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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0113
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Die Macht formaler Verfahren I 109

ausdrücklich darauf hin, dass sich das Kloster in großer Gefahr befände, dem
Orden verloren zu gehen, sollte keine Lösung gefunden werden.40 Daraufhin
wies 1291 das Generalkapitel erneut den Abt von Cluny an zu handeln, jedoch
diesmal in Form der Beauftragung eines homo probus, dessen Autorität geeig-
net schien, die Verhandlungen zum guten Ende zu bringen, wobei in der Defi-
nition nun auch auf den Umstand hingewiesen wurde, dass der Räuber der
Vater des dortigen Priors war.41 1292 stellte das Generalkapitel fest, dass der
Abt von Cluny indes zwei Prioren zu jenem Adeligen geschickt habe; dies sei
aber erfolglos gewesen, weil der Adelige nicht angetroffen wurde. Nun ent-
schied man, dass erneut diese Prioren entsandt werden sollten, welche über das
Erreichte auf der nächstjährigen Sitzung zu berichten hatten.42 Die Protokolle
von 1293 schweigen darüber. Man kann davon ausgehen, dass alles positiv ver-
laufen ist und der Fall gar nicht mehr vor das Plenum kam. Spätere Protokolle
berichten nichts über einen gefährdeten Zustand jenes Klosters. Hier bedurfte
es dreier Aufgriffe mit jeweils analogen Anweisungen an den Abt von Cluny,
jedoch mit drei unterschiedlichen Ausführungsweisen - Beauftragung von
nunciv, dann eines homo probus, der allerdings durch zwei Prioren ersetzt
wurde; und schließlich deren erneute Entsendung. Diese Kette war nötig, weil
offensichtliche Weigerung sowie eine Abwesenheit des Delinquenten die so-
fortige Lösung unmöglich machten. Gleichwohl erfolgte diese Aneinander-
reihung von Verfahrenseinheiten völlig im Rahmen der Wiederholung einer
üblichen Routine, wie sie sich in dem zuvor gezeigten Falle abspielte. Das Ver-
fahren blieb innerhalb der systemeigenen Kommunikation (Systemgrenze),
welche den Delinquenten natürlich als Verfahrensteilnehmer einschloss.

40 Item, dominus de Befremont fecitmm stagnum apud Leygneville, super hereditatem domus de
Relenges, in qua domus de Relenges habet dominium in justicia et bannis, qui bene valent .LX.
libratas terre tullensium annuatim; et poterit amittere dicta domus de Relenges propter stang-
num predictum quicquid habet apud Leygneville, nisi celer cunsilium apponatur. Ebd., S. 457f.
41 In domo de Relangiis, dominus de Beffremont, pater prioris dicti loci, terras occupavit et
possessiones hominum prioratus, faciendo in talibus quodam stagnum; tarnen paratus est re-
compensationem dare et reddere si aliquis de Ordine ad videnda et recipienda talia mittere-
tur; ordinant diffinitores quod dominus Abbas prosecutionem hujusmodi negotii committat
ibidem alicuiprobo viro. Statuts, chapitres generaux et visites de l’ordre de Cluny, ed. Gaston
Charvin, 9 Bde., Paris 1965-1982, Bd. 2, S. 23.
42 Quia alias fuit diffmitum quod dominus Abbas mitteret de Vandopera et de Flodovilla priores
ad dominum de Bofremont pro recipienda recompensatione terrarum et possessionum homi-
num prioratus de Relangis quas occupavit idem dominus, pro stano suo quod fuit in terris et
possessionibuspredictis; quiaper absentiampredicti domini recompensatio dictarum terrarum
et possessionum haberi non potuit, diffiniunt diffinitores quod iterum mittantur priores pre-
dicti adpredictum dominum, ad predicta perficienda, et referant quod super his factum fuerit
ad futurum generale Capitulum. Ebd., S. 37.
 
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