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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0638
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Bremen

[2.] Sodann ock vor etzlichen jahren ein christliche
und nutzbahre ordnung der veer wöchent- | lichen
bededagen vom erbaren rathe und ganzer erbarn
wittheit alhier ingeführet wurden10, numehr averst
berichtet werden will, welcher gestalt solcher ord-
nung unerachtet etzliche eigennützige an den ge-
wöhnlichen bedetagen under der predige mit kopen
und verkopen, uth- und inführen öhren handell und
wandel glick tho anderen tyden führen, als will ein
erbar rath und ganze wittheit glickerfalls alle öhre
borger und inwahnere hiermit nochmals erinnert
und ermahnet hebben, sich dessen henferner an sol-
chen bededagen under der predigte nicht tho under-
nehmen, dan den cemerern deswegen sonderbahrer
befelch geschehen, welchen desulvige gegen de ver-
brekere werden tho exequeren wehten.
[3.] Lezlich, dewyle ock de kerckhowe 11, dar die
lichamen der glavigen beth up den groten dach des
Herrn selig rouwen12, wieder die ehrbarkeit mit al-
lerhand unfledereyen verunreinigt und besudelt, in-
geliken ock von velen unertogenen, boßhaftigen kin-

e Korr. aus: gedachter.
10 Wann die Bettage in Bremen eingeführt worden sind,
ließ sich leider nicht ermitteln.
11 Siehe den Abschnitt „Van Kerckhöven“ in der Kirchen-
ordnung von 1534 (Nr, 4a, S. 472f.). Zu den Friedhöfen,
von denen nach Einführung der Reformation die der alt-

dern dachlichs, und sonderlich des Sondags under
der predigten vor- und nachmittage, thom höchsten
verdreth13 der prediger und christlichen thohörer,
mit allerhand bovenspeelen und gotteslästerlichem
flöken und schweren und derglicken argerlich wesen-
de | prophaniert und entheiliget, so will mehr wohl-
gedachtere erbar rath alle und jede ohre borgere und
inwahnere hiermitt nochmahls ermahnet hebben,
datt ein jeder syne kinder und gesinde, sich dessen
allen henferner tho entholden, mit ernst undersegge
und inbinde mit der commination, dar solchen un-
ehrbaren, ja barbarischen bezeigungen kein wanndel
geschaffet und der ein oder ander daraver betre-
ten14 wertt werden, datt desulve tho manniglich
spectakell15 ohne gnade in de thoe den behuf gema-
kete halsiseren geschlagen und nach gelegenheit
beth tho fernerer des raths erkenntnuß entholden
werden schöle. Wornach sich dann ein jeder wertt
wethen tho richten.
Promulgatum den 8.ten Decembris anno 1616.

städtischen Pfarrkirchen erhalten blieben, vgl. auch den
Beitrag von Schwarz, Kirchhöfe, S. 27-33.
12 Vgl. 1Kor 15,52; lThess 4,16.
13 Siehe im Glossar unter vordret.
14 Angetroffen, erwischt, s. FWb 3, Sp. 2108f.
15 Schimpf und Schande, s. Grimm, DWb 16, Sp. 2131.

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