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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0621
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25b. Stellungnahme des Rates zu den Gravamina des Ministeriums

I. Privat communion6

Und thuet sich demnach uff die ubergebene articull
nachvolgender gestalt resolvieren7:
Alse erstlich, waß die absonderliche und privat com-
munion, so von etzlichen burgern und familien,
theilß außerhalb, theils auch innerhalb der stadt,
gehalten und damit böse ergerniß gegeben werden
soll, alse auch den pastoren zu Sehehausen und an-
dere, so dieselbige theilß zu sich hinauß uff die törf-
fer locken, theils auch heimblich in die stadt schlei-
chen und sich zu solchen sachen gebrauchen laßen,
betreffen thuet, hatt zwar ein erbar rath an solcher
absonderung von der christlichen gemein dieser gu-
ten stadt und privat conventiculen keinen gefallen,
wolten auch nicht liebers | sehen noch wunschen, dan
das solchs gentzlich verbleiben oder auch alsobalt
durch bequeme mittell möchte verhindert werden,
dieweill sich aber ein solchs also in der eyll und zwar
auch der gestalt, wie die herrn des ministerii
vieleicht meinen möchten, nicht will thun laßen,
sondern dabey noch allerhandt mehr zubedencken,
sich auch die gewißen so wenig in den irrenden alse
anderen mit eußerstem gewalt und straffe nicht wöl-

len dringen noch zwingen laßen, so heldt es der
rahdt vor das sicherste und beste zu sein, das die
noch irrenden auß Gotts wortt nicht zwar mit stet-
tigem schelten und hartem angreiffen, sondern mit
glimpfflicher bescheidenheit eines andern und be-
ßern unterrichtet und also mit der zeitt und alge-
mechlich durch heillsame lehre herbeygebracht wer-
den möchten.
Daneben dan auch der rahdt gleichwoll den gedach-
ten familiis und andern der gebur untersagen8 will,
sich hinfuro | der privat communion in ihren heusern
zuendthalten, und im fall, sichs hernacher anders
befinden wurde, alsedan uff andere mittell und wege
gedencken.
Des pastorn halber zu Sehehausen hatt man sich
nhunmehr ferner nicht zu bekummern, dieweill der-
selbig albereits an andere örter verrucket9. Soll aber
gleichwoll auch uff andere paganos geburende uff-
acht geschehen und ihnen das ungeburlich privat
einschleichen, soviell möglich, verbotten und gehin-
dertt werden.

II. Die latinische
Vernimpt und hörtt ein erb. rath gern, daß dannoch
das ministerium der schulen wolstandt gern sehen
wolte. Dies aber kumpt dem rahde etwas befrembt-
lich vor, das die herrn des ministerii nhun eben eine
so große trauwrigkeitt und hertzenleidt der schulen
halber sich machen wöllen, da sie doch zuvor, alse
die | schull in etwas böserem stande alse nhun (Gott
lob) gewesen, sich so hoch und hart darumb nicht
bekummert oder je deßen sich gegen den rahdt nicht
so sehr haben vermercken laßen, bevorab dieweill
sie auch anjetzo noch nicht wißen können, was vor

6 Vgl. Nr. 25a, S. 586-588.
7 Sich resolvieren = einen Entschluß für sich fassen, sich
erklären, s. DRW 11, Sp. 938.
8 Förmlich verkünden, einschärfen, s. Grimm, DWb 24,
Sp.1740.

schull anlangendt10
ein event11 auß jetzigem zustande der schulen ervol-
gen werde.
Protestatio
Und obwoll die herrn des ministerii in ihrer schrifft
protestieren, das sie nicht gemeinet, sich in solche
schulsachen zumengen noch iuri magistratus etwas
zu derogieren12, so lest es sich doch auß derselben
ihrer schrifft und petition etwas anders ansehen.

9 Zu dem Seehauser Pfarrer Holland vgl. Nr. 25a, Anm. 7
und 8.
10 Vgl. Nr. 25a, S. 588-592.
11 Ausgang, Erfolg.
12 Zu entziehen.

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