Bremen
Wehr ist dochz, |28| der den ubrigen des apostelß ge-
botten von ehrerbietung gegen das ministerium und
vom gehorsam, den man dem ministerio in denen
dingen, die gottlichen rechtes und des evangelii ei-
gen sein, zu leisten schuldig, gehorsame? Dan
alsoa sprichtt der apostel: Jederman halte unß vor
diener Christi und außspendere der geheimnuß Got-
tes56. Und Christus sagett: Gleich wie mich mein
vatter gesandtt hatt, also sende ich euch auch57. Der
euch hörett, der horett mych; der euch vorachtett,
der vorachtett mych58. Und abermalß: Gehorchett
euwern lehrern, die da predigen unter euch das
wortt Gottes, und seitt ihnen gehorsamb. Dan sie
wachen vor euwere sehlen, alß die dar rechnung vor
euch werden geben, uff daß sie solches mitt freuw-
den thuen und nichtt mitt seufftzen. Dan solches ist
euch kein nutz59.
bNun wißen und bekennen wyr selbest freywillig,
dasb mitt solchem allen dem ministerio ohne und au-
ßerhalb dem evangelio keine praerogativa und vor-
zugk gemachett wurdett, dan alleine, das in denen
dingen, so da eigentlich zum evangelio gehoren, ge-
horsamb und folge gebotten wurdett, nach dem wor-
de des Herrn, |29| welches die kirchendiener getreuw-
lich annuncyren und vorkundigen.
Wie geringe aber heutiges tages daß ministerium ge-
achtet undt gehalten werde, deßen seindt mehr dan
zuviel anzeige und grunde, welche wir bitten die
hern visitatoren mit gedultigem undt ruhigem ge-
muhte anzusehen undt zubetrachten undt einen erb.
raht daraus zuermahnen unbeschweret sein, undt
uns nicht so alberen60 undt aller dinge unerfahren
oder auch so unvernunfftig achten wollen, alse sol-
ten wir gantz undt gahr nicht anmercken undt be-
z Gestr.: mehr ubrig.
a Korr. aus: so.
b-b Erg. am Rand.
c-c Korr. aus: volkomlich mit.
d Korr. aus: undt.
e Korr. aus: beclagen.
f Korr. aus: übereinstimmung, hülfe.
g Erg. über der Zeile.
h-hKorr. aus: in der zahl der rahtsverwanten.
hertzigen61, worhin der anfang der verachtung des
ministerii, so jedermanne bekant, gemeinet undt
hinaus wolle. Eß wirdt fast kein unterscheidt mehr
gehalten unter denen personen, so Gott undt der
kirchen im ministerio dienen, undt andern des rahts
undt gemeiner statt dienern, die burgerliche sachen
vorwalten undt der obrigkeit cschlechterdings und
vollkomlich mitc dienstbarkeit verstrickt und ver-
bunden sein. |30| So wirdt auch in beruffung undt
abdanckung62 der kirchendiener die ordnung undt
der rechtmeßige proceß nicht observiret nochd ge-
halten, der da mit Gottes wordt undt den exempeln
der alten kirchen ubereinstimmete.
Die weltliche obrigkeit allein schleußet und decre-
tiret von erfurderung und vorenderung der diener.
Undt ob wir wol erkennen, das die obrigkeit das
edelste glidt der kirchen ist, deren wir auch hertzlich
gern den vorzug deferiren63 und gunnen, so verwun-
dert uns jedoch und clagene wir, das ein solches ohne
alle vorhergehente communication undt beraht-
schlagung zum weinigsten mit etzlichen aus dem
ministerio geschiehet, sintemaln ein unterscheidt ist
zwüschen denen handlungen, so da gantz und alle
politisch oder aber gantz und alle geistlich, und de-
nen sachen, so da vermischet sein, die nicht schlecht
und allerdinge zum politischen regiment gehören,
sondern des kirchenambts |31| consensf und jahwordt
mitg erfurderen.
So ist auch unverborgen, was maßen auch diejenni-
gen, so da mit him rahts ordenh sein, die wir als unser
ordentliche obrigkeit von hertzen, wie billich ist, ve-
neriren und ehren, vor welche wir auch sonderlich
und gemeiniglich beten, derer auctoritet und anse-
hen wir bei dem gemeinen man schutzen undt ver-
56 1Kor 4,1.
57 Joh 20,21.
58 Lk 10,16.
59 Hebr 13,17.
60 Einfältig, s. FWb 1, Sp. 752f.
61 Erwägen, s. FWb 3, Sp. 814.
62 Entlassung, s. DRW 1, Sp. 27f.
63 Erzeigen, s. FWb 5, Sp. 347.
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Wehr ist dochz, |28| der den ubrigen des apostelß ge-
botten von ehrerbietung gegen das ministerium und
vom gehorsam, den man dem ministerio in denen
dingen, die gottlichen rechtes und des evangelii ei-
gen sein, zu leisten schuldig, gehorsame? Dan
alsoa sprichtt der apostel: Jederman halte unß vor
diener Christi und außspendere der geheimnuß Got-
tes56. Und Christus sagett: Gleich wie mich mein
vatter gesandtt hatt, also sende ich euch auch57. Der
euch hörett, der horett mych; der euch vorachtett,
der vorachtett mych58. Und abermalß: Gehorchett
euwern lehrern, die da predigen unter euch das
wortt Gottes, und seitt ihnen gehorsamb. Dan sie
wachen vor euwere sehlen, alß die dar rechnung vor
euch werden geben, uff daß sie solches mitt freuw-
den thuen und nichtt mitt seufftzen. Dan solches ist
euch kein nutz59.
bNun wißen und bekennen wyr selbest freywillig,
dasb mitt solchem allen dem ministerio ohne und au-
ßerhalb dem evangelio keine praerogativa und vor-
zugk gemachett wurdett, dan alleine, das in denen
dingen, so da eigentlich zum evangelio gehoren, ge-
horsamb und folge gebotten wurdett, nach dem wor-
de des Herrn, |29| welches die kirchendiener getreuw-
lich annuncyren und vorkundigen.
Wie geringe aber heutiges tages daß ministerium ge-
achtet undt gehalten werde, deßen seindt mehr dan
zuviel anzeige und grunde, welche wir bitten die
hern visitatoren mit gedultigem undt ruhigem ge-
muhte anzusehen undt zubetrachten undt einen erb.
raht daraus zuermahnen unbeschweret sein, undt
uns nicht so alberen60 undt aller dinge unerfahren
oder auch so unvernunfftig achten wollen, alse sol-
ten wir gantz undt gahr nicht anmercken undt be-
z Gestr.: mehr ubrig.
a Korr. aus: so.
b-b Erg. am Rand.
c-c Korr. aus: volkomlich mit.
d Korr. aus: undt.
e Korr. aus: beclagen.
f Korr. aus: übereinstimmung, hülfe.
g Erg. über der Zeile.
h-hKorr. aus: in der zahl der rahtsverwanten.
hertzigen61, worhin der anfang der verachtung des
ministerii, so jedermanne bekant, gemeinet undt
hinaus wolle. Eß wirdt fast kein unterscheidt mehr
gehalten unter denen personen, so Gott undt der
kirchen im ministerio dienen, undt andern des rahts
undt gemeiner statt dienern, die burgerliche sachen
vorwalten undt der obrigkeit cschlechterdings und
vollkomlich mitc dienstbarkeit verstrickt und ver-
bunden sein. |30| So wirdt auch in beruffung undt
abdanckung62 der kirchendiener die ordnung undt
der rechtmeßige proceß nicht observiret nochd ge-
halten, der da mit Gottes wordt undt den exempeln
der alten kirchen ubereinstimmete.
Die weltliche obrigkeit allein schleußet und decre-
tiret von erfurderung und vorenderung der diener.
Undt ob wir wol erkennen, das die obrigkeit das
edelste glidt der kirchen ist, deren wir auch hertzlich
gern den vorzug deferiren63 und gunnen, so verwun-
dert uns jedoch und clagene wir, das ein solches ohne
alle vorhergehente communication undt beraht-
schlagung zum weinigsten mit etzlichen aus dem
ministerio geschiehet, sintemaln ein unterscheidt ist
zwüschen denen handlungen, so da gantz und alle
politisch oder aber gantz und alle geistlich, und de-
nen sachen, so da vermischet sein, die nicht schlecht
und allerdinge zum politischen regiment gehören,
sondern des kirchenambts |31| consensf und jahwordt
mitg erfurderen.
So ist auch unverborgen, was maßen auch diejenni-
gen, so da mit him rahts ordenh sein, die wir als unser
ordentliche obrigkeit von hertzen, wie billich ist, ve-
neriren und ehren, vor welche wir auch sonderlich
und gemeiniglich beten, derer auctoritet und anse-
hen wir bei dem gemeinen man schutzen undt ver-
56 1Kor 4,1.
57 Joh 20,21.
58 Lk 10,16.
59 Hebr 13,17.
60 Einfältig, s. FWb 1, Sp. 752f.
61 Erwägen, s. FWb 3, Sp. 814.
62 Entlassung, s. DRW 1, Sp. 27f.
63 Erzeigen, s. FWb 5, Sp. 347.
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