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Ιχθύες (fr. 25)

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Fragments könnten deshalb auch die folgenden Möglichkeiten infrage kom-
men: „Ein(e) nahrhafte(r) Wellhornschnecke / Herold vom Meer, Sohn einer
Purpurschecke / von Porphyra“ (s. Olson-Sens 2000, 197 ad Archestr. fr. 50,3)
oder „Ein(e) Herold / Wellhornschnecke vom Meer, nahrhafter Sohn einer
Purpurschnecke / von Porphyra“.
υιός Das Substantiv wird in ernsten Zusammenhängen nur in Bezug auf
Menschen verwendet; im Gegensatz dazu wird z. B. τέκνον auch in Bezug
auf Tierjunge gebraucht, vgl. z.B. Hom. II. 2,315; Eup. fr. 111,1. Vgl. hinge-
gen Plat. com. fr. 112 Άρεως νεοττός, wo das Substantiv, das üblicherweise
Tierjunge bezeichnet, wahrscheinlich in Bezug auf eine menschliche Gestalt
(Peisandros?) gesagt wird, s. dazu Pirrotta 2009, 235-7.
Mit dem Wortschatz der Familienbeziehungen sind schließlich mehrere
kennings gebildet, die Meerestiere bezeichnen, vgl. Ale. fr. 359 V. (supra im
Abschnitt zur Textgestalt angeführt); Philox. ap. Plat. com. fr. 189,11 θαλάσσης
δ’ ές τέκν’ άνειμι (mit Pirrotta 2009, 356-9 zur unsicheren Identifikation des
zitierten Philoxenos von Leukas oder von Kythera); Euphan. fr. 1,2 μεστήν
ζέουσαν λοπάδα Νηρείων τέκνων;227 Archestr. fr. 50,3 Olson-Sens πόντου
τέκνα. Vgl. mit anderen Bezugswörtern z.B. Aesch. Pers. 618 γαίας τέκνα
(Blumen); Archestr. fr. 5,14-5 Olson-Sens τον έκ Τεγέαις σεμιδάλεος υιόν ... /
έγκρυφίην (ein Kuchen); Matr. fr. 1,117 Olson-Sens Δήμητρας παΐδ’ οπτόν
... πλακούντα (ein Kuchen), 4,1 καί σικυόν είδον, γαιης έρικυδέος υιόν (eine
Gurke). Zu weiteren Parallelen und zum Verweis auf weitere Literatur zu
kennings s. Olson-Sens 2000, 34 und 197-8.
πορφύρας πορφύρα ist eine allgemeine Bezeichnung für die Purpur-
schnecke und könnte als weiblicher Eigenname oder Spitzname gelten (vgl.
infrd). Mit πορφύρα könnten (unter anderem) die essbaren Murex brandaris
und Murex trunculus Linnaeus gemeint sein, vgl. Arist. Hist. an. 547a4 είσί
δε των πορφυρών γένη πλείω und s. Thompson 1947, 209-14; Palombi-
Santarelli 1969, 324-7; Olson-Sens 2000, 245; Garcia Soler 2001, 131. Zu ihrer
Fortpflanzung und ihrem den κήρυκες ähnlichen Aussehen vgl. Arist. Hist. an.
547a20-l und s. supra zu κήρυξ. Die Purpurschnecken wurden hauptsächlich
gefangen, um Purpur zu gewinnen, der sich im άνθος befindet (Arist. Hist,
an. 547a26-8). Dieser Farbstoff wurde für besonders wertvoll gehalten und im
römischen Reich sogar als Monopolware verkauft (zu Nachweisstellen und
einem Verweis auf einschlägige Sekundärliteratur s. Thompson 1947, 211-3;
Schneider 2001 und Cleland-Davies-Llewellyn-Jones 2007, 155-6 s.v. purple
und purple dyes). Dadurch lässt sich die seltene Erwähnung der πορφύρα als

227 Νηρείων ist eine moderne Korrektur anstelle des überlieferten νηρίων, s. PCG V,
281.
 
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