghan, de umme Christus willen nu wol
möthen patientie dregen unde spot dartho liden, so
se wat forderen. Darumme ys hoch van nöden, vli-
tich tho trachtende vor ere lifflike neringe, dewile se
sorgen unde trachten möthen vor juwe geistlike
dinck, dat ys, vor juwe salicheit mit Gades worde.
Dat ys J[uwe] E[rbarkeit] uth der schrifft van Gades
gnade wol bekand12, derwegen ydt unnödich ys, wi-
|A 3v| der tobewisen. Ick weth ock, dat gy tho sol-
cker gnaden geneget sind. Tho solcher saken denen
de geistliken lenegüdere etc., wenn se affster-
ven13, doch mit nemandes unchristlikem nadele, na
(oben Anm. 1) diesen zu einer ausreichenden Besoldung
der evangelischen Geistlichen gedrängt: Zum letzten bitte
ich Euch, dieweil Euch Gott so treue Prediger bescheret, Ihr
wollet trachten [...], daß sie bei Euch bleiben können; das
kann aber nicht sein, wo sie nicht ziemliche Unterhaltung
haben ( Luther, WA Br 6, Nr. 2046, S. 516). Siehe dazu
auch Sprengler-Ruppenthal, Gesammelte Aufsät-
ze, S. 407: „daß die Bremer Kirchenordnung, obwohl Lu-
ther und Bugenhagen eine zufriedenstellende Regelung
der Pfarrbesoldung vermißten, nicht mehr geändert wur-
de“.
12 Vgl. 1Kor 9,14; 1Tim 5,17-18.
13 Hier als „durch den Tod frei werden“ zu verstehen (s.
DRW 1, Sp. 293).
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