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Autokrates
Besonders in Vers 7-10 werden erotische Aspekte der Tänze hervorgehoben
(vgl. auch zu Vers 10),232 und eine gewisse Nähe besteht zu der Beschreibung
obszöner Bewegungen bei Eup. fr. 88 ος καλώς μέν τυμπανίζεις/και δια-
ψάλλεις τριγώνοις / κάπικινεϊ ταϊς κοχώνοις / καί ψπείθειςψ άνω σκέλη.
Inwieweit das dem Charakter realer Tänze im Artemistempel von Ephesos
entsprach, und welche Rolle hier phantasievolle Wunschvorstellungen sowie
Klischees und Topoi von orientalischen Tänzen spielen, lässt sich nur schwer
abschätzen.233
1 οία παίζουσιν φίλαι Vgl. (mit auffälligen, aber vielleicht nur zu-
fälligen, Übereinstimmungen im zweiten Vers) Pind. 01. 1,15-7 μουσικάς έν
άώτω, / οία παίζομεν φίλαν / άνδρες άμφί θαμά τράπεζαν.234 Mit οία wird hier
(und in Vers 10) ein Vergleich eingeleitet (vgl. LSJ s. v. οίος V.2), wie z.B. auch
bei Hom. Od. 3,73, Alcm. fr. 56,4 PMG, Aesch. Ag. 1142, Ar. fr. 591,93 έλαφρόν
οίά τις μόλυβδος, Anaxandr. fr. 47,1 οία νυμφή βασιλίς ώνομασμένη.235
Zu παίζειν in Bezug auf Tänze von Mädchenchören vgl. Calame 1977,165,
der neben Autokrates u. a. Hes. Scut. 277. 282, Hom. Hymn. 2,425. 5,120. 30,15
und Plut. Mui. virt. 249d zitiert.
Da φίλαι hier direkt vor παρθένοι steht,236 und nicht bei Λυδών κοραί,
handelt es sich hier wahrscheinlicher um einen Ausdruck der Sympathie der
Sprecher (vgl. auch zur Interpretation) als um eine Verwandtschaftsangabe
in derselben Form wie bei Eur. Troad. 414 Άτρέως φίλος παϊς, IT 440-1 (lyr.)
Λήδας Έλένα φίλα / παϊς, Hel. 220-1 (lyr.) δίδυμά τε Διός ούκ εύ/δαιμονεϊ
232 Von einem obszönen Tanz geht auch Diels 1896, 362 aus: „Über diesen orientali-
schen Dienst, der aus Lydien in den Ephesischen Artemiscult verpflanzt worden ist,
erfahren wir aus Aristophanes’ Wolken und den ,Paukenschlägern' des Autokrates
Näheres, wonach ein lasciver Tanz die vornehmste Culthandlung dieser lydischen
Jungfrauen war.“ Dagegen wendet sich Calame 1977,179 Anm. 12: „ä notre avis, la
description dAutocr. connote au contraire l’ordre et la retenue“ (aber wie sich das
mit dem Bild der Sprünge der Bachstelze vereinbaren lässt, bleibt unklar).
233 Zu obszönen Elementen in Tänzen von Mädchenchören zu Ehren der Artemis vgl.
Nilsson 1906,184-8. Inwieweit die bei Autokrates geschilderten Tänze mit anderen
komischen oder obszönen Tänzen wie Kordax (Webster 1952a, 71, und vgl. schon
Lobeck 1829, 1086bis-8bis) und Apokinos (Borthwick 1967, 411 Anm. 5; vgl. auch
zu Cephisod. fr. 2) in Bezug zu setzen sind, bleibt unklar.
234 Zitiert von Kassel/Austin ad l.
235 Zu weiteren Belegen für οία (allerdings in anderer Funktion) bei Aristophanes vgl.
Olson ad Ar. Pac. 389, dem sich aus anderen Komödiendichtern Plat. com. fr. 102,1,
Antiphan. fr. 122,13. 228,5 hinzufügen lassen.
236 Zu der Verbindung vgl. z.B. auch Eur. fr. 117 Kn. (Andromeda zum Chor) φίλαι
παρθένοι, φίλαι μοι (aufgegriffen von Ar. Thesm. 1015).
Autokrates
Besonders in Vers 7-10 werden erotische Aspekte der Tänze hervorgehoben
(vgl. auch zu Vers 10),232 und eine gewisse Nähe besteht zu der Beschreibung
obszöner Bewegungen bei Eup. fr. 88 ος καλώς μέν τυμπανίζεις/και δια-
ψάλλεις τριγώνοις / κάπικινεϊ ταϊς κοχώνοις / καί ψπείθειςψ άνω σκέλη.
Inwieweit das dem Charakter realer Tänze im Artemistempel von Ephesos
entsprach, und welche Rolle hier phantasievolle Wunschvorstellungen sowie
Klischees und Topoi von orientalischen Tänzen spielen, lässt sich nur schwer
abschätzen.233
1 οία παίζουσιν φίλαι Vgl. (mit auffälligen, aber vielleicht nur zu-
fälligen, Übereinstimmungen im zweiten Vers) Pind. 01. 1,15-7 μουσικάς έν
άώτω, / οία παίζομεν φίλαν / άνδρες άμφί θαμά τράπεζαν.234 Mit οία wird hier
(und in Vers 10) ein Vergleich eingeleitet (vgl. LSJ s. v. οίος V.2), wie z.B. auch
bei Hom. Od. 3,73, Alcm. fr. 56,4 PMG, Aesch. Ag. 1142, Ar. fr. 591,93 έλαφρόν
οίά τις μόλυβδος, Anaxandr. fr. 47,1 οία νυμφή βασιλίς ώνομασμένη.235
Zu παίζειν in Bezug auf Tänze von Mädchenchören vgl. Calame 1977,165,
der neben Autokrates u. a. Hes. Scut. 277. 282, Hom. Hymn. 2,425. 5,120. 30,15
und Plut. Mui. virt. 249d zitiert.
Da φίλαι hier direkt vor παρθένοι steht,236 und nicht bei Λυδών κοραί,
handelt es sich hier wahrscheinlicher um einen Ausdruck der Sympathie der
Sprecher (vgl. auch zur Interpretation) als um eine Verwandtschaftsangabe
in derselben Form wie bei Eur. Troad. 414 Άτρέως φίλος παϊς, IT 440-1 (lyr.)
Λήδας Έλένα φίλα / παϊς, Hel. 220-1 (lyr.) δίδυμά τε Διός ούκ εύ/δαιμονεϊ
232 Von einem obszönen Tanz geht auch Diels 1896, 362 aus: „Über diesen orientali-
schen Dienst, der aus Lydien in den Ephesischen Artemiscult verpflanzt worden ist,
erfahren wir aus Aristophanes’ Wolken und den ,Paukenschlägern' des Autokrates
Näheres, wonach ein lasciver Tanz die vornehmste Culthandlung dieser lydischen
Jungfrauen war.“ Dagegen wendet sich Calame 1977,179 Anm. 12: „ä notre avis, la
description dAutocr. connote au contraire l’ordre et la retenue“ (aber wie sich das
mit dem Bild der Sprünge der Bachstelze vereinbaren lässt, bleibt unklar).
233 Zu obszönen Elementen in Tänzen von Mädchenchören zu Ehren der Artemis vgl.
Nilsson 1906,184-8. Inwieweit die bei Autokrates geschilderten Tänze mit anderen
komischen oder obszönen Tänzen wie Kordax (Webster 1952a, 71, und vgl. schon
Lobeck 1829, 1086bis-8bis) und Apokinos (Borthwick 1967, 411 Anm. 5; vgl. auch
zu Cephisod. fr. 2) in Bezug zu setzen sind, bleibt unklar.
234 Zitiert von Kassel/Austin ad l.
235 Zu weiteren Belegen für οία (allerdings in anderer Funktion) bei Aristophanes vgl.
Olson ad Ar. Pac. 389, dem sich aus anderen Komödiendichtern Plat. com. fr. 102,1,
Antiphan. fr. 122,13. 228,5 hinzufügen lassen.
236 Zu der Verbindung vgl. z.B. auch Eur. fr. 117 Kn. (Andromeda zum Chor) φίλαι
παρθένοι, φίλαι μοι (aufgegriffen von Ar. Thesm. 1015).