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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0240
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236 I Jean-Claude Schmitt

1219 und 1226 verfasste der Prediger, Weltpriester, Bischof von Akkon und spä-
tere Kardinal Jakob von Vitry seine Historia occidentalis, in der er eine noch
größere Anzahl von religiösen Orden aufzählt, von denen einige - die Bettelor-
den - vor seinen Augen entstanden2 3. Die Gliederung seiner Geschichte des
Abendlandes offenbart die Sichtweise des Autors auf die Kirche und die Kir-
chenleute seiner Zeit: Er beklagt den Niedergang der Sitten und der Frömmig-
keit der Kleriker und versucht ab Kapitel XI, die Zentren der Erneuerung auf-
zulisten, die ihm vor diesem Hintergrund dennoch Anlass zur Hoffnung
geben. Von Kapitel XII bis Kapitel XX spricht er von den alten Anachoreten
und Zönobiten, dann von den Benediktinern und nun von den neuen Orden -
Zisterzienser, Zisterzienserinnen, Brüder von Calatrava, Mönche von Val-des-
Choux, Kartäuser, Grandmontenser -, deren Entstehung die traditionelle Un-
terscheidung zwischen „schwarzen Mönchen“ (ordo monachus} und „weißen
Kanonikern“ (prdo canonicus) erschwert hat. Aber es hört nicht bei den Mön-
chen stricto sensu auf: Die folgenden Kapitel, von Kapitel XXI bis Kapitel
XXIX, sind den Regularkanonikern gewidmet, die der Regel des heiligen Au-
gustinus folgen: Sie verbinden ein reguläres Leben - wie die Mönche - und ein
pastorales Amt (cura animarum)', unter ihnen ragen die Prämonstratenser, die
Viktoriner, die Trinitarier, die Schwertbrüder (ein spanischer Ritterorden) und
die „Kanoniker von Bologna“, die sich dem Studium und der Predigt widmen,
hervor. Mit diesen Worten begrüßt Jakob die Geburt des Ordens der Prediger
bzw. Dominikaner. Er führt auch die Humiliati auf, die ähnlich gegen Ketzer
predigen, und Gruppen von Hospitalitern, „die oft der Regel des heiligen Au-
gustinus folgen“. In den folgenden Kapiteln entfernt sich Jakob von Vitry noch
weiter von der monastischen Welt: Er widmet die Kapitel XXX und XXXI den
„Säkularkanonikern und -kanonissen“, die ebenfalls einer Regel folgen (der des
Chrodegang von Metz), sich aber weigerten, „Mönche“ und „Nonnen“ genannt
zu werden. Dann konzentriert sich Kapitel XXXII ausschließlich auf die Min-
derbrüder, deren Demut, Armutsgelübde und Predigt Jakob lobt. Schließlich
spricht er ab Kapitel XXXIII ausführlich über die Weltkleriker, Priester und
Bischöfe (in Kapitel XXXV); ihre Haupttätigkeit sei die Spende der Sakramente,
in erster Linie das des Altars, deren Präsentation allein das letzte und umfang-
reiche Kapitel XXXIX einnimmt.
2 Libellus de diversis ordinibus et professionibus qui sunt in ecclesia, ed. G. Constable/
B. Smith, Oxford 1972.
3 John-Frederick Hinnebusch, Die Historia occidentalis von Jacques de Vitry. Eine kritische
Ausgabe (Spicilegium Friburgense 17), Freiburg 1972. Siehe auch die französische Überset-
zung, die hervorragend präsentiert wird: Jacques de Vitry, Histoire occidentale. Historia
occidentalis (Tableau de l’Occident au XIIIe siede). Traduction par Gaston Duchet-Suchaux.
Einführung und Notizen von Jean Longere (Christliche Weisheit), Paris 1997.
 
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