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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0095
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Autorität und Strahlkraft I 91


Abb. 2 Benedikt übergibt seine Regel, Martyrologium der Abtei Notre-Dame des Pres in Douais
(13. Jh.), Valenciennes, Bibliotheque municipale, Ms. 838, fol. 72v.

Offenbar sah er, wie andere auch, dass die Autorität der Regel(n) (innerhalb
der vita religio sa) bisweilen sogar überhand nehmen konnte. Die traditionel-
len Benediktiner hatten die literale Wortgläubigkeit zisterziensischer Refor-
mer in diesem Sinne immer wieder scharf kritisiert. Kein Wort der Regel gä-
ben sie preis, ihren Kontext und Sinn aber verstünden sie nicht.39 Stetig
wurden - auch aufgrund dessen - Regeln kommentiert, selbst von Päpsten,
wie beispielsweise die Franziskusregel in der Bulle Q^o elongati Gregors des
IX. von 123O.40 Weil alle Institutionen und deren sie stützende Geltungsbe-
hauptungen sozialen, politischen, moralischen oder theologischen Einflüssen
und damit zwangsläufig Wandlungsprozessen unterlagen, sah man im Kom-
mentieren und Konkretisieren der Norm, mithin der Regel, offenkundig

39 Überhaupt sei es kein Wunder, dass man bei den Zisterziensern nichts von der discretio der
Regel erfahre, sei dies doch eine Folge der Organisation des Ordens, die keine Abweichung
im Einzelkloster erlaube; vgl. ausführlich dazu u. a. Rosel Häuser, Die Polemik der Cister-
cienser und Cluniacenser im zwölften Jahrhundert, Ungedr. Diss. Frankfurt/M. 1952, S. 91f.
40 Siehe dazu schon u. a. Herbert Grundmann, Die Bulle „Quo elongati“ Papst Gregors IX.,
in: Herbert Grundmann (Hg.), Ausgewählte Aufsätze, Bd. 1 (Monumenta Germaniae His-
torica. Schriften 25), Stuttgart 1976, S. 222-242.
 
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