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Ar chippos

Da in der attischen Komödie in der Regel die Formen auf -ττ- anstelle derer
auf -σσ- verwendet werden und die beiden Formen im Zuge der Überlieferung
leicht verwechselt worden sein könnten, scheint es sinnvoll, Kocks Korrektur
(CAF I, 683) von θαλάσσης durch θαλάττης zu übernehmen. Die Lesart der
Handschriften wurde hingegen von Meineke (FCG II.2, 721)215 und Kassel-
Austin (PCG II, 546) behalten,216 s. auch Kaibel ap. PCG II, 546 «non audeo
corrigere». Um die überlieferte Form θάλασσα zu begründen, könnte man die
folgenden Möglichkeiten annehmen: (a) Es könnte sich um eine Anspielung
auf eine nicht-attische weibliche Figur mit dem Namen Thalassa handeln (s.
Meineke, der Θαλάσσης und Πορφύρας in FCG II.2, 721 setzt, und zuletzt PCG
II, 546) oder (b) um eine epische Parodie - eine lyrische Parodie scheint weni-
ger wahrscheinlich, da dabei die dorische Form κάρυξ anstelle von κήρυξ zu
erwarten wäre;217 (c) ferner könnte der Sprecher nicht-attischer Herkunft sein
(wobei aber zugleich auch nicht aus dem äolischen oder dorischen Sprachraum
stammen dürfte, weil auch in diesem Fall κάρυξ zu erwarten wäre; zur ak-
kuraten Wiedergabe der nicht-attischen Dialekte in der attischen Komödie s.
Colvin 1999, 296-8).
Die weiteren vorgeschlagenen Änderungen des überlieferten Textes schei-
nen unnötig: Kock (CAF I, 683) setzt πορφύρας anstelle von πορφύρας. Dadurch
ergibt sich die Wendung θαλάττης ... πορφύρας, die an das homerische Bild
des bewegten Meeres erinnern könnte (vgl. z. B. Hom. II. 1,481-2, 21,326 und
Od. 2,427-8). Nicht überzeugend scheint außerdem Vollgraffs Ergänzung des
Fragments (1940, 192 κήρυξ, θαλάσσης τρόφιμος, υιός πορφύρας / (άλός
πέτρας τε», die er darauf stützt, dass er eine Parallele zu Ale. fr. 359 V. πέτρας
και πολίας θαλάσ- / σας τέκνον (in Bezug auf eine χέλυς oder eine λεπάς
gesagt) zu erkennen vermeint.218
Die Interpunktion des Fragments hängt mit seiner Interpretation und den
eventuell angenommenen Korrekturen zusammen: z.B. Meineke (FCG II.2,
721) und Kassel-Austin (PCG II, 546) setzen ein Komma nach τρόφιμος (das
auch hier übernommen wurde, vgl. infra zur Interpretation), Kock (CAF I, 683)
hingegen setzt keines.

215 Die Lesart wird von Meineke beibehalten, obwohl er sie für einen attischen Namen
(Θαλάσση) hält, s. infra.
216 Vgl. hingegen supra zu fr. 15, wo die Lesart θαλάσσιοι in PCG Π, 543 durch die
attische Form θαλάττιοι substituiert wird.
217 Zur dorischen Färbung der lyrischen Passagen der Alten attischen Komödie s.
Kugelmeier 1996, 19-29.
218 Vgl. dazu die Bemerkungen des Zitatträgers in Athen. 3,85e-f.
 
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