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Orth, Christian; Aristomenes; Metagenes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,2): Aristomenes - Metagenes: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47764#0107
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106

"Ηλιος ριγών (Helios rigori)
(„Der frierende Sonnengott“)

Diskussionen Kaibel 1895b, 968,54-5; Norwood 1931, 22; Schmid 1946, 170
Anm. 10; Edmonds I (1957) 487 Anm. e; PCGII (1991) 572; Storey, FOCI (2011)
139.
Titel Der Titel "Ηλιος ριγών gehört zu einer Reihe von Komödientiteln ab
dem späten 5. Jh. v. Chr., in denen der Name einer mythischen Figur oder
eines Gottes mit einem attributivem Partizip verbunden ist, das oft auf eine
eher überraschende, für die betreffende Person unpassende Situation deutet;
vgl. Ηρακλής γαμών (Archippos und Nikochares), Ζευς κακούμενος (Pla-
ton), Ζώπυρος περικαιόμενος (Strattis), Όδυσσεύς άπονιπτόμενος (Alexis),
Όδυσσεύς ύφαίνων (Alexis);156 eine eng verwandte Titelform bilden daneben
Titel, in denen die Tätigkeit der mythischen Figur durch ein in Apposition
stehendes Substantiv ausgedrückt wird, vgl. z.B. Διόνυσος ασκητής
(Aristomenes) und Ηρακλής χορηγός (Nikochares).
Helios, der griechische Sonnengott (vgl. insgesamt z.B. Jessen 1912,
Yalouris 1990, Gantz 1993, 30-4), gehörte nicht zu den zwölf olympischen
Göttern und spielte, anders als bei vielen der benachbarten Völker, auch im
Kult der Griechen (mit Ausnahme von Rhodos) keine wichtigere Rolle (vgl.
Ar. Pac. 410-3 mit Olson 1998, 157-8). Dennoch war er für die Griechen der
klassischen Zeit omnipräsent als Gott des Eichts, der alles sieht (vgl. schon
Hom. II. 3,277, Od. 8,271, Hymn. Dem. 64-73), und wurde immer wieder in
Gebeten angerufen (die persönliche Verehrung des Helios durch Gebete bei
Tagesanbruch bezeugt Plat. Symp. 220d [über Sokrates] ό δε είστήκει μέχρι
έως έγένετο και ήλιος άνέσχεν· έπειτα ωχετ’ άπιών προσευξάμενος τω ήλίω;
vgl. auch Ar. Plut. 771 [wo der von der Blindheit geheilte Plutos spricht], Soph.

156 Bei den beiden Odysseus-Stücken des Alexis könnte der Titel auch später zur
Unterscheidung hinzugefügt worden sein (obwohl gerade die dadurch ausgedrück-
te Umkehrung der normalen Verhältnisse im Όδυσσεύς ύφαίνων dafür spricht,
dass das Partizip von Anfang an Bestandteil des Titels war). Bei Tragödientiteln
wie Προμηθεύς λυόμενος (Aischylos, der mehrere Prometheus-Dramen schrieb),
Όδυσσεύς μαινόμενος (Sophokles, der auch einen Όδυσσεύς άκανθοπλήξ schrieb),
Ιππόλυτος καλυπτόμενος (Euripides, zur Unterscheidung von der zweiten, erhal-
tenen, Version des Hippolytos) handelt es sich wahrscheinlich um spätere Zusätze
zur Unterscheidung gleichnamiger Stücke (vgl. Sommerstein 2002, 3-4); in der
Tragödie vgl. daneben auch Αίας μαινόμενος (Astydamas II), Περικαιόμενος
Ηρακλής (Spintharos), Σεμέλη κεραυνουμένη (Spintharos), wo jeweils unklar
bleibt, ob das Partizip ursprünglicher Bestandteil des Titels war.
 
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