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Diokles

beispielsweise in einem nachgeholten Prolog nach einer Anfangsszene, in der
die unglückliche Situation eines alten Mannes bereits deutlich wurde (natür-
lich kann aber auch eine Anrede einer Gruppe jüngerer Männer innerhalb des
Stücks nicht ausgeschlossen werden).
Die Vorstellung, dass es besser ist, zu sterben, bevor man alt wird, ist
besonders deutlich ausgedrückt in dem sarkastischen Men. Dis. exap. fr. 4 öv oi
θεοί φιλοϋσιν αποθνήσκει νέος (zum Kontext vgl. die lateinische Übertragung
bei Plaut. Bacch. 8 1 6 - 7,366 wo mit diesen Worten dem alten Nicobulus seine
Dummheit vorgeworfen wird). Vgl. auch Soph. OC 1225-38, wo ein früher
Tod für wünschenswert erklärt wird und ebenso wie bei Diokles sowohl die
Freuden der Jugend (1229-30 ώς εΰτ’ άν τό νέον παρή / κούφας άφροσύνας
φέρον) als auch die Leiden des Alters thematisiert werden (das dort mit
weiteren Adjektiven mit α privativum beschrieben wird, 1236-7 άκρατες
άπροσόμιλον / γήρας άφιλον). Ein Verbreiter Topos ist auch der Gedanke,
dass sich die Menschen zwar in der Jugend wünschen, alt zu werden, aber
dann, wenn sie alt sind, über das Alter klagen (vgl. z.B. Eur. fr. dub. 1113b
Kn. [vielleicht tatsächlich ein Komödienfragment, vgl. Kannicht, TrGF V.2
1024], Antiph. fr. 94. 235, Men. fr. 867, Menekrates v. Samos AP 9,54 = HE
2595-6; vgl. mit weiteren Belegen Kindstrand 1976, 276-7 adBion. fr. 63); zu
einer ähnlichen Klage über das Alter vgl. auch Pherecr. fr. dub. 28 3.367 Zur
Darstellung des Alters in der Alten Komödie vgl. Brandt 2002, 63-9.
Ein häufigeres Komödienmotiv sind die Anklänge einer hedonistischen
Lebenshaltung in Vers 3 (vgl. Orth 2013 (FrC 9.1), 302-3 ad Amips. fr. 21).
Der ernste (aber trotz einzelner in der Tragödie bezeugter Wendungen
nicht eigentlich paratragische)368 Tonfall des Fragments wird nur im expressiv-
bildhaften άγόμφιον ... / αιώνα (4-5) durchbrochen. Ein interessantes (auch
in dem ernsten Ton vergleichbares) positiveres Gegenstück zu der Klage über
das Alter bei Diokles ist der Makarismos des Sophokles bei Phryn. com. fr. 32.
1 μηδείς ποθ’ Vgl. (ebenfalls am Anfang eines Trimeters) Eur. Hipp.
1083 μηδείς ποτ’, Eur. Hel. 1030 und Soph. OC 942 ούδείς ποτ’, und vgl. auch
Eur. Med. 808 μηδείς με φαύλην κάσθενή νομιζέτω.

366 Vgl. mit weiteren Belegen (besonders für die weit verbreitete allgemeinere Vor-
stellung, dass es besser sei, überhaupt nicht geboren zu werden), Barsby 1986,161.
367 Zahlreiche weitere Beispiele für Klagen über das Alter sind gesammelt bei Stob.
4,50,b (vol. V p. 1036-53 Hense).
368 Vgl. die Anapäste in Vers 3 und 4 und das in der Tragödie seltene [nur Aesch. Ag.
216, Soph. Trach. 617 und Eur. Ale. 867], in der Komödie dagegen weit verbreitete
Verb έπιθυμέω in Vers 1.
 
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