Θησεύς (fr. 1)
103
Vielleicht der beste, wenn auch ganz unsichere, Vorschlag stammt von
Porson, der ομοίως als Dublette zu dem folgenden παραπλησίως streicht,
und mit zwei minimalen weiteren Eingriffen βάπτων άλλων zu βαπτών αλών
ändert: κόγχος ήν βαπτών αλών.150 Porsons Vorschlag schafft (1) durch die
Eliminierung der langen Silbe in άλλ- eine plausible metrische Form (es
könnte sich z. B. um die zweite Hälfte eines iambischen Trimeters ab der
Penthemimeres handeln), (2) eine plausible syntaktische Erklärung des dann
von κόγχος abhängigen Genitivs βαπτών αλών, und stellt (3) mit αλών („Salz“)
ein Wort her, das sich grundsätzlich gut mit einem Wort der Wortfamilie βάπτω
verbinden lässt (Salz erscheint tatsächlich in Verbindung mit έμβάπτομαι bei
Ar. fr. 158 καί πώς έγώ Σθενέλου φάγοιμ’ άν ρήματα; / - είς οξος έμβαπτόμε-
νος ή ξηρούς άλας; ähnlich wird auch aktivisches έμβάπτω verwendet, vgl.
Cratin. fr. 150,3-4 είς άλμην τε καί όξάλμην κάτ’ ές σκοροδάλμην / χλιαρόν
έμβάπτων und Plat. com. fr. 215 έν σαπρώ γάρω / βάπτοντες άποπνίξουσί
με). Inhaltlich könnte davon die Rede sein, dass einer oder mehreren Personen
in einem Zeitraum der Vergangenheit oder bei einem bestimmten Mahl als
όψον allein eine kleine Menge von βαπτοί άλες zur Verfügung stand. Vgl.
CGFP fr. 311,1-2 τον παϊδα δει τον μικρόν άρτον έσθίειν, / άλας έπιτρώγειν,
όψαρίου μή θινγάνειν und Luc. Tim. 56 μάζα μεν έμοί δεϊπνον ικανόν, όψον
δε ήδιστον θύμον ή κάρδαμον ή εΐ ποτέ τρυφώην, ολίγον τών άλών, und zur
Verwendung von Salz insgesamt Dalby 2003, 290-1.
Kaibel ap. K.-A. vermutet plausibel einen Bezug auf das karge Mahl, das
Hekale Theseus vorsetzte (vgl. Callim. Hecal. fr. 27-39 Hollis); denkbar wäre
z.B. auch eine Beschreibung der einfacheren Ernährung der Athener der Zeit
des Theseus überhaupt (oder in einer bestimmten Notlage).151
Unklar bleibt, was genau mit den βαπτοί άλες gemeint ist. Üblicherweise
wurden andere Nahrungsmittel in Salz getaucht, nicht das Salz selbst in eine
Flüssigkeit (vgl. Meineke VI 51: „In Theseo Aristonymi βαπτοί άλες, nisi
λεπτοί legendum, esse videntur άλες είς οϋς βάπτεται“; vgl. dagegen Bothe
1855, 262-3, der κόγχον έμβάπτων ολον [unter Tilgung von ομοίως] vor-
150 In den Text gesetzt von Edmonds I (1957) 486.
151 An das Mahl der Hekale denkt auch Skempis 2010,300, der κόγχος in dem Fragment
als einen einfachen Eintopf deutet (vgl. unten zum Lemma, und LSJ s.v. κόγχος III):
„Hier wird ein Linseneintopf gekocht, dessen Zubereitung bäuerlicher Art zu sein
scheint, da die Linsen nicht zuerst enthülst werden. Die Hülsenfrüchte lassen an
ein karges Mahl denken, das dem Mahl, welches Hekale Theseus vorsetzt, sehr nahe
kommt. Auch die Formulierung der ins Wasser eingelegten Linsen erinnert an die
„in Salzlake schwimmenden“ Oliven in [Callim. Hekale] Fr. 36, 4-5 H.“ Allerdings
bleibt dabei die Deutung der Syntax des Fragments im einzelnen unklar.
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Vielleicht der beste, wenn auch ganz unsichere, Vorschlag stammt von
Porson, der ομοίως als Dublette zu dem folgenden παραπλησίως streicht,
und mit zwei minimalen weiteren Eingriffen βάπτων άλλων zu βαπτών αλών
ändert: κόγχος ήν βαπτών αλών.150 Porsons Vorschlag schafft (1) durch die
Eliminierung der langen Silbe in άλλ- eine plausible metrische Form (es
könnte sich z. B. um die zweite Hälfte eines iambischen Trimeters ab der
Penthemimeres handeln), (2) eine plausible syntaktische Erklärung des dann
von κόγχος abhängigen Genitivs βαπτών αλών, und stellt (3) mit αλών („Salz“)
ein Wort her, das sich grundsätzlich gut mit einem Wort der Wortfamilie βάπτω
verbinden lässt (Salz erscheint tatsächlich in Verbindung mit έμβάπτομαι bei
Ar. fr. 158 καί πώς έγώ Σθενέλου φάγοιμ’ άν ρήματα; / - είς οξος έμβαπτόμε-
νος ή ξηρούς άλας; ähnlich wird auch aktivisches έμβάπτω verwendet, vgl.
Cratin. fr. 150,3-4 είς άλμην τε καί όξάλμην κάτ’ ές σκοροδάλμην / χλιαρόν
έμβάπτων und Plat. com. fr. 215 έν σαπρώ γάρω / βάπτοντες άποπνίξουσί
με). Inhaltlich könnte davon die Rede sein, dass einer oder mehreren Personen
in einem Zeitraum der Vergangenheit oder bei einem bestimmten Mahl als
όψον allein eine kleine Menge von βαπτοί άλες zur Verfügung stand. Vgl.
CGFP fr. 311,1-2 τον παϊδα δει τον μικρόν άρτον έσθίειν, / άλας έπιτρώγειν,
όψαρίου μή θινγάνειν und Luc. Tim. 56 μάζα μεν έμοί δεϊπνον ικανόν, όψον
δε ήδιστον θύμον ή κάρδαμον ή εΐ ποτέ τρυφώην, ολίγον τών άλών, und zur
Verwendung von Salz insgesamt Dalby 2003, 290-1.
Kaibel ap. K.-A. vermutet plausibel einen Bezug auf das karge Mahl, das
Hekale Theseus vorsetzte (vgl. Callim. Hecal. fr. 27-39 Hollis); denkbar wäre
z.B. auch eine Beschreibung der einfacheren Ernährung der Athener der Zeit
des Theseus überhaupt (oder in einer bestimmten Notlage).151
Unklar bleibt, was genau mit den βαπτοί άλες gemeint ist. Üblicherweise
wurden andere Nahrungsmittel in Salz getaucht, nicht das Salz selbst in eine
Flüssigkeit (vgl. Meineke VI 51: „In Theseo Aristonymi βαπτοί άλες, nisi
λεπτοί legendum, esse videntur άλες είς οϋς βάπτεται“; vgl. dagegen Bothe
1855, 262-3, der κόγχον έμβάπτων ολον [unter Tilgung von ομοίως] vor-
150 In den Text gesetzt von Edmonds I (1957) 486.
151 An das Mahl der Hekale denkt auch Skempis 2010,300, der κόγχος in dem Fragment
als einen einfachen Eintopf deutet (vgl. unten zum Lemma, und LSJ s.v. κόγχος III):
„Hier wird ein Linseneintopf gekocht, dessen Zubereitung bäuerlicher Art zu sein
scheint, da die Linsen nicht zuerst enthülst werden. Die Hülsenfrüchte lassen an
ein karges Mahl denken, das dem Mahl, welches Hekale Theseus vorsetzt, sehr nahe
kommt. Auch die Formulierung der ins Wasser eingelegten Linsen erinnert an die
„in Salzlake schwimmenden“ Oliven in [Callim. Hekale] Fr. 36, 4-5 H.“ Allerdings
bleibt dabei die Deutung der Syntax des Fragments im einzelnen unklar.