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Archippos
οΰδ’ έν πηγάνω· / τοΰτο γάρ παρεμβαλοϋμεν των τριχοινίκων επών. / άλλα
νυν μεν ούδέν άλγεΐς, άλλ’ όταν ξυνήγορος / ταϋτά ταΰτά σου καταντλή
καί ξυνωμότας καλή („Du bist ja weder ,bei der Sellerie' noch bei der Raute:
/ denn dieses werfen wir hinein aus den drei-choinikes-Wörtern. / Jetzt erlei-
dest du aber nichts, aber (du wirst leiden,) wenn ein Anwalt / dir eben diese
Beschuldigungen überschüttet und Verschwörer (vor Gericht) lädt“); s. dazu
Biles-Olson 2015, 237-8. Der Verweis auf Sellerie und Raute nimmt laut den
Scholien auf das Sprichwort οΰδ’ έν σελίνω Bezug, für das zwei Erklärungen
geliefert werden: Nach der einen wurden Sellerie und Raute am Rand der
Gemüsegärten gepflanzt; nach der zweiten wurden neugeborene Kinder
auf Blättern von Sellerie und Raute gebettet. Dabei scheint zudem das Verb
παρεμβάλλω („hineinstecken“, „einwerfen“), das erstmals in Ar. Vesp. 481
und danach nur in der Prosa (vgl. z. B. Plat. Leg. 741a) bezeugt ist, negativ
konnotiert zu sein, vgl. insb. Ar. Rhet. 1415bl5—17 ώσπερ έφη Πρόδικος, δτε
νυστάζοιεν οί άκροαταί, παρεμβάλλειν <τι> τής πεντηκονταδράχμου αύτοΐς
in Bezug auf den Sophisten Prodikos, der - „wenn seine Zuhörer einnickten
- etwas aus seinen 50-Drachmen Vorträgen hineingeworfen habe“, und vgl.
ferner [Dem.] 40,61 εάν ... ετέρους παρεμβάλλη λόγους κακουργών („falls ...
er weitere Argumente aufwieglerisch hineinwirft“).
Die χοΐνιξ galt als Trockenmaß, das in Attika etwas mehr als einen Liter
betrug (s. Hultsch 1882, 105 und 108 und Lang 1964, 46) und vier κοτύλαι ent-
sprach. Eine χοΐνιξ (vgl. Hdt. 7,187,2 und Thuc. 4,16,1 Ration für die Sklaven)
oder zwei χοίνικες (vgl. Hdt. 6,57,3 und Thuc. 4,16,1 für die Spartaner in
Sphakteria) Getreide entsprachen außerdem der Tagesration eines Mannes;
s. dazu HCT II, 453. Im Allgemeinen gelten deshalb drei χοίνικες als eine
ziemlich große Menge, vgl. Ar. Pac. 1144 (drei χοίνικες einer bohnenartigen
Pflanze (φάσηλοι) sind Teil der idyllischen Friedenszeit), Pac. 1217 (drei χοίνι-
κες Feigen sind das Angebot des Trygaios für den Kauf von zwei Helmbüschen
nach dem Friedensschluss), Eccl. 424 (alle würden für ein Gesetz stimmen,
dem gemäß die Getreideverkäufer drei χοίνικες ihrer Waren den Armen geben
sollen) und Xen. An. 7,3,23 (Arystas, ein schrecklicher Esser), verzehrt ein Brot
aus drei χοίνικες Mehl).
Die drei-choinikes-Wörter, deren Fassungsvermögen etwas mehr als drei
Litern entsprach, sind also „schwer“. Wenn also ein Ausdruck als „schwer“
oder „groß“ bezeichnet wird (s. infrd), so ist in der Regel gemeint, dass er
„schwülstig“ und „eindrucksvoll“ ist. Wenn diese Verbindung auch in der Stelle
in den aristophanischen Wespen gilt, ist sie ironisch gemeint, da sich die drei-
choinikes-Wörter hier auf keinen schwülstigen, sondern auf einen ganz kon-
kreten und alltäglichen Ausdruck beziehen, der zur Sprache eines (Gemüse-)
Verkäufers gut passen könnte, vgl. die Erwähnung davon, dass Sellerie und
Archippos
οΰδ’ έν πηγάνω· / τοΰτο γάρ παρεμβαλοϋμεν των τριχοινίκων επών. / άλλα
νυν μεν ούδέν άλγεΐς, άλλ’ όταν ξυνήγορος / ταϋτά ταΰτά σου καταντλή
καί ξυνωμότας καλή („Du bist ja weder ,bei der Sellerie' noch bei der Raute:
/ denn dieses werfen wir hinein aus den drei-choinikes-Wörtern. / Jetzt erlei-
dest du aber nichts, aber (du wirst leiden,) wenn ein Anwalt / dir eben diese
Beschuldigungen überschüttet und Verschwörer (vor Gericht) lädt“); s. dazu
Biles-Olson 2015, 237-8. Der Verweis auf Sellerie und Raute nimmt laut den
Scholien auf das Sprichwort οΰδ’ έν σελίνω Bezug, für das zwei Erklärungen
geliefert werden: Nach der einen wurden Sellerie und Raute am Rand der
Gemüsegärten gepflanzt; nach der zweiten wurden neugeborene Kinder
auf Blättern von Sellerie und Raute gebettet. Dabei scheint zudem das Verb
παρεμβάλλω („hineinstecken“, „einwerfen“), das erstmals in Ar. Vesp. 481
und danach nur in der Prosa (vgl. z. B. Plat. Leg. 741a) bezeugt ist, negativ
konnotiert zu sein, vgl. insb. Ar. Rhet. 1415bl5—17 ώσπερ έφη Πρόδικος, δτε
νυστάζοιεν οί άκροαταί, παρεμβάλλειν <τι> τής πεντηκονταδράχμου αύτοΐς
in Bezug auf den Sophisten Prodikos, der - „wenn seine Zuhörer einnickten
- etwas aus seinen 50-Drachmen Vorträgen hineingeworfen habe“, und vgl.
ferner [Dem.] 40,61 εάν ... ετέρους παρεμβάλλη λόγους κακουργών („falls ...
er weitere Argumente aufwieglerisch hineinwirft“).
Die χοΐνιξ galt als Trockenmaß, das in Attika etwas mehr als einen Liter
betrug (s. Hultsch 1882, 105 und 108 und Lang 1964, 46) und vier κοτύλαι ent-
sprach. Eine χοΐνιξ (vgl. Hdt. 7,187,2 und Thuc. 4,16,1 Ration für die Sklaven)
oder zwei χοίνικες (vgl. Hdt. 6,57,3 und Thuc. 4,16,1 für die Spartaner in
Sphakteria) Getreide entsprachen außerdem der Tagesration eines Mannes;
s. dazu HCT II, 453. Im Allgemeinen gelten deshalb drei χοίνικες als eine
ziemlich große Menge, vgl. Ar. Pac. 1144 (drei χοίνικες einer bohnenartigen
Pflanze (φάσηλοι) sind Teil der idyllischen Friedenszeit), Pac. 1217 (drei χοίνι-
κες Feigen sind das Angebot des Trygaios für den Kauf von zwei Helmbüschen
nach dem Friedensschluss), Eccl. 424 (alle würden für ein Gesetz stimmen,
dem gemäß die Getreideverkäufer drei χοίνικες ihrer Waren den Armen geben
sollen) und Xen. An. 7,3,23 (Arystas, ein schrecklicher Esser), verzehrt ein Brot
aus drei χοίνικες Mehl).
Die drei-choinikes-Wörter, deren Fassungsvermögen etwas mehr als drei
Litern entsprach, sind also „schwer“. Wenn also ein Ausdruck als „schwer“
oder „groß“ bezeichnet wird (s. infrd), so ist in der Regel gemeint, dass er
„schwülstig“ und „eindrucksvoll“ ist. Wenn diese Verbindung auch in der Stelle
in den aristophanischen Wespen gilt, ist sie ironisch gemeint, da sich die drei-
choinikes-Wörter hier auf keinen schwülstigen, sondern auf einen ganz kon-
kreten und alltäglichen Ausdruck beziehen, der zur Sprache eines (Gemüse-)
Verkäufers gut passen könnte, vgl. die Erwähnung davon, dass Sellerie und