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6. Rezeptionen und Wirkungen
royal du genie zunächst ins Kloster Saint-Maurice eingetreten, um dann als Abbe
und Feldgeistlicher weiter in der Armee zu wirken. Während der Revolution
exiliert, nahm er nach der Restauration unter Ludwig XVIII. (f 1824) sein Amt
wieder wahr und wurde schließlich sogar zum Ritter des Ordre royal et militaire
de Saint-Louis geschlagen.643
Sein hier im Fokus stehendes Handbuch hatte Abbe de Tupfet in Form eines
alphabetischen Verzeichnisses zentraler Begriffe christlicher Religiosität arran-
giert, wobei Lemmata aus dem Feld der Dogmatik (wie Trinität oder Unbefleckte
Empfängnis) keine Berücksichtigung fanden. Eine der Besonderheiten dieses
Manuals liegt - im Vergleich zum Beispiel zu jenem Vincent Houdrys - im völ-
ligen Verzicht des Verfassers auf Angaben zu den von ihm benutzten und zitier-
ten Quellen. Dies gilt auch für die Ausführungen zum Stichwort Conscience.
Zur Klärung des Begriffs hielt de Tupfet offensichtlich das Motiv der vier
Gewissensarten für die wichtigste inhaltliche Bestimmung seines Gegenstands.
Für seinen Rekurs griff er aller Wahrscheinlichkeit nach auf Bernhards Predigt
Vom vierfachen Gewissen zurück, wobei er den Text kondensierte und die
Repräsentanten der vier Arten typologisierte: Ein wohl ruhiges, aber nicht gutes
Gewissen hätten Toren; ein gutes, aber unruhiges Büßer; ein weder gutes noch
ruhiges Gewissen die Verdammten; ein gutes und ruhiges Gewissen schließlich
besäßen die Gerechten.644 Die Kennzeichnung jener, die ein schlechtes und
zugleich ruhiges Gewissen besitzen als Toren, verweist wohl unmittelbar auf die
Psalmen 14.1 und 53.1, in denen vom Narren die Rede ist, der in seinem Herzen
spricht, dass es keinen Gott gebe.
Es scheint jedoch, als sei das Viererschema für de Tupfet weniger seiner
Geschlossenheit wegen bedeutsam gewesen als deshalb, weil in ihm gleich vier
Gewissensarten zusammengefaßt waren; setzte er den Eintrag zum Gewissen
doch mit der Aufzählung und kürzesten Erklärung weiterer Arten von Gewissen
fort. Alles in allem bietet sein Handbuch zum Begiff Gewissen somit nicht mehr
als Versatzstücke, die jedoch als solche nicht einmal ausgewiesen sind. Die Ent-
scheidung hierfür hatte der Abbe sogar ausdrücklich herausgestellt: Es nütze
wenig, bemerkte er im Vorwort, die Quellen zu kennen - entscheidend sei der
643 Vgl. zu ihm J.-M. Querard, La France litteraire, Bd. 9, S. 574 sowie v. a. Fr. Roux-Alpheran,
Les rues d’Aix, Bd. 2, S. 90-2.
644 „11 y a quatre sortes de conscience: la conscience tranquille et non bonne, celle de ceux qui pe-
chent en esperance que Dien ne les recherchera pas: conscience d’insense. La conscience bonne
et non tranquille, celle de ceux qui, convertis, pensent ä leur vie passee dont ils congoivent de la
douleur: conscience de penitent. La conscience ni bonne ni tranquille, celle de ceux qui desesp-
erent de leur salut ä cause de leurs peches: conscience de reprouve. La conscience bonne et tran-
quille, celle de ceux qui sont parvenus ä soumettre la chair sous l’empire de la raison: conscience
du juste.“ H. de Tuffet, Manuel de meditation, S. 91 f.
6. Rezeptionen und Wirkungen
royal du genie zunächst ins Kloster Saint-Maurice eingetreten, um dann als Abbe
und Feldgeistlicher weiter in der Armee zu wirken. Während der Revolution
exiliert, nahm er nach der Restauration unter Ludwig XVIII. (f 1824) sein Amt
wieder wahr und wurde schließlich sogar zum Ritter des Ordre royal et militaire
de Saint-Louis geschlagen.643
Sein hier im Fokus stehendes Handbuch hatte Abbe de Tupfet in Form eines
alphabetischen Verzeichnisses zentraler Begriffe christlicher Religiosität arran-
giert, wobei Lemmata aus dem Feld der Dogmatik (wie Trinität oder Unbefleckte
Empfängnis) keine Berücksichtigung fanden. Eine der Besonderheiten dieses
Manuals liegt - im Vergleich zum Beispiel zu jenem Vincent Houdrys - im völ-
ligen Verzicht des Verfassers auf Angaben zu den von ihm benutzten und zitier-
ten Quellen. Dies gilt auch für die Ausführungen zum Stichwort Conscience.
Zur Klärung des Begriffs hielt de Tupfet offensichtlich das Motiv der vier
Gewissensarten für die wichtigste inhaltliche Bestimmung seines Gegenstands.
Für seinen Rekurs griff er aller Wahrscheinlichkeit nach auf Bernhards Predigt
Vom vierfachen Gewissen zurück, wobei er den Text kondensierte und die
Repräsentanten der vier Arten typologisierte: Ein wohl ruhiges, aber nicht gutes
Gewissen hätten Toren; ein gutes, aber unruhiges Büßer; ein weder gutes noch
ruhiges Gewissen die Verdammten; ein gutes und ruhiges Gewissen schließlich
besäßen die Gerechten.644 Die Kennzeichnung jener, die ein schlechtes und
zugleich ruhiges Gewissen besitzen als Toren, verweist wohl unmittelbar auf die
Psalmen 14.1 und 53.1, in denen vom Narren die Rede ist, der in seinem Herzen
spricht, dass es keinen Gott gebe.
Es scheint jedoch, als sei das Viererschema für de Tupfet weniger seiner
Geschlossenheit wegen bedeutsam gewesen als deshalb, weil in ihm gleich vier
Gewissensarten zusammengefaßt waren; setzte er den Eintrag zum Gewissen
doch mit der Aufzählung und kürzesten Erklärung weiterer Arten von Gewissen
fort. Alles in allem bietet sein Handbuch zum Begiff Gewissen somit nicht mehr
als Versatzstücke, die jedoch als solche nicht einmal ausgewiesen sind. Die Ent-
scheidung hierfür hatte der Abbe sogar ausdrücklich herausgestellt: Es nütze
wenig, bemerkte er im Vorwort, die Quellen zu kennen - entscheidend sei der
643 Vgl. zu ihm J.-M. Querard, La France litteraire, Bd. 9, S. 574 sowie v. a. Fr. Roux-Alpheran,
Les rues d’Aix, Bd. 2, S. 90-2.
644 „11 y a quatre sortes de conscience: la conscience tranquille et non bonne, celle de ceux qui pe-
chent en esperance que Dien ne les recherchera pas: conscience d’insense. La conscience bonne
et non tranquille, celle de ceux qui, convertis, pensent ä leur vie passee dont ils congoivent de la
douleur: conscience de penitent. La conscience ni bonne ni tranquille, celle de ceux qui desesp-
erent de leur salut ä cause de leurs peches: conscience de reprouve. La conscience bonne et tran-
quille, celle de ceux qui sont parvenus ä soumettre la chair sous l’empire de la raison: conscience
du juste.“ H. de Tuffet, Manuel de meditation, S. 91 f.