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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0041
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Doctrina privata und doctrina publica I 37

Bräutigam und „gegen die Welt“ ins Zentrum, die zusammen mit dem Leben in
Keuschheit und Klausur als ein „unblutiges Martyrium“ verstanden wurde. In
der Nachfolge Mariens sicherte das „unblutige Martyrium“ den Nonnen nicht
nur die Krone der Märtyrer im Jenseits, sondern auch einen gesellschaftlich ho-
hen Status in der weltlichen und geistlichen Hierarchie. Die spirituell überhöhte
Stellung als „Braut des höchsten Königs“ wurde in manchen Orden wie bei den
Benediktinerinnen und Prämonstratenserinnen durch die sogenannte ,Nonnen-
krone* in einer für die mittelalterliche Gesellschaft typischen Weise symbolisch
sichtbar gemacht.7 8 Bestehend aus schmalen weißen, kreuzweise über den Kopf
gelegten Stoffbändern verwies die Nonnenkrone auf die zukünftige Krönung
der Jungfrauen im Himmel nach dem Vorbild Mariens. Die Nonnenkrönung
oder auch Jungfrauenweihe* stellte die offizielle Anerkennung der Jungfräu-
lichkeit durch die Kirche dar und durfte deshalb nur vom Bischof vollzogen
werden.9 Die Vorstellung der Nonne als sponsa Christi hatte im Hochmittelalter
bereits eine lange Tradition, doch gewann sie im 12. Jahrhundert neue Relevanz,
als im Zuge der Ausbildung der Kirchenhierarchie auch die Stellung der geistli-
chen Frauen neu definiert wurde. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Nonnen-

7 Vgl. Rene Metz, La consecration des vierges dans l’Eglise romaine: etude d’histoire de la
Liturgie (Bibliotheque de l’Institut de droit canonique de l’Universite de Strasbourg 4), Pa-
ris 1954; Eva Schlotheuber, Klostereintritt und Bildung. Die Lebenswelt der Nonnen im
späten Mittelalter. Mit einer Edition des ,Konventstagebuchs1 einer Zisterzienserin von
Heilig-Kreuz bei Braunschweig (1484-1507) (Spätmittelalter und Reformation. Neue Rei-
he 24), Tübingen 2004, S. 156-174; Renate Amstutz, Die liturgisch-dramatische Feier der
Consecratio virginum nach dem Pontifikale des Bischofs Durandus (Ende des 13. Jh.). Eine
Studie zur Rezeption der Zehnjungfrauen-Parabel in Liturgie, Ritus und Drama der mit-
telalterlichen Kirche, in: Hans-Joachim Ziegeler (Hg.), Ritual und Inszenierung. Geistli-
sches und weltliches Drama des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Tübingen 2004,
S. 71-112; Christel Bertelsmeier-Kierst, Bräute Christi. Zur religiösen Frauenbewe-
gung im 12. und 13. Jahrhundert, in: Christel Bertelsmeier-Kierst (Hg.), Elisabeth von
Thüringen und die neue Frömmigkeit in Europa. Internationales Symposion in Marburg
Mai 2007 (Kulturgeschichtliche Beiträge zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit 1),
Frankfurt 2008, S. 1-33.
8 Evelin Wetter, Von Bräuten und Vikaren Christi. Zur Konstruktion von Ähnlichkeit im
sakralen Initiationsakt, in: Martin GAIER/Jeanette KoHL/Alberto Saviello (Hgg.), Simih-
tudo. Konzepte der Ähnlichkeit in Mittelalter und Früher Neuzeit, München 2012, S. 129-
46; Caroline Walker Bynum, „Crowned with Many Crowns“: Nuns and Their Statues in
Late-Medieval Wienhausen, in: Catholic Historical Review 101, 2015, S. 18-40; Eva Schlo-
theuber, Hildegard von Bingen und die konkurrierenden spirituellen Lebensentwürfe der
mulieres religiosae im 12. und 13. Jahrhundert, in: Rainer BERNDT/Maura Zatonyi (Hgg.),
Unversehrt und unverletzt. Hildegards von Bingen Menschenbild und Kirchenverständnis
heute (Erudiri Sapientia 12), Münster 2015, S. 323-365, hier S. 344-346. Die Birgittinnen
tragen die Nonnenkronen noch heute über ihrem Schleier.
9 Michel Andrieu (Hg.), Le Pontifical romain au moyen äge Bd. 3: Le Pontifical de Guillaume
Durand (Studi e Testi 88), Gitta del Vaticano 1940, S. 416.
 
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