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Aristomenes
Eine derartige Einteilung der Alten Komödie in mehrere Phasen, bei
der die Zeit des Peloponnesischen Krieges schon eine zweite Phase bildet,
ist sonst nicht direkt bezeugt (nach Proleg. De com. 5,3-4 p. 13 Koster
fällt der Höhepunkt der Alten Komödie in diese Zeit: ή δέ παλαιά έπι των
Πελοποννησιακών είχε τήν ακμήν), aber angesichts der Tatsache, dass Komö-
dienagone in Athen schon mehr als 50 Jahre vor dem Peloponnesischen Krieg
stattfanden, nicht unplausibel. Zudem finden sich Hinweise auf eine differen-
ziertere Betrachtung einzelner Phasen der Alten Komödie schon in Proleg. De
com. V p. 13-5 Koster (vgl. Z. 12-27, wo eine erste Phase mit Susarion ver-
bunden wird19 und dann mit Kratinos und Aristophanes jeweils neue Stufen
der Entwicklung erreicht werden), und in späteren Zeugnissen erscheint die
Trias der Alten Komödie dann tatsächlich als Vertreter einer zweiten Phase
der Gattungsgeschichte, so bei Diomedes, Proleg. De com. XXIV 2, 52-3 p.
121 Koster: secunda aetate fuerunt Aristophanes, Eupolis et Cratinus, qui et
principum vitia sectati acerbissimas comoedias composuerunt.20
Aber warum wird Aristomenes, dessen Karriere schon um etwa 440 v. Chr.
begann, mit der 87. Olympiade, also 432/28 v. Chr., in Verbindung gebracht?
Zunächst einmal ist zu betonen, dass dies nur indirekt geschieht: Nicht
Aristomenes, sondern die έπιδεύτεροι, zu denen Aristomenes gehört, werden
in die Zeit des Peloponnesischen Krieges datiert, der in der 87. Olympiade
begann. In Bezug auf Aristomenes wird hier vielleicht nur ausgesagt, dass
er zu einer Gruppe von Komödiendichtern gehörte, die in der 87. Olympiade
tätig waren (vielleicht ganz unabhängig davon, wann genau ihre Karriere
begann). Mit einer solchen Interpretation verschwindet auch der scheinba-
re Widerspruch zu dem Phrynichos-Eintrag, in dem der Dichter ebenfalls
zu den έπιδεύτεροι gezählt wird (also vermutlich wiederum zu den zu Be-
ginn des Peloponnesischen Kriegs tätigen Dichtern), obwohl dann seine
erste Aufführung in die 86. Olympiade (436/2 v. Chr.) datiert wird. Auch bei
Phrynichos könnte mit der Zuweisung an die έπιδεύτεροι einfach gemeint
sein, dass er um 432/8 aktiv war, und dies (vgl. den Anschluss mit γοϋν) mit
dem Beginn seiner Karriere 436/2 v. Chr. belegt worden sein.21 Eine mög-
19 In den Hss. steht der Name des Sannyrion, aber vgl. Schol. Dion. Ihr. GrGr I 3
p. 19,4 Hilg. (= Proleg. De com. XVIIIa, 19 p. 70 Koster).
20 Vgl. dazu die Diskussion von Nesselrath 1990, 54-5 und Nesselrath 2000a, 236.
21 Es gibt also keinen zwingenden Grund für Clintons (wenngleich attraktive) Korrek-
tur zu πζ' (= 432/8 v. Chr.) im Eintrag zu Phrynichos, zumal auch im Anon. De
com. (Proleg. de com. III) 32 p. 9 Kost. Εϋπολις Αθηναίος, έδίδαξεν έπί άρχοντος
Απολλοδώρου (a. 429), έφ’ ού καί Φρύνιχος nicht explizit von Phrynichos’ erster
Aufführung die Rede ist (vgl. Rusten 2006, 24-5 und Luppe 2007a, 25). Vielleicht
Aristomenes
Eine derartige Einteilung der Alten Komödie in mehrere Phasen, bei
der die Zeit des Peloponnesischen Krieges schon eine zweite Phase bildet,
ist sonst nicht direkt bezeugt (nach Proleg. De com. 5,3-4 p. 13 Koster
fällt der Höhepunkt der Alten Komödie in diese Zeit: ή δέ παλαιά έπι των
Πελοποννησιακών είχε τήν ακμήν), aber angesichts der Tatsache, dass Komö-
dienagone in Athen schon mehr als 50 Jahre vor dem Peloponnesischen Krieg
stattfanden, nicht unplausibel. Zudem finden sich Hinweise auf eine differen-
ziertere Betrachtung einzelner Phasen der Alten Komödie schon in Proleg. De
com. V p. 13-5 Koster (vgl. Z. 12-27, wo eine erste Phase mit Susarion ver-
bunden wird19 und dann mit Kratinos und Aristophanes jeweils neue Stufen
der Entwicklung erreicht werden), und in späteren Zeugnissen erscheint die
Trias der Alten Komödie dann tatsächlich als Vertreter einer zweiten Phase
der Gattungsgeschichte, so bei Diomedes, Proleg. De com. XXIV 2, 52-3 p.
121 Koster: secunda aetate fuerunt Aristophanes, Eupolis et Cratinus, qui et
principum vitia sectati acerbissimas comoedias composuerunt.20
Aber warum wird Aristomenes, dessen Karriere schon um etwa 440 v. Chr.
begann, mit der 87. Olympiade, also 432/28 v. Chr., in Verbindung gebracht?
Zunächst einmal ist zu betonen, dass dies nur indirekt geschieht: Nicht
Aristomenes, sondern die έπιδεύτεροι, zu denen Aristomenes gehört, werden
in die Zeit des Peloponnesischen Krieges datiert, der in der 87. Olympiade
begann. In Bezug auf Aristomenes wird hier vielleicht nur ausgesagt, dass
er zu einer Gruppe von Komödiendichtern gehörte, die in der 87. Olympiade
tätig waren (vielleicht ganz unabhängig davon, wann genau ihre Karriere
begann). Mit einer solchen Interpretation verschwindet auch der scheinba-
re Widerspruch zu dem Phrynichos-Eintrag, in dem der Dichter ebenfalls
zu den έπιδεύτεροι gezählt wird (also vermutlich wiederum zu den zu Be-
ginn des Peloponnesischen Kriegs tätigen Dichtern), obwohl dann seine
erste Aufführung in die 86. Olympiade (436/2 v. Chr.) datiert wird. Auch bei
Phrynichos könnte mit der Zuweisung an die έπιδεύτεροι einfach gemeint
sein, dass er um 432/8 aktiv war, und dies (vgl. den Anschluss mit γοϋν) mit
dem Beginn seiner Karriere 436/2 v. Chr. belegt worden sein.21 Eine mög-
19 In den Hss. steht der Name des Sannyrion, aber vgl. Schol. Dion. Ihr. GrGr I 3
p. 19,4 Hilg. (= Proleg. De com. XVIIIa, 19 p. 70 Koster).
20 Vgl. dazu die Diskussion von Nesselrath 1990, 54-5 und Nesselrath 2000a, 236.
21 Es gibt also keinen zwingenden Grund für Clintons (wenngleich attraktive) Korrek-
tur zu πζ' (= 432/8 v. Chr.) im Eintrag zu Phrynichos, zumal auch im Anon. De
com. (Proleg. de com. III) 32 p. 9 Kost. Εϋπολις Αθηναίος, έδίδαξεν έπί άρχοντος
Απολλοδώρου (a. 429), έφ’ ού καί Φρύνιχος nicht explizit von Phrynichos’ erster
Aufführung die Rede ist (vgl. Rusten 2006, 24-5 und Luppe 2007a, 25). Vielleicht