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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0012
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Vorwort des Verfassers und Herausgebers

Die Arbeit an diesem Buch geht bis in den April des Jahres 1999
zurück. Damals stieß ichim VorderasiatischenMuseum zu Berlin
bei der Durchsicht der in Assur gefundenen Keilschrifttexte auf
die recht gut erhaltene unveröffentlichte Tafel VAT 13760. Das
neuassyrische aus dem sog. Haus des Beschwörungspriesters
stammende Schriftstück hatte der Heiler Kisir-Assur im
7. Jh. v. Chr. “eilig zur Vorbereitung der Durchführung (jener
Heilbehandlung)” angefertigt, welche Assyrer und Babylonier
als “Bannlösung” (nam-erim-bür-ru-da) bezeichneten.
Mit dem “Bannlösungsverfahren” glaubte man die jenseits
des Körperlichen liegenden Ursachen eines Leidens beseitigen
zu können, das in einer schweren Abdominalerkrankung
gipfelte und oft zum Tode führte, wenn es unbehandelt blieb.
In dem in VAT 13760 zusammengestellten ‘Leitfaden’ sind
- gemeinsam mit den zugehörigen dicenda - in knapper
Form die empfohlenen Maßnahmen des Heilverfahrens in der
Reihenfolge ihrer vorgesehenen Durchführung aufgelistet.
Bald erwies sich, daß in dem sog. Haus des Beschwörungs-
priesters neben dem ‘Leitfaden’ auch weitere abweichende
Beschreibungen des Bannlösungsverfahrens und umfangreiche
Editionen mit den zugehörigen dicenda aufbewahrt worden
waren. Überdies fanden sich dort Rezeptsammlungen, in
denen Anweisungen zu Herstellung und Anwendung von
Heilmitteln zusammengestellt sind, die man zur Bekämpfung
der körperlichen Beschwerden des Bann-Leidens einsetzte.
Allerdings waren die entsprechenden Tontafeln in der Regel
in so kleine Scherben zersplittert, daß eine Veröffentlichung
nur lohnenswert erschien, wenn zusammengehörige Stücke
ausfindig gemacht und die Schriften der Heiler wiederhergestellt
würden.
Nur in einem Forschungsvorhaben, das nicht dem
heutzutage üblichen Zwang unterliegt, in kurz bemessenen
Zeiträumen Ergebnisse vorzulegen, kann es gelingen, nach und
nach zusammengehörige Tafelfragmente ausfindig zu machen
und aus kleinen, wenig aussagekräftigen Bruchstücken wieder
mehr oder minder vollständige Texte erstehen zu lassen, die
zuvor unbekannt waren. Der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften, der Deutschen Orient-Gesellschaft und dem
I drderasiatischen Museum zu Berlin bin ich sehr dankbar dafür,
daß dies möglich war. Das lange währende Bemühen um die
Entzifferung der kleinen, in Assur gefundenen Tafelbruchstücke
hat sich bezahlt gemacht, denn selbst nach hundertjähriger
Erforschung der Schriften, die die Heiler aus Assur im 7. Jh.
v. Chr. in ihrem Haus versammelt hatten, kann hier noch ein
ganzes Gerne heilkundlicher Traktate präsentiert werden,
dessen Existenz bislang verborgen geblieben war.
Aus diesem Grund wird in dem vorliegenden Band
ausnahmsweise mit der Regel gebrochen, in den Keilschrifttexten

aus Assur literarischen Inhalts (KAL) ausschließlich in Assur
gefundene Textzeugen vorzulegen. Hier werden mit insgesamt
70 Manuskripten alle bekannt gewordenen Tontafeln ediert,
die das nam-erim-bür-ru-da genannte Heilverfahren
dokumentieren. Die weitaus meisten davon stammen aus Assur.
während 19 Manuskripte in Ninive, fünf inKalhu (Nimrud) und
eines in Huzinna (Sultantepe) gefunden wurden. Ein weiteres
kommt aus einem Fundort in Assyrien, der nicht mehr ermitteln
werden kann. Aus Babylonien lassen sich bislang nur vier Tafeln
nachweisen, die zu dem Textcorpus zählen. Sie wurden in Sippar.
Nippur und Babylon entdeckt. In den vorliegenden Band wurden
darüber hinaus insgesamt elf weitere Tafeln aufgenommen,
die Vorschriften und Rezepte zur medizinischen Behandlung
der körperlichen Symptome des Bann-Leidens enthalten. Sie
stammen allesamt aus Assur.
Im Rahmen eines Visiting Fellowships der British Academy.
das mir im Jahr 2003 gewährt wurde, hatte ich Gelegenheit,
die im Londoner Britischen Museum aufbewahrten Textzeugen
aus Ninive zu kollationieren und zu autographieren. Meinem
Gastgeber Prof. Dr. Andrew R. George, der School of Oriental
and African Studies (SOAS) und der British Academy sei
hierfür herzlich gedankt. Mein Dank gilt auch den Trustees
des Britischen Museums für die Erlaubnis. Tontafeln aus
ihrem Besitz veröffentlichen zu dürfen. Dem Kurator der
Tontafelsammlung. Herrn Dr. Jonathan Taylor, danke ich
überdies für die Übermittlung mehrerer Photographien, dank
derer unklare Textstellen entziffert werden konnten. Für
Kollationen von Londoner Keilschrifttexten bin ich auch Herrn
Dr. des. Adrian Heinrich (Heidelberg) und meinem Freund und
Kollegen Prof. Dr. Andrew R. George (SOAS. London) zu Dank
verpflichtet. Andrew R. George hat mir darüber hinaus für dieses
Buch eine Photographie von BM 76986 und seine Handzeichnung
der Tafel K 1363 + K 10239 zur Verfügung gestellt. Herr
Dr. Takayoshi Oshima (Universität Leipzig) machte mir durch
seine Autographie und Umschrift den in London aufbewahrten
Text 81-7-27. 205 bekannt, und Frau PD Dr. Jeanette Fincke
brachte mir mit Umschrift und Autographie das Tafelbrachstück
K 18108 zur Kenntnis. Ihnen allen sei hierfür herzlich gedankt.
Das Wissenschaftskolleg zu Berlin ermöglichte mir
im akademischen Jahr 2004/2005. mich frei von anderen
Verpflichtungen der Entzifferung der in Berlin aufbewahrten,
neu entdeckten Keilschrifttexte zu widmen und eine erste
Edition der Schriften zur Bannlösung zu erarbeiten. Hierfür bin
ich zu großem Dank verpflichtet.
In den vielen Jahren, in denen ich an dem hier vorgelegten
Inschriftenmaterial geforscht habe, fand ich stets freundliche
Aufnahme im Vorderasiatischen Museum zu Berlin. Hierfür
und für die stetige Unterstützung bin ich den Direktoren
 
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