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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0231
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6. Rezeptionen und Wirkungen

le Bel große Teile des lateinischen Textes nicht mit übersetzt hatte: weil er sie
nämlich als Auszüge aus dem „Traite tres-utile de la maison Interieure, c’est ä
dire, de l’edifice de la conscience“ identifiziert hatte.12 Seine Eingriffe in die Text-
gestalt wurden prägend und spätestens seit der Ausgabe von Horstius maßgeb-
lich für alle folgenden lateinischen Ausgaben.13
Dessen ungeachtet kam es aber wohl zu keiner weiteren Auflage dieser (Euvres
completes. Auch als Anstoß für Übersetzungen des ,ganzen Bernhard* in an-
dere Sprachen scheint diejenige des Philippes le Bel nicht gedient zu haben.
Ebenso wenig wurden die Predigt und der Traktat über die vier Gewissensarten
nachfolgend in andere Sprachen übertragen. In Anbetracht der Fülle erschiene-
ner Einzelübersetzungen von Schriften des Clarevallensers ist dieser Befund be-
reits für sich genommen auffällig.14 15
Die beiden ‘bernhardischen* Gewissenstexte wurden offensichtlich erst in den
60er Jahren des 19. Jahrhunderts wieder in andere Sprachen übertragen: Fast fast
zeitgleich erschienen zwei neue Übersetzungen ins Französische. Auch ihr Hin-
tergrund war wieder weniger ein plötzliches Bedürfnis nach volkssprachlichen
Fassungen der zwei Werke; vielmehr sind beide Ausgaben auch hier Teile größe-
rer Unternehmen, die ebenfalls das gesamte Schrifttum Bernhards von Clair-
vaux nach der Ausgabe von Mabillon vollständig zu übertragen suchten. Über
den kulturellen Hintergrund der Übersetzungen wird zu sprechen sein.
Im Jahr 1865 erschien zugleich bei Nigault de Prailaume in Caen und bei Louis
Vives in Paris der erste Band einer auf acht Bände angelegten zweisprachigen
Ausgabe der (Euvres completes de Saint BernardE 1866 folgte der zweite und
wiederum ein Jahr später erschienen weitere fünf Bände.16 Nachdem bei den ers-
ten fünf Bänden noch Abbe Alfred-Louis Charpentier als Übersetzer genannt
wurde, erschienen die folgenden drei Bände in der Übersetzung von Abbe Pierre
Dion (f 1867). Anscheinend fand das Unternehmen reges Interesse, erschien
doch 1873 bereits eine zweite und 1877 auch noch eine dritte Auflage. (Die zweite
Auflage wurde nun ausschließlich mit dem Verweis auf Abbe Charpentier als
Übersetzer gedruckt.17) Im Jahr 1878 schließlich folgte ein umfangreiches
Gesamtregister zur Ausgabe.18 Eine Besonderheit dieser Ausgabe war ihre Zwei-
12 Vgl. oben S. 91, Anm. 61.
13 Vgl. oben Kapitel 4.3 b).
14 Zu den frühen Übersetzungen der unter dem Namen Bernhards firmierenden Texte vgl. den
Überblick von W. Höver, „Bernhard von Clairvaux“ sowie BB passim, Repertorium, ed.
R. Schönberger et al., Bd. 1, S. 833-87 und D. N. Bell, English Translations.
15 55 2393.
16 5 5 2414,2431.
17 Vgl. 55 2499, 2547.
18 55 2564.
 
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