208 I Regina D. Schiewer
Admonter Klosters übernahm in den folgenden Jahren Abt Wolfold aus St. Geor-
gen im Schwarzwald, der die Hirsauer Reform in Admont einführte.28 Admont
entwickelte sich zu einem „Reformzentrum von stärkster Ausstrahlungskraft“29.
Die Beziehungen zwischen reformierenden und reformierten Klöstern waren
wie auch in späteren Jahrhunderten trotz einer fehlenden strengen hierarchi-
schen Ordnung30 recht eng und zeigen sich in Gebetsverbrüderungen und nicht
zuletzt im Austausch von Literatur, wie die klösterlichen Reform- und Obser-
vanzbewegungen bis zum Beginn des Zeitalters des Buchdrucks belegen.31 Auch
für Millstatt lassen sich eine Reihe von Handschriften anführen, die ursprüng-
lich aus Admont stammten. Die prominenteste dieser Handschriften ist der be-
rühmte zweisprachige ,Millstätter Psalter*32, der um 1200 geschrieben wurde
und der - was einmalig ist in der deutschsprachigen Literatur - auch glossierte
Hymnen enthält. Dieser Psalter passt gut in die reichhaltige deutschsprachige
Glossenliteratur Admonts: Das Onlineportal der ,Althochdeutschen und alt-
sächsischen Glossenhandschriften33 führt allein für Admont 14 Handschriften
mit deutschen Glossen an, darunter zwei, die erst neuerlich entdeckt wurden, so
dass sie nicht einmal im ,Handschriftencensus‘34 verzeichnet sind. Keine echten
St. Ottilien 2001, S. 759-822, hier S. 782; Erika Weinzierl-Fischer, Geschichte des Bene-
diktinerklosters Millstatt in Kärnten (Archiv für vaterländische Geschichte und Topogra-
phie 33), Klagenfurt 1951, S. 109.
28 Rudolf List, Stift Admont. 1074-1974. Festschrift zur Neunhundertjahrfeier, Ried im Inn-
kreis 1974, S. 41.
29 Ebd., S. 67.
30 Diese fehlende zentralistische und institutionalisierte Organisationsstruktur macht Klaus
Schreiner, verantwortlich für den schon vor der Mitte des 12. Jahrhunderts schwindenden
Einfluss Hirsaus: Klaus Schreiner, Hirsau und die Hirsauer Reform. Spiritualität, Lebens-
form und Sozialprofil einer benediktinischen Erneuerungsbewegung im 11. und 12. Jahrhun-
dert, in: Ders., Gemeinsam leben. Spiritualität, Lebens- und Verfassungsformen klösterli-
cher Gemeinschaften in Kirche und Gesellschaft des Mittelalters (Vita regularis.
Abhandlungen 53), hg. in Verbindung mit Mirko Breitenstein von Gert Melville, Berlin
2013, S. 153-204, hier S. 202.
31 Zur Ausstattung von Neugründungen bzw. von reformierten Klöstern mit Liturgika äußert
sich Felix Heinzer in: Buchkultur und Bibliotheksgeschichte Hirsaus, in: Ders., Klosterre-
form und mittelalterliche Buchkultur im deutschen Südwesten (Mittellateinische Studien
und Texte 39), Leiden/Boston 2008, S. 85-167, hier S. 93.
32 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 2682.
33 Das Portal BStK Online. Datenbank der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhand-
schriften (URL: http://glossen.ahd-portal.germ-ling.uni-bamberg.de; letzter Zugriff
11.9.2016) erschließt und erweitert den sechsbändigen Katalog der althochdeutschen und alt-
sächsischen Glossenhandschriften, hg. von Rolf BERGMANN/Stefanie Stricker unter Mitar-
beit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif, Berlin/New York 2005.
34 Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutsch-
sprachiger Texte des Mittelalters (URL: http://www.handschriftencensus.de; letzter Zugriff
25.6.2018).
Admonter Klosters übernahm in den folgenden Jahren Abt Wolfold aus St. Geor-
gen im Schwarzwald, der die Hirsauer Reform in Admont einführte.28 Admont
entwickelte sich zu einem „Reformzentrum von stärkster Ausstrahlungskraft“29.
Die Beziehungen zwischen reformierenden und reformierten Klöstern waren
wie auch in späteren Jahrhunderten trotz einer fehlenden strengen hierarchi-
schen Ordnung30 recht eng und zeigen sich in Gebetsverbrüderungen und nicht
zuletzt im Austausch von Literatur, wie die klösterlichen Reform- und Obser-
vanzbewegungen bis zum Beginn des Zeitalters des Buchdrucks belegen.31 Auch
für Millstatt lassen sich eine Reihe von Handschriften anführen, die ursprüng-
lich aus Admont stammten. Die prominenteste dieser Handschriften ist der be-
rühmte zweisprachige ,Millstätter Psalter*32, der um 1200 geschrieben wurde
und der - was einmalig ist in der deutschsprachigen Literatur - auch glossierte
Hymnen enthält. Dieser Psalter passt gut in die reichhaltige deutschsprachige
Glossenliteratur Admonts: Das Onlineportal der ,Althochdeutschen und alt-
sächsischen Glossenhandschriften33 führt allein für Admont 14 Handschriften
mit deutschen Glossen an, darunter zwei, die erst neuerlich entdeckt wurden, so
dass sie nicht einmal im ,Handschriftencensus‘34 verzeichnet sind. Keine echten
St. Ottilien 2001, S. 759-822, hier S. 782; Erika Weinzierl-Fischer, Geschichte des Bene-
diktinerklosters Millstatt in Kärnten (Archiv für vaterländische Geschichte und Topogra-
phie 33), Klagenfurt 1951, S. 109.
28 Rudolf List, Stift Admont. 1074-1974. Festschrift zur Neunhundertjahrfeier, Ried im Inn-
kreis 1974, S. 41.
29 Ebd., S. 67.
30 Diese fehlende zentralistische und institutionalisierte Organisationsstruktur macht Klaus
Schreiner, verantwortlich für den schon vor der Mitte des 12. Jahrhunderts schwindenden
Einfluss Hirsaus: Klaus Schreiner, Hirsau und die Hirsauer Reform. Spiritualität, Lebens-
form und Sozialprofil einer benediktinischen Erneuerungsbewegung im 11. und 12. Jahrhun-
dert, in: Ders., Gemeinsam leben. Spiritualität, Lebens- und Verfassungsformen klösterli-
cher Gemeinschaften in Kirche und Gesellschaft des Mittelalters (Vita regularis.
Abhandlungen 53), hg. in Verbindung mit Mirko Breitenstein von Gert Melville, Berlin
2013, S. 153-204, hier S. 202.
31 Zur Ausstattung von Neugründungen bzw. von reformierten Klöstern mit Liturgika äußert
sich Felix Heinzer in: Buchkultur und Bibliotheksgeschichte Hirsaus, in: Ders., Klosterre-
form und mittelalterliche Buchkultur im deutschen Südwesten (Mittellateinische Studien
und Texte 39), Leiden/Boston 2008, S. 85-167, hier S. 93.
32 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 2682.
33 Das Portal BStK Online. Datenbank der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhand-
schriften (URL: http://glossen.ahd-portal.germ-ling.uni-bamberg.de; letzter Zugriff
11.9.2016) erschließt und erweitert den sechsbändigen Katalog der althochdeutschen und alt-
sächsischen Glossenhandschriften, hg. von Rolf BERGMANN/Stefanie Stricker unter Mitar-
beit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif, Berlin/New York 2005.
34 Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutsch-
sprachiger Texte des Mittelalters (URL: http://www.handschriftencensus.de; letzter Zugriff
25.6.2018).