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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0205
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Susarion

daß ausgerechnet von dieser nebulösen Figur drei bis fünf Trimeter überle-
ben. Andererseits ist es aus metrischen Gründen unwahrscheinlich, daß diese
Verse zu einem Iambos statt einer Komödie gehören (anders West 1974,183-4,
der Susarion in die Iambiker aufnimmt; der Verstoß des ersten Knox’schen
Gesetzes scheint dies zu verbieten; vgl. dazu aber Devine-Stephens 1983, 13
A. 25: „The extant fragment of Susarion is too short for us to be sure of the
Statistical significance of nonlexicality in the two examples (λέγει τάδε, άνευ
κακού), and the meter is less strict on other counts than that of Semonides
and Solon“).
Eine Kompromißlösung wäre, daß die Figur des Susarion zwar nicht erfun-
den ist, diese Verse ihm jedoch von der späteren Tradition angehängt worden
sind, und zwar mit unverkennbar attischen Versatzstücken: die Anrede an die
Bewohner des attischen demos scheint ausdrücklich mit der dorischen körne zu
kontrastieren, womit laut Aristoteles der megarische Anspruch untermauert
war (Rusten 2006, 59-60 spricht etwa von einem „pastiche of phrases from
Aristophanes [...] in the gnomic style of iambus [...] and with Standard mi-
sogynistic content“, indem er zu dem Schluß kommt, die Verse hätten nichts
mit der Komödie zu tun);15 der attische Ursprung der Komödie mußte auf
diese Weise beglaubigt werden (vgl. Kerkhof 2001, 47). Viel mehr läßt sich
über das Fragment nicht sagen, da wir nicht einmal über den Kontext und
entsprechenden Sitz im heben sicher sein können (so verbieten sich weiter-
führende Deutungen: an einen rituellen Hintergrund denkt etwa Bierl 2001,
221-2; völlig aus der Luft gegriffen ist die Behauptung in Percy 1996, 130, daß
Susarions Farcen „may well have been homoerotic“: dazu vgl. Dover 1999,
473: „why?“).
1 ακούετε λεώ Eine traditionelle Formel, mit der athenische Bürger
öffentlich angeredet worden zu sein scheinen (vgl. Ar. Ach. 1000, ausgespro-
chen vom Herold, mit Olson 2002, z. St.: ,,‘oyez! oyez!’ Apparently a traditional
formula used to introduce public proclamations“, Pac. 551, Av. 448).
Σουσαρίων λέγει τάδε Die Formulierung hat den Anschein einer
Sphragis von derjenigen Art, die v.a. in der Lyrik einen Echtheitsschütz gegen
Plagiate und Fälschungen darstellte (z. B. και τόδε Φωκυλίδεω für die unter
dem Namen des Phokylides kursierenden Elegien); sie ist aber auch der Prosa
nicht fremd (Stellen bei Kassel-Austin z. St.): Alcmae. 24 B 1 D.-Kr. (Άλκμαίων

15 Vgl. bereits Usener 1873, 428-9: „Dass das spätere Alterthum von Susarion noch
weniger als von Thespis originale Dichtungen lesen konnte, liegt auf der Hand;
aber es kannte auch nicht einmal untergeschobene Komödien des Tripodiskiers,
nur die bekannten vier oder fünf Verse waren fabriciert worden, nicht ungeschickt,
um die Art dieser ältesten Spässe zu veranschaulichen“.
 
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