142 I Jens Röhrkasten
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die Gestaltungsmacht
mittelalterlicher Zisterzienserklöster aus bestimmten Kompetenzen und der
Bereitschaft zu Entscheidungsfindungen zusammensetzte, die Freiräumen und
Flexibilität schufen. Dazu gehörte die Fähigkeit der Religiösen, Einfluss auf den
Gründungsverlauf und die Lozierung der Klosteranlagen zu nehmen, die häufig
auch das Zentrum des Immobilienbesitzes darstellten. Daraus ergab sich die
planvolle Strukturierung des Grundbesitzes sowie die Konzipierung eigener
Wirtschaftsformen. Dazu kam ein hoher Grad von Autonomie in der Wirt-
schaftsführung. Die auf den Generalkapiteln versammelten Äbte waren flexibel
in Wirtschaftsfragen. Dies ist umso weniger erstaunlich, als man schwerlich kol-
lektiv nur verurteilen konnte, was individuell immer wieder praktiziert wurde.
Auch wird man davon ausgehen müssen, dass die Generalkapitel eine dauerhafte
effektive Wirtschaftskontrolle ihrer Einzelklöster nicht leisten konnten, da es
bedeutende Zeitverzögerungen im Informationsaustausch gab und eine ausrei-
chende Kenntnis lokaler Faktoren nicht immer vorhanden gewesen sein kann.
Dennoch basierten Entscheidungsfreiräume auf strengen Kontrollmechanismen,
die aktuelle Informationen über den wirtschaftlichen Stand des jeweiligen Klos-
ters garantieren sollten. Wie Mathias Dicks, der Autor der Geschichte von Al-
tenkamp, bereits 1913 feststellte, ging die wirtschaftliche Bedeutung des Gene-
ralkapitels jedoch weit über die bloße Kontrolle hinaus. Die regelmäßigen Treffen
von Äbten aus allen Teilen Europas dienten dem Erfahrungsaustausch in Fragen
der Tier- und Pflanzenzucht und dem Technologietransfer. Neben der religiösen
Kraft des neuen Ordens war diese „Ackerbauschule für ganz Europa“ ein zen-
traler Faktor für den Erfolg der Zisterzienser.70
Dr. Jens Röhrkasten
%
Technische Universität Dresden
Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG)
01062 Dresden
70 Dicks, Die Abtei Camp (wie Anm. 12), S. 52-53.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die Gestaltungsmacht
mittelalterlicher Zisterzienserklöster aus bestimmten Kompetenzen und der
Bereitschaft zu Entscheidungsfindungen zusammensetzte, die Freiräumen und
Flexibilität schufen. Dazu gehörte die Fähigkeit der Religiösen, Einfluss auf den
Gründungsverlauf und die Lozierung der Klosteranlagen zu nehmen, die häufig
auch das Zentrum des Immobilienbesitzes darstellten. Daraus ergab sich die
planvolle Strukturierung des Grundbesitzes sowie die Konzipierung eigener
Wirtschaftsformen. Dazu kam ein hoher Grad von Autonomie in der Wirt-
schaftsführung. Die auf den Generalkapiteln versammelten Äbte waren flexibel
in Wirtschaftsfragen. Dies ist umso weniger erstaunlich, als man schwerlich kol-
lektiv nur verurteilen konnte, was individuell immer wieder praktiziert wurde.
Auch wird man davon ausgehen müssen, dass die Generalkapitel eine dauerhafte
effektive Wirtschaftskontrolle ihrer Einzelklöster nicht leisten konnten, da es
bedeutende Zeitverzögerungen im Informationsaustausch gab und eine ausrei-
chende Kenntnis lokaler Faktoren nicht immer vorhanden gewesen sein kann.
Dennoch basierten Entscheidungsfreiräume auf strengen Kontrollmechanismen,
die aktuelle Informationen über den wirtschaftlichen Stand des jeweiligen Klos-
ters garantieren sollten. Wie Mathias Dicks, der Autor der Geschichte von Al-
tenkamp, bereits 1913 feststellte, ging die wirtschaftliche Bedeutung des Gene-
ralkapitels jedoch weit über die bloße Kontrolle hinaus. Die regelmäßigen Treffen
von Äbten aus allen Teilen Europas dienten dem Erfahrungsaustausch in Fragen
der Tier- und Pflanzenzucht und dem Technologietransfer. Neben der religiösen
Kraft des neuen Ordens war diese „Ackerbauschule für ganz Europa“ ein zen-
traler Faktor für den Erfolg der Zisterzienser.70
Dr. Jens Röhrkasten
%
Technische Universität Dresden
Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG)
01062 Dresden
70 Dicks, Die Abtei Camp (wie Anm. 12), S. 52-53.