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Πλούτος (fr. 38)

239

Interpretation Die Aussage wendet der Sprecher (oder die Sprecherin) sehr
wahrscheinlich an eine weitere auf der Bühne anwesende Figur. Denkbar wäre
aber auch, dass sie in einen Monolog gehört.
Die Partikel δέ kann eine beiordnende oder adversative Bedeutung haben.
Im ersten Fall könnte in den vorangehenden Versen aufgelistet worden sein,
was der Sprecher noch getan oder vorbereitet hat, um den Betrug in Gang
zu setzen. Im zweiten Fall könnte δέ die Gegenüberstellung zwischen dem
Sprecher und seinem Gesprächspartner betonen (dazu würde die betonte
Form des Personalpronomens έμοί passen, s. supra zum kritischen Apparat).
Denkbar wäre auch eine Gegenüberstellung zwischen dem großartigen Plan
des Sprechers und einem anderen, schlecht ausgedachten Plan.
Wer der γέρων war und welche Rolle er im Plutos spielte, bleibt unklar
(zur Frage, ob er der komische Held gewesen sein könnte vgl. infra zum
Lemma). Aus dem bestimmten Artikel lässt sich lediglich schließen, dass er
den Zuschauern bereits bekannt war. Kaibel (1889, 55), der Archippos’ Plutos
als eine Nachahmung des gleichnamigen aristophanischen Stücks interpre-
tiert, schlägt vor, den γέρων mit dem Gott des Reichtums zu identifizieren. Ap.
PCGII, 551 schlägt Kaibel dagegen vor, dass der Betrogene ein archippeischer
Chremylos sei. Was den Sprecher des Fragments betrifft, so ist Kaibels vor-
geschlagene Identifikation mit einem Sklaven (1889, 55 und ap. PCG II, 551)
oder einem Jungen (ap. PCG II, 551) möglich.331 Worin der Sprecher den Greis
betrügen wollte, muss, offenbleiben. Lediglich anhand des Titels könnte man
annehmen, dass der Plan zum Betrug mit dem Unterschlagen von Reichtum
(so Kaibel 1889, 55 und ap. PCG II, 551) zusammengehangen haben könnte.
Es wäre außerdem denkbar, dass mehrere Figuren neben dem Sprecher am
Betrug des Greises beteiligt waren und dass der Betrug nicht nur eine private,
sondern auch/oder eine öffentliche Auswirkung gehabt haben könnte (vgl.
infra). Zum Betrug von γέροντες vgl. z.B. den von Paphlagon in den Rittern
betrogenen Demos (z.B. 809, 1103); Strepsiades, der sich von Chairephon und
Sokrates betrogen fühlt (Ar. Nub. 1466); Philokleon, den Bdelykleon täuscht,
um den angeklagten Hund Labes freisprechen zu lassen (Ar. Vesp. 992). In der
Neuen Komödie wird der Betrug eines Greises zum tragenden Element der
Handlung, z. B. in Menanders Samia, in der der alte Demeas von seinem Sohn
und seiner Konkubine Chrysis überzeugt wird, dass sein Enkel sein Sohn sei;

331 Die bloße Bezeichnung γέρων stellt allerdings keinen Beweis dafür dar, dass sich
ihm ein junger Mann gegenübergestellt, vgl. z. B. den Zusammenstoß zwischen dem
Greis Dikaiopolis (s. infra zu τον ... γέροντα) und dem Chor der alten Acharner.
 
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