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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0067
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54

Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)

26 nam-erim-bür-ru-da-Rezitation 1, Textvertreter K
VAT 14036 + VAT 14291 + VAT 20814 Fundnummem: -
54 mm x m131 mm x 24 mm Fundstelle inAssur: -
Photos: S. 452-453
Hellbraunes, beidseitig erhaltenes, aus drei Fragmenten
zusammengefügtes Bruchstück einer einkolumnigen Tontafel.
Der gesamte untere Tafelrand sowie die Tafelecken mit Stücken
der beiden Seitenränder blieben erhalten. Auf der Vs. finden
sich Reste von 6. auf der Rs. Reste von 9 Zeilen in einem
neuassyrischen Schriftduktus, der wohl in das 8. Jh. v. Chr. zu
datieren ist. Text Nr. 25 (VAT 13963) gehörte - wie vermutlich
auch Text Nr. 19 (VAT 13850) und Text Nr. 22 (VAT 13853)
- zu derselben Tafel. Sollte die Tafel, zu der das Bruchstück
VAT 14036+ gehört, ursprünglich den gesamten, als EN Samas
päsir lumni zitierten Text enthalten haben, muß die unversehrte
Tafel (ähnlich wie die Texte Nr. 16 und Nr. 17) nahezu 30 cm
lang gewesen sein.
27-33 nam-erim-bür-ru-da-Rezitation 2
27 nam-erim-bür-ru-d a-Rezitation 2, Textvertreter A
K 4415 + unnumeriertes Zusatzstück
ml 57 mm x m83 mm x m22 mm Ninive. Teil Kouyunjik
Kopie des Zusatzstücks: S. 454-455
Ältere Kopie: IIR 51 Nr. 1 (nurK 4415)
Photo: CDLIP395537
Weißlich-braune, beidseitig erhaltene einkolumnige Tontafel,
die in ihren gesamten Ausmaßen erhalten geblieben ist. obgleich
die rechte untere Ecke fehlt. Die Tafel ist namentlich auf der
Rs. mit wenigen sog. Brennlöchem versehen. Auf dem linken
und dem rechten Seitenrand finden sich außerdem mehrere,
mit einem dünnen nadelartigen Instrument erzeugte Einstiche.
In den von Refrains geprägten Passagen wurde die Tafel vor
der Beschriftung mit feinen vertikalen Hilfslinien versehen,
um so eine klare Gliederung des Schriftbildes sicherzustellen.
Die Vs. enthält 55. die Rs. 49 Zeilen in spätneuassyrischem
Schriftduktus, der in das 7. Jh. v. Chr. zu datieren ist.
Die in K 4415+ erhaltene Folge von Rezitationen ist uns dank
sechs aus Ninive und zwei aus Assur stammender Textzeugen
lückenlos bekannt und entspricht dem Geschehen, das im
‘Leitfaden’ zur Durchführung der nam-erim-bür-ru-da
genannten Heilbehandlung (Text Nr. 1-2) in Z. 20’ beschrieben
ist. Die Folge von Rezitationen beginnt mit einer sog. lipsur-
Litanei. in der Berge und Gebirge um Lösung des Banns gebeten
wurden. Der immer noch auf ausgestreuten "Gartenkräutem”
stehende Patient (siehe dazu oben zu Text Nr. 16-26) sollte
dabei Opfermehl auf einem Kohlebecken verbrennen. Der
Rauch des verbrennenden Mehls und das darin aufgenommene,
feinstoffliche Unheil sollte zum Himmel aufsteigen und in
weiter Feme erst jenseits der Berge herabregnen, die aus der
altmesopotamischen Perspektive die fruchtbare Ebene des
Zweistromlandes umringen. Eine zweite sog. lipsur-Litanei
ist an die Flüsse. Gewässer und Meere gerichtet, die das
Wasser, mit dem der Patient gereinigt wurde, und andere mit
‘Unheilsstoffen’ kontaminierte Ritualrückstände aufnehmen und
entsorgen sollten. Ebenso wie die Berge und Gebirge hatten die
Gewässer dadurch Anteil an der "Bannlösung”. Da hierbei auch

die grundlegenden Kräfte von Himmel und Erde im Spiel sind,
ist die dritte lipsur-Litanei an die Igigi. die Götter des Himmels,
und an die Anunnakü. die Götter der Unterwelt, gerichtet.
Es folgt eine weitere mit der Bitte um Lösung verbundene
Rezitation, in der all jene Situationen und Vergehen namentlich
genannt sind, die die Götter beleidigt hatten und sie veranlaßt
haben mochten, den Erkrankten unter einen Bann zu stellen.
Auf zwei kurze Gebete, die zum einen die Bitte enthalten, daß
die Götter an das Kohlebecken herantreten und dem Patienten
"zusagen. daß er leben wird”, und zum anderen alle namentlich
angerufenen Gottheiten auffordem. "Lösung zu bereiten”, folgt
eine abschließende Rezitation, die das Löschen des Feuers
begleitete.
Die Stichzeile, mit der K 4415+ versehen ist. verweist auf das
Gebet etellet äsirat binüt Enamnir, das aus Text Nr. 3. 50-62
bekannt ist (siehe dazu und zu der Einbettung des Gebetes in
die Heilbehandlung auch Text Nr. 1-2. 18’ und den zugehörigen
Kommentar).
Die Tafel K 4415+ wurde, wie dem einzeiligen Kolophon zu
entnehmen ist. von dem Beschwörergehilfen Ninurta-mutir-
gimilli geschrieben. Dieser ist lediglich aus der vorliegenden
Tafelunterschrift bekannt. Daher bleibt es ungewiß, ob die in
Ninive gefundene Tafel auch dort gefertigt wurde.
28 nam-erim-bür-ru-da-Rezitation 2, Textvertreter B
nam-erim-bür-ru-da-Rezitation 3, Textvertreter E
K 4557 +K 9826
85 mm x 106 mm x 6 mm Ninive. Teil Kouyunjik
Kopie: S. 456
Photo: CDLI P395635
Aus zwei Fragmenten zusammengefügtes hellbraun bis braun
gefärbtes Bruchstück aus der Mitte der Vs. einer zweikolumnigen
Tontafel. Es blieb nur die Tafeloberfläche erhalten. Ursprünglich
dürfte die Tafel etwa 20 cm lang und 11 cm breit gewesen sein.
Die unversehrten Kolumnen waren ungefähr 52 mm breit. Die
Kolumnen, die ursprünglich für mehr als 70 Zeilen Raum boten,
sind durch einen senkrechten Strich voneinander getrennt.
Mit vertikalen Linien, die wie der Kolumnentrenner vor der
Beschriftung in den noch plastischen Ton der Tafel gedrückt
wurden, sind jeweils auch Zeilenbeginn und Zeilenende
markiert. So entstand zwischen den Kolumnen ein etwa 6 mm
breiter Freiraum. In Kol. I blieben Reste von 17. in Kol. II Reste
von 14 Zeilen in spätneuassyrischem Schriftduktus erhalten, der
in die zweite Hälfte des 7. Jh. v. Chr. zu datieren ist.
Die Tafel, zu der das Bruchstück K 4557+ gehört, war so wie
VAT 13647+ (Text Nr. 18) eine Doppeltafel. Auf der Vs. enthielt
sie nicht allein die Folge von Litaneien und Gebeten, die hier als
nam-erim-bür-ru-da-Rezitation 2 bezeichnet wird, sondern
darüber hinaus eine weitere vorangestellte lipsur-Litanei. Es
dürfte sich dabei um das als Amim u Antum lipsurü zitierte Gebet
gehandelt haben, nut dem die großen Götter Mesopotamiens um
Lösung des Banns gebeten wurden (siehe unten Text Nr. 34-37.
1-46). Obgleichgemäß der Stichzeile vonTextNr. 18 diese lipsur-
Litanei erst auf den hier nam-erim-bür-ru-da-Rezitation 2
genannten Textabschnitt folgte, entspricht die aus K 4557+
überlieferte Anordnung der lipsiir-Litaneien der Reihenfolge, die
 
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