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'Ηρακλής γαμών

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ist gut durch Aristophanes’ Schaffen bezeugt: Einerseits kritisiert er seine
Rivalen, die von faulen Witzen, wie z.B. von der komischen Darstellung des
Herakles, Gebrauch machen (Ar. Vesp. 60, Pac. 741 und s. dazu Biles-Olson
2015, 104); andererseits lässt er selbst einen komischen Herakles mehrmals
die Bühne betreten (Ar. Av. 1585-605, Ran. 62-5, 549-76, fr. 11; vgl. auch Lys.
928 und Ran. 503-18); witzige Darstellungen des Herakles finden sich auch
bei weiteren Komödiendichtern, vgl. z.B. Cratin. fr. 346; Phryn. com. fr. 24;
Straft, fr. 12 und später Alex. frr. 88 und 140. Als Säufer und Vielfraß erscheint
Herakles außerdem in Euripides’ „prosatyrischer“ Alkestis (s. Dale 1954, xx-
xxi und Parker 2007, xix-xxii) und in Ion TrGF 19 F 29 (aus dem erwähnten
Satyrspiel Όμφάλη); s. auch Boardman 1988, 731.
Inhalt Wie der Titel zeigt, bildeten eine von Herakles’ Hochzeiten und sei-
ne Rolle als Bräutigam den Mittelpunkt der Komödie.76 Als mögliche Bräute
kommen die von den Quellen erwähnten Gattinnen des Helden infrage
(aber auch anderen Frauen können nicht ausgeschlossen werden), z.B. die
bereits erwähnte Megara, die Herakles von ihrem Vater Kreon, dem König
von Theben, nach der Befreiung der Stadt zur Frau gegeben wurde,7' ferner
Deianeira, die von Herakles nach dem siegreichen Zweikampf gegen Acheloos
„erworben“ wurde,78 und Hebe, die Göttin der Jugend, Tochter von Zeus und
Hera.79 Höchstwahrscheinlich war bei Archippos Hebe die Braut, wie auch
in Epicharms Hebas gamos (so bereits Kaibel 1889, 54 Anm. 1 und 1895a,
542; von Salis 1905, 43-4; s. infra zum Abschnitt Archippos’ Herakles gamön
und Epicharms Hebas gamos). Dafür spricht die besondere Bedeutung dieser
Hochzeit, die letzte für den Helden, die sich an das Ende seiner irdischen
Anstrengungen, seine Apotheose (Hom. Od. 11,601-4; Hes. Th. 950-5; Pind.
Nem. 1,69-72) und an die Versöhnung mit Hera (Hes. fr. 25,28-33 und 229,8-13
M.-W.; Pind. Nem. 10,17-8 und Isthm. 4,58-60, Diod. 4,39,2-3) anschließt -
auch diese Elemente könnten ein komisches Potenzial geboten haben, z.B.
Herakles’ unkultivierter Umgang mit den Göttern (vgl. etwa Ar. Av. 1565-692),

76 S. Meineke FCG I, 208 «'Ηρακλής γαμών in quo argumento versata fuerit, titulus
fabulae satis indicat» und Bothe 1855, 270. Eine Übersetzung des Titels als Hochzeit
des Herakles (s. z.B. Storey FOCI, 103 und Hartwig 2014, 222 und 224) entspricht
dem griechischen Titel nicht; s. bereits Orth 2014, 159 Anm. 260.
77 Vgl. Hom. Od. 11,269-70; Euripides’ Herakles-, Diod. 4,10,6; Apollod. 2,4,11 und s.
supra zum Titel; s. ferner Brommer 1984, 125-6; Krischan 1931,146-52; Boardman
1988, 835-6 und Woodford 1997.
78 Vgl. Hes. fr. 25,17-25 M.-W. und Sophokles’ Trachinerinnen-, s. auch supra zum Titel;
Escher 1901; Brommer 1984, 120-1; Kahil 1986; Boardman 1988, 834-5.
79 S. dazu Brommer 1984, 123-4.
 
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