Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

27. Ordnung für die Feier der Hochzeiten und Kindertaufen

27. Ordnung für die Feier der Hochzeiten und Kindertaufena
1606

Ordnungen Eines Erbarn Rahdes der Stadt Bremen, Wo ydt henfurder mit
den Kosten1, Kindelbehren2 und anderen, wat dartho gehörig,
Deßgeliken ock in vorfallenden Rumoren und Lermen
unnd wann Füer oder Brandt upginge, tho Dage
und Nacht, geholden werden schall
Gedrücket tho Bremen dörch Johann Wessell3 im Jahr 1606 |A 2r|

Wy, Borgermestere unnd Rath der Stadt Bremen,
dohn kundt hyrmede jedermennigliken:
Offt wy woll Anno 15774 und wedderumb Anno
15875 unser Stadt und gemeinen borgerschup thom
besten der Hochtyde und Kindelbehr halven wol-
meintlike ordnungen publiceret und uns gentzlick
vorsehen hedden, Idt worde densülven gebörlick ge-
levet und dardorch veelfoldige, unnödige und aver-
flödige Unkosten und Geltspildungen, darmit de ge-
meine Borgerschop in öhrer Hußholdung beschwert,
der Jungen angahndenb Ehelüde vermögen vorrin-
gert und Gades thorn aver gemeine Stadt gereitzet
wert, affgeschaffet und vermeden worden syn, Dat
wy demnoch im wercke gespöret unnd befunden
hebben, dat solcke wolgemeinte Ordnungen in vor-
geten gestalt worden und allerhandt mißbrüke wed-
der ingerethen6 syn.

a Textvorlage (Druck): Ordnungen Eines Erbarn Rahdes
der Stadt Bremen, Wo ydt henfurder mit den Kosten,
Kindelbehren und anderen, wat dartho gehörig [...], ge-
holden werden schall, Bremen: Johann Wessel 1606 (Ex-
emplar StaatsA Bremen 2-D.20.g.2.).
b Druck: angahuden.

1 Die Hochzeitsfestlichkeit, besonders die Gasterei bei der
Hochzeit (vgl. dazu auch Goslar Nr. 18, S. 294f.: Von der
groten werttschop / Von der kleinen werttschop).
2 Die Festessen anläßlich der Taufe eines Kindes (vgl.
dazu Goslar Nr. 18, S. 296: Von dem kindelbedde).
3 Johann Wessel I., der älteste Sohn des Bremer Druckers
Arend Wessel, war von 1599 bzw. 1600 an als Drucker
tätig. 1623 bezeichnete er sich als rei publicae et scholae
typographus (VD 17, 23:292346N). Insgesamt gingen

Hebben derowegen Gade, dem Allmechtigen, tho
lave und ehren und tho nütte und framen disser un-
ser Gemeine und Borgerschop angeregte Kost und
Kindelbehrs Ordnungen revideret, upt nye averge-
sehen unde nah düsser beschwerliken tyde gelegen-
heit geendert.
Und ermanen demna alle unsere Verwante, Borgere,
Inwaner und angehörige, Geistlikes und Weltliken
Standes, und gebeden ernstlich, sick düsser Ordnung
by vormydung dero einem jeden Puncte insonder-
heit angehefften Poene, welcke van den avertredere
unnahlatich und ahne ansehen der Personen affge-
fordert werden schölen, gemeth thovorholden und
vor schaden vorthosehen. |A 2v|

etwa 200 Werke aus seiner Offizin hervor. Er starb ver-
mutlich 1527; seine Erben führten die Druckerei jedoch
fort. Vgl. Reske, Buchdrucker, S. 124f.
4 De nie verordeninge, wo idt henforder twüschen unsen
borgeren mit den kosten und kindelbern schal geholden
werden (Handschrift aus dem StaatsA Bremen,
2-P.5.c.2.a.1.b., Bd. 1, Teil 3).
5 Ordnung Eines Erbaren Rahdes der Stadt Bremen, wo
idt henforder mit den Kösten, Bruttwagen und anderen
Fruwliken Clenodien, Kindelbeeren und Begreffnissen in
öhrer Stadt, Als ock mit den Kösten und Kindelbeeren
in den Veer Gohen und des Rahdes gebede geholden wer-
den schöle, Gedrücket tho Bremen dorch Arend Wessel,
1587 (Exemplar StaatsA Bremen 2-D.20.g.2.).
6 Siehe im Glossar unter inriten.

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