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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0219
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Die deutschsprachige Predigt der Hirsauer Reform I 215

deutschsprachigen Beichtformeln und Glaubensbekenntnissen des 12. und be-
ginnenden 13. Jahrhunderts lassen sich ebenfalls bereits zahlreiche Hinweise auf
Provenienzen aus dem Hirsauer Reformkreis finden. Eine diesbezügliche kohä-
rente Untersuchung fehlt jedoch noch.53
Mit den deutschsprachigen Glaubensbekenntnissen und (Gesamt-)Beichten
sind wir wieder bei Hilfsmitteln zur dimensionalen Seelsorge angekommen, die
wie die frühen deutschsprachigen Predigten eindeutig der Laienseelsorge zuzu-
ordnen sind. In einer der noch vollständig erhaltenen Sammlungen werden
Glaube und Beichte sogar zusammen mit den Predigten überliefert.54
Folgendes ist festzuhalten:
1. Während die Bedeutung der Hirsauer Frauenklöster in den vergangenen
Jahren große Beachtung erfahren hat (ich verweise nur auf die zahlreichen
(wie Anm. 10), Bd. 1 (1978), Sp. 305-308, hier Sp. 307. Für die Kleindichtung .Deutung der
Meßgebräuche“, in dem die Meßgewänder in der Reihenfolge ihrer Anlegung ausgedeutet
werden, wird ebenfalls Hirsauer Provenienz erwogen: Edgar Papp, .Deutung der Meß-
gebräuche“, in: Ruh, Verfasserlexikon (wie Anm. 10), Bd. 2 (1980), Sp. 74 -76, hier Sp. 74f.
Hinsichtlich der Provenienz des .Althochdeutschen Physiologus“ schreibt Schröder: „Die
vermutete Herkunft der Hs. aus Hirsau bot Anlaß, die Reduktionstendenzen der Überset-
zung mit dem monastischen Reformprogramm in Zusammenhang zu bringen Aller-
dings blieb diese Vermutung nicht unwidersprochen: Christian Schröder, .Physiologus“, in:
Ruh, Verfasserlexikon (wie Anm. 10), Bd. 7 (1989), Sp. 628f. Unzweifelhaft müssen auch Os-
terspiele der Laienseelsorge zugerechnet werden. Deswegen sollte in diesem Zusammenhang
auch das lateinische .Rheinauer Osterspiel“ genannt werden, da eine verwendete Antiphon
eindeutig in den Umkreis der Hirsauer Klosterreform weist: Ursula Hennig, .Rheinauer
Osterspiel“, in: Ruh, Verfasserlexikon (wie Anm. 10), Bd. 8 (1992), Sp. 23f.
53 Für eine Reihe von in Handschriften des 12. und beginnenden 13. Jahrhunderts überlieferten
Beichten und Glaubensbekenntnissen liegt eine Provenienz aus Klöstern des Hirsauer Re-
formkreises auf der Hand: Vgl. z. B. Ullrich Bruchhold, Deutschsprachige Beichten im 13.
und 14. Jahrhundert. Editionen und Typologien zur Überlieferungs-, Text- und Gebrauchs-
geschichte vor dem Hintergrund der älteren Tradition (Münchener Texte und Untersuchun-
gen 138), S. 181, der die .Züricher Beichte“ in der Seelsorge für Konverse verortet. Die Hand-
schrift der Züricher Zentralbibliothek Ms. Rh. 14, die den Text überliefert (fol. 52v), stammt
aus der Benediktinerabtei Rheinau, die sich im 11. Jahrhundert der Hirsauer Reform zu-
wandte. - Darüber hinaus sei noch auf folgende Beichten und Glaubensbekenntnisse hinge-
wiesen: Der Text .Bamberger Glaube und Beichte“ stammt mit großer Wahrscheinlichkeit
vom selben Verfasser wie der predigtartige Text .Himmel und Hölle“ (s. o.) und wäre so eben-
falls dem Hirsauer Reformkreis zuzurechnen. Die beiden Beichten und Glaubensbekennt-
nisse aus Benediktbeurer Handschriften sind vermutlich in Benediktbeuren selbst entstan-
den. Die .Kremsmünsterer Beichte und Glaube“ kommen wohl ebenfalls aus der Abtei
Kremsmünster selbst, die von Admont aus reformiert wurde.
54 Dies trifft auf die Münchener Handschrift Cgm 39 zu, die den .Benediktbeuerer Glauben
und Beichte“, das .Speculum ecclesiae deutsch“ sowie die .Deutung der Meßgebräuche“ über-
liefert. Auch bei weiteren Überlieferungszeugen von Glaubensbekenntnissen und Beichten
ist die Einbindung in (teilweise lateinische) katechetische Literatur gegeben.
 
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