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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0630
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Bremen

[I.]

Anfenglich, Dewyle ydt löfflick hergebracht, dat
nah beschehener Eheliker Verlöffnuß, so in bysyn
etliker Lüde uth der Fründtschop7 vullentagen wor-
den, de Jenigen, de sick in den Eheliken Standt tho-
begeven gedencken, by den Predicanten in öhren
Carspelkercken7 8 sick angeven und demsülven tho-
forderst dorch des Herrn Cömeners9 hand öhr Bor-
gerrecht beschynigen und darup twe Sondage nah
einander vor der Kost van der Cantzel affgekündi-
get werden, Also schal demsülvigen vordan nahge-
levet und den Predigern, wann solcke bewysung und
darup de affkündigung nicht vorher gangen, einige
Personen ahne sonderbaren befehl des Rahdes tho
copuleren und thosamende thogeven, hirmit ernst-
lick vorbaden syn.
Darmede averst van wegen erlangung des Borger
Rechtens sick henforder nemand mit syner armoth,
dardorch he dat hirup gesettede gelt thogeven vor-
hindert10, behelpen und de Copulation buten der
Stadt heimliker wise tho söken (wo ein tidtlang her
leider sehr gemein worden) orsake hebben möge, So
schölen henforder de Jenigen, de allhir tho wanen
begeren unnd dat Borger Recht tho gewinnen nicht
vermögen, na befindung öhres dhons und wandels
mit der wannung all- |A 3r| hyr up vorgahnde be-
eidigung, jedoch unsern Borgern an öhrem vortage
unnd praerogatiff unvorfenglich, geduldet unnd
solcke beeidigte Inwaner in ein besonder bock vor-
tekent werden. Und schölen demna alle heimlike co-
pulationes, de buten der Stadt geschehen, henforder
by vorlüst der Stadt wanung afgeschaffet und vor-
baden syn.
Und alse by vörigen upgerichteden Kostordnungen
umme underschedung willen der Personen und Klei-
dung, ock der tydt halven, wenner de Köste schölen
geholden werden, dusser Stadt gantze gemein und

7 Verwandtschaft.
8 Zu den Pfarrkirchen vgl. die Einleitung S. 355-357.
9 Zu den Kämmerern vgl. die Erläuterungen unter Nr. 23,
Anm. 5.

Börgerschup in Veererley gradt ofte Standt ys af-
gedeilet11, unnd also in den ersten gradt de heren
Borgermeister, Raths Personen, dersülvigen Fru-
wen, Kindere und andere in nedderstiegender Ly-
nien Schlechtes genohten, in den andern de Older-
lüde unnd vornehmsten Koplüde, wolvermögende
olde Borgere, In dem drüdden de gemeinen Amb-
te12, Schippere und der geliken frame Borgere und
dann dem veerden gradt de Boßlüde, Ekenschuver,
Kanenföhrer, Denstbaden unnd sonsten andere den-
sülvigen gelike Personen, alle mit öhren Frouwens,
Kindern unnd genohten, gesettet worden, So leth
man ydt by solckem underscheit unnd affdelung der
Stende bewenden.
Und will sick ein Erbar Rath tho öhrer getruwen
und gehorsamen Borgerschup unnd einem jeden
Innwahner nicht anders versehen, den desülvigen
werden den gantz beschwerli- |A 3v| ken, vor ogen
schwevenden Jegenwardigen thostandt des gemei-
nen Vaderlandes dütscher nation ahne erinnerung
wol betrachten und demnah alles, wat thor aver-
mehticheit und Pracht und tho vormehrung Göttli-
ken gerechten Torns unnd straffen gedeylich, Inson-
derheit wat van etliken vorwitzigen lüden in der
Kleidung an siden, dammast, artlasch, sammit, ja
sülveren und goldenen schnören und borden, wo ock
gelikesfals mit averflödich veelen gefoderden Fru-
wen Rocken, Suben und kragen angefangen wert,
sülvest thoverhöden und inthosetten Christlick ge-
meinet und willig, bevöraff averst ock des verstan-
des syn, dat gelick, wo der Almechtige Gott von an-
fang her under den Menschen Kinderen in der widen
Werlt, also ock in dusser Stadt, van olders einen un-
derscheit des standes und wandels verordnet und
dersülvige ock an der Kleidung allewege löfflick ge-
holden worden, Danhero sick billick ein jeder der
Erbarheit thobeflittigen und thom besten hirinnen

10 Zu den Gebühren für das Bürgerrecht vgl. Schwarz-
wälder, Geschichte, S. 157f.
11 Vgl. die Zuchtordnung von 1546 (Nr. 7), S. 493.
12 Vgl. die Erläuterung unter Nr. 7, Anm. 5.

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