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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0128
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124 I Jens Röhrkasten

man zuweilen angewiesen war und die mancherorts auch helfend in die rechtli-
che Fixierung von Schenkungen und wirtschaftlichen Transaktionen eingriffen.
Schließlich sei an die Rolle der Päpste erinnert, die zwar einerseits Privilegien
vergeben und Schutz bieten konnten, andererseits aber auch - wie etwa Inno-
zenz III. - Ansprüche des Ordens in Frage stellten.7 Vor dem Hintergrund die-
ses Interessengeflechts konnte der Aufbau der eigenen Klosterwirtschaft nur
mit großer Umsicht erfolgen. Die Absichten der Herzöge von Burgund, das No-
vum monasterium zu ihrer Nekropole zu verwenden, waren einerseits hilfreich,
sie ließen jedoch auch externe Einflüsse spürbar werden. Andere Stifter zeigten
ähnliche Erwartungen, erhoben Ansprüche, in Klosterangelegenheiten einzu-
greifen, setzten z.T. eigene Vögte ein, machten Gastungsrechte geltend, die sich
durchaus zu wirtschaftlichen Belastungen entwickeln konnten, hatten für das
von ihnen gegründete Haus Funktionen im Landesausbau, der Besitzkonsoli-
dierung oder Grenzsicherung vorgesehen, die stark vom Propositum des Ordens
abwichen.8 Dieses Bild wird vervollständigt durch den wohl fast überall gülti-
gen Hinweis auf Friktionen mit Nachbarn über Besitzgrenzen, Zugangsrechte,
Landnutzung, den Einfluss von Mühlenteichen auf den Wasserhaushalt und
ähnliche Ansprüche, die zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen konnten,

7 Grundlegend: Giles Constable, Monastic Tithes from their Origin to the Twelfth Century,
Cambridge 1964, S. 222, 280-281; 296-299, 304-306; David Knowles, The Monastic Order
in England. A History of its Development from the Time of St Dunstan to the Fourth Late-
ran Council 940-1216, London 21963, S. 355-356. Der Brief des Papstes an den Orden in:
Christopher Cheney, A Letter of Pope Innocent III and the Lateran Decree on Cistercian
Tithe-paying, in: Citeaux 13, 1962, S. 146-151, hier S. 151. Cheney weist darauf hin, dass der
Beschluss des Konzils von 1215, c. 55, zwischen einem Kapitel über allgemeine Verpflichtun-
gen zur Entrichtung des Zehnten und einem Kapitel über die Schädigung von Pfarrkirchen
durch den Entzug von Zehnten arrangiert ist; Norman Tanner (Hg.), Decrees of the Ecu-
menical Councils, 2 Bde., London 1990, Bd. 1, S. 260, Nr. 55; als Beispiel der zahlreichen
päpstlichen Privilegien für den Orden: Connor, L’abbaye royale de Las Huelgas (wie
Anm. 5), S. 312-313.
8 Zum Gästewesen der Zisterzienser am Beispiel Eberbachs: Heinrich Meyer zu Ermgassen,
Hospital und Bruderschaft. Gästewesen und Armenfürsorge des Zisterzienserklosters Eber-
bach in Mittelalter und Neuzeit, Wiesbaden 2015, S. 30; Rösener, Reichsabtei Salem (wie
Anm. 2), S. 12, 25; Lekai, The Cistercians (wie Anm. 1), S. 95; Constance Berman, Medieval
Agriculture, the Southern French Countryside, and the Early Cistercians. A Study of Forty-
three Monasteries (Transactions of the American Phdosophical Society n.s. 76.5), Philadel-
phia 1986, S. 120; Felix Bernard, L’abbaye de Tamie. Ses granges (1132-1793), Grenoble
1967, S. 20-21; Helmut Assing, Neue Überlegungen zur ursprünglichen Funktion des Klos-
ters Lehnin, in: Jahrbuch für Geschichte des Feudalismus 10, 1986, S. 99-119, hier S. 99; zum
Kontext der Gründung von Fürstenfeld: Peter Pfister, Die Altbayerischen Zisterzienser-
gründungen des 12. und 13. Jhs. und ihre Beziehungen zum Haus Wittelsbach, in: Klaus
Wollenberg (Hg.), In Tal und Einsamkeit. 725 Jahre Kloster Fürstenfeld: Die Zisterzienser
im alten Bayern, Fürstenfeldbruck 1990, S. 29-47, hier S. 37-38.
 
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