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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0132
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128 I Jens Röhrkasten

Eigenbestimmung und Gestaltungsmacht begannen mit dem Gründungsvorgang
und dem darauffolgenden Besitzaufbau der einzelnen Zisterzienserklöster. Die
Komplexität dieser oft als Routinehandlung abgetanen Vorgänge sollte nicht un-
terschätzt werden.17 Von Bedeutung war dabei zunächst die Platzierung der Klos-
teranlagen selbst, die Auswahl eines geeigneten Ortes. Das Generalkapitel von
1134 gab eine Richtlinie, nach der bei dem Angebot einer Landschenkung zunächst
zu prüfen war, ob ein Mindestabstand zu anderen Häusern des Ordens bestand.18
Das Generalkapitel griff auch in Einzelfällen ein, so etwa 1193, als der Graf von
Geldern eine Klostergründung plante und die Äbte von Altenberg und Klaarkamp
angewiesen wurden, den vorgeschlagenen Ort zu prüfen (etiam statu loci quem
offerre dispomt) oder im folgenden Jahr, als dem Abt von Lützel die Möglichkeit
der Gründung eines Tochterklosters eröffnet wurde.19 Durchaus nicht alle zur
Verfügung gestellten Örtlichkeiten wurden von den Religiösen akzeptiert, son-
dern es gab zahlreiche Fälle, in denen Verlegungen notwendig waren und ein pas-
sender Platz erst nach einiger Zeit gefunden werden konnte. Ein Beispiel ist die von
L’Escale Dieu ausgehende Gründung von Yerga, die später nach Niencebas verlegt
wurde, bevor sie ihren endgültigen Platz in Fitero fand, wo später auch der Orden
von Calatrava entstand.20 Ein anderes Beispiel ist die zisterziensische Übernahme
einer askanischen Prämonstratensergründung in Barsdin, zunächst Mariensee ge-
nannt, die sich trotz wirtschaftlicher Ausstattung nicht als lebensfähig erwies und
sich erst an einem verkehrsgünstigeren Ort entwickeln konnte: das Kloster Cho-
rin. Auch auf den Britischen Inseln wurden die Zisterzienser in derartige von den
Religiösen vor Ort geforderten Verlegungen einbezogen, wie etwa im Fall der spä-
ter dem Orden inkorporierten Häuser von Savigny, namentlich Calder, Hood,
Fors und schließlich Jervaulx, wo erste Gründungen aufgegeben werden mussten,
weil sie sich nicht für eine Klosteranlage eigneten.21
17 Hans Niedermeyer, Klostertranslationen bei den Zisterziensern, in: Citeaux 24, 1973,
S. 31-52, hier S. 33.
18 Statuta, ed. Canivez (wie Anm. 1), Bd. 1, S. 32-33, Generalkapitel von 1134 Nr. 6. Si cui locus
ad abbatiam construendam oblatus fuerit, non presumat accipere, nisi prius distare a ceteris
abbatiis nostri ordinis decem leucis Burgundiae pro certo cognoverit. Si tarnen ibi congregatio
fuerit, per assensum generalis Capituli recipipoterit.
19 Ebd., Bd. 1, S. 166, Generalkapitel von 1193 Nr. 45; S. 180, Generalkapitel von 1194 Nr. 59: ut
locum videant, et diligenter cuncta considerent, et si viderint cuncta parata sufficienter ad
suscipiendum conventum', so ist auch die 1196 angeordnete Überprüfung der Lage Eberbachs
durch die Äbte von Himmerod und Eussertal zu sehen, ebd., Bd. 1, S. 204-205.
20 Cristina Albiac (Hg.), Colecciön diplomatica del monasterio de Fitero (1140-1210), Zarago-
za 1978, S. 245; Richard Donkin, The Site Changes of Medieval Cistercian Monasteries, in:
Geography 44, 1959, S. 251-258.
21 Higounet, Le premier siede (wie Anm. 12), S. 346-347; Gerd Ahlers, Weibliches Zisterzi-
ensertum im Mittelalter und seine Klöster in Niedersachsen, Berlin 2001, S. 167, 175; das Bei-
 
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