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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0633
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27. Ordnung für die Feier der Hochzeiten und Kindertaufen

der Kost öhre verkoffte wahren thodragen, alse Fi-
schere, Knakenhouwer21 und ander, nicht gesettet
noch gelettet, sondern stahnde mögen geschencket
werden, by straffe dem Brüdigam, mit dessem wil-
len solchs geschüth, tein Marck und dem Kake by
verlüst synes Lohnes.
Nahdeme ock hirbevor nicht allein gude Verordnung
gemaket, mittels welcker de Upschläge edder Lävel-
beer22, wo ock de Schafferavende23 affgeschaffet,
averst doch neen genochsamer gehorsam vormerket
wert, Als gebeden wy Jedermennigliken, wehme de
Uthstür thodohnde geböret, und willen, dat Ne-
mandt, wes Standts der ock sy, by der Vorlöffnisse
edder Upschlage, wo ydt ock namen hebben kan ed-
der mag, Jemande anders als de der Ehebeschlutung
bygewanet hebben und deren Frouwens tho Gaste
lade, veleweniger daraver mehr Gästereye als einen
Avendt by dem Schafferavende, averst einige
Gasterey buten den Schaffern und den Frouwens, de
by dem Brudewagen24 gewesen, holden schöle, by
Pöen tein Bremer Marck.
De Clenode averst, und insonderheit dat Gor-
del25 belangent, so an stede der Morgengave van
dem Brüdegam der Brudt plecht gegeven tho wer-
den, dewyle desülvigen in düssen beschwerliken
Lüfften und Tyden, |B 3r| ock na der gemeinen Bor-
gerschop vormögen und gelegenheit gehöget und
thor unnodtürfftigen averfloth gemehret worden, so
schal datsülvige up folgend mathe vorendert und
gemetiget syn, nöhmliken, dat by den Personen des
ersten standes ein Gülden Fruwen gordel nicht aver
Sostich, Röseken borden nicht aver Vertich und dat
Undergordel nicht aver Dertich, Meschuven und
Scheden und Keden nicht aver Vehren twintich
Loth, und by den Personen des andern standes dat
gordel nicht aver Vofftich, Röseken borden nicht
aver Dertich, Undergordel aver Vyven twintich und
21 Siehe im Glossar unter knokenhouwer.
22 Verlobungsfeier.
23 Eine Art Vorhochzeitsfeier, nachdem die Gäste von den
Schaffern eingeladen worden waren, s. Duncker, Ge-
schichte 3, S. 528.
24 Auf dem brudewagen wurde die Aussteuer der Braut mit-
geführt.

Scheden, Meschuven sampt der Keden nicht aver
Sostein Loth wegen; und de andern beiden Stände
nichts vorguldts an den gordelen drägen, dan alleine
Witte sülveren Gordell edder Röseken borden heb-
ben, unnd dat gordel nicht aver dartich und Röse-
ken borden nicht aver 12 Loth wegen, Und wes
deme thoyegen hyrbevör gemaket worden, de aver-
floth affgeschaffet unnd tho berörder mahten hyr-
mede modereret unnd ingetagen, ock der Brüdegam
jedeßmahl den Goltschmit thonömen und de ge-
wichte thoapenbahren geholden syn schöle, Alles by
Poen tein Marck, nicht allein van dem Principall
avertreder, sondern ock dem Goltschmede, de hyer-
wedder gearbeidet hefft, thobetalen.
Unnd schal hyermede ock gentzlick vorbaden syn,
dat (baven datjenige, so de Brudt dem Brüdegam
und henwedderumb de Brüdegam der Brudt voreh-
ret) |B 3v| de eine des andern Olderen edder Vormün-
deren, Süsteren, Bröderen edder Verwandten noch
dersülvigen denstbaden gahr nichts an Kleidung,
Kragen, Hembden edder Gelde geven noch voreh-
ren, uterhalff wat ein jeder den denstbaden an syner
sidt na synem gefallen und vermögen geven will, by
Poen van jeder stücke, darumme avertreden wert,
Vyff Marck.
Ock schal Nemandt des ersten Standes synen Döch-
teren, Süsteren edder Plegkinderen mehr als 10 ge-
wrochte26 Küssen, ein jedes upt högeste van 3 edder
4 Rykes Dalern, und 10 gemeine Küssen, ein jedes
upt högeste van 2 Rykes Dalern, und des andern
Standes mehr als 8 solcker gewrochte und 8 andere
gemeine Küssen (jedoch dat wedder by dem Ersten
noch anderm Stande dartu gahr kein Goldt edder
Syden gewrocht werde), De averst des Drüdden und
Veerden Standes syn, nicht baven 12 gemeine Küs-
sen, und jeder Blatt der besten man van ewen Da-
lern mede geve schöle, By verlüst der Küssen, so
25 Hier ist der „Brautgürtel“ gemeint (s. Diefenbach /
Wülcker, Hoch- und niederdeutsches Wörterbuch,
Sp. 289).
26 Bestickte, gestickte, s. das Glossar unter werken.

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