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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0273
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Albert der Große zwischen Natur, Macht und Wirkung I 269

In der bisherigen Forschung wurde Alberts historische Bedeutung mit Recht
als bahnbrechend gewertet, aber dieses Urteil schränkte man in der Regel
entweder auf die philosophiegeschichtliche oder wissenschaftshistorische Rele-
vanz seines Werkes in Absehung der Person, seiner Zugehörigkeit zum Domini-
kanerorden und seiner spezifischen Lebensform ein.60 Wir haben andernorts ver-
sucht, diese Sicht aus ihrer Verengung auf die Philosophie zu lösen und den Blick
auf das ganze Lebenswerk von Albert als Dominikanermönch zu lenken, um es
im Ganzen zu würdigen.61 Eine Limitierung auf das Gebiet der Philosophie und
Wissenschaftsgeschichte muss durch eine umfassendere Sichtweise aus geistesge-
schichtlicher Perspektive überwunden werden, die Alberts religiösen Status und
gleichermaßen sein wissenschaftliches Werk, darunter auch die Theologie als
Wissenschaft, als auch das praktische Wirken berücksichtigt. In einer alle Berei-
che von Alberts Wirken erschließenden Betrachtung werden u. a. auch seine ver-
antwortlichen Aufgaben im Orden als Provinzial der Teutonia, in der Kirche als
Bischof von Regensburg und im Staat als politisch Agierender pro bono pacis und
für das Gemeinwohl stärker in den Vordergrund gerückt und gewürdigt.
Die von uns gezeichneten und an einigen Beispielen illustrierten Konturen
von Alberts Persönlichkeit sowie seiner Erfahrung und Auffassung von Natur
markieren die Macht und Wirkung als das Spannungsfeld und Medium der Ent-
faltung einer Individualität im Gefüge satzungsmäßig straff verfasster Kommu-
nität der vita religiosa. Ein genauerer Blick auf das Zusammenspiel von unter-
schiedlichen, teilweise gegensätzlichen, sich wechselseitig beeinflussenden
Faktoren in diesem spannungsgeladenen Geflecht, mit denen Albert konfron-
tiert, deren Triebfeder und Gegenspieler er war, ermöglicht es, sein Leben, seine
Interessen, sein Anliegen und seine Motive, sein Lebenswerk und seine histori-
sche Bedeutung genauer zu rekonstruieren, besser zu verstehen und angemesse-
ner zu würdigen. Dieses Anliegen konnte hier lediglich geltend gemacht und
eher unscharf umrissen als tatsächlich angegangen werden.
Dr. Elenryk Anzulewicz
Albertus-Magnus-Institut
Adenauerallee 17
53111 Bonn
60 Vgl. Manser, Albert der Große als Neuerer auf philosophischem Gebiete (wie Anm. 8),
S. 19-40; Ludger Honnefelder, Die philosophiegeschichtliche Bedeutung Alberts des
Großen, in: Ders. u. a. (Hgg.), Albertus Magnus und die Anfänge der Aristoteles-Rezeption
im lateinischen Mittelalter (Subsidia Albertina 1), Münster 2005, S. 249-279.
61 Henryk Anzulewicz, Albertus Magnus - Der Denker des Ganzen, in: Wort und Antwort
41, 2000, S. 148-154; Ders., Albertus Magnus (1200-1280), in: Sebastian Cüppers (Hg.),
Kölner Theologen, Köln 2004, S. 31-67, bes. 61-64.
 
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