64
Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)
der Tafel 5-6. Auf der Rs. blieben wenige Zeilen erhalten,
die der Beschwörung EN atti sassatu zugeordnet werden
können. In einem spätbabylonischen Paralleltext aus Uruk
(E. von Weiher. SpTU 5. Text Nr. 242) dürfte die gleiche Folge
von dicenda zusammengestellt sein wie in der Tafel, zu der das
Bruchstück BM 76986 gehört. Die in SpTU 5. Text Nr. 242
erhaltene Stichzeile verweist auf die sumerische Beschwörung
EN äs hui gal5-la-gin7 lü-ra ba-ni-in-gar. die als Surpu
Tafel 5 gilt (siehe E. Reiner. Surpu. 30).
62 Text aus dem Umfeld der Bannlösungsverfahren 1,
Textvertreter H
VAT 10892 Fundnummer: -
64 mm x 95 nun x 29 mm Fundstelle in Assur: -
Kopie: S. 503
Ältere Kopie: KAL 7. 160-161. Text Nr. 20
Photo: KAL 7. 192-193
Hellbraunes, beidseitig erhaltenes Bruchstück aus der unteren
Hälfte einer wohl einkolumnigen Tontafel, von der Teile des
linken Seitenrandes erhalten blieben. Auf der Vs. finden sich
Reste von 9 Zeilen, auf der Rs. die Anfänge von 6 Zeilen,
die in einem Schriftduktus gehalten sind, der typisch für die
frühneuassyrische Zeit ist. Das hier als Text Nr. 66 veröffentlichte
Tafelbruchstück VAT 10695. das im Assur-Tempel im
Planquadrat hD3 V freigelegt wurde, ist in Erscheinungsbild und
Inhalt dem Fragment VAT 10892 sehr ähnlich.
Die Tafel, zu der VAT 10892 gehört, dürfte sich als genaues
Duplikat zu Text Nr. 60 erweisen. Sie enthielt eine Folge von
mindestens drei verschiedenen Beschwörungen. Am Anfang
der Tafel stand der Wortlaut der Beschwörung EN attl sassatu/
sessutu. Wie in Text Nr. 60 dürfte die Beschwörung EN atti binu
gefolgt sein. Die wenigen erhaltenen Spuren reichen freilich nicht
aus. um dies zu beweisen. In der sich anschließenden großen
Lücke könnte eine weitere Beschwörung gestanden haben. Auf
der Tafelrückseite blieben geringe Reste einer Beschwörung
erhalten, die zum Ziel hatte, das einem Bann geschuldete Unheil
von dem behandelten Patienten herunterzuwaschen und auf
eine Materie abzuleiten, die dieses Unheil in sich aufnehmen
sollte. Ihr Ende ist besser aus Text Nr. 60 und vielleicht auch aus
Text Nr. 66 bekannt. Auf eine einzeilige Handlungsanweisung
folgt dann wie in Text Nr. 60 die an den personifizierten Bann
gerichtete Beschwörung EN mänütu märat Anim, mit der die
in der Tafel zusammengestellte Sequenz von Beschwörungen
wohl beendet war. Diese Beschwörung sollte, wie wir aus
dem Sz/rju/-‘Leitfaden’ LKA 91 wissen (dort: Rs. Kol. II. 6’ =
E. Reiner. Surpu. 12) - ebenso wie die auf der Tafelvorderseite
vorangestellte Beschwörung EN atti sassatu!sessutu (siehe
E. Reiner. Surpu 12. Kol. II. 7’) - auch in der Surpu genannten
Heilbehandlung rezitiert werden. Wegen der von dem Surpu-
‘ Leitfaden’ abweichenden Reihung der Beschwörungen bleibt es
allerdings fraglich, ob VAT 10892 als ein Skript angesprochen
werden muß. in dem die Heilbehandlung Surpu dokumentiert
ist. VAT 10892 könnte auch die dicenda eines anderen
Bannlösungsverfahrens enthalten.
63 Text aus dem Umfeld der Bannlösungsverfahren 2
VAT 10760
66 mm x 100 mm * 33 mm
Kopie: S. 504
Fundnummer: -
Fundstelle in Assur: -
Dunkelbraunes Bruchstück aus der Mitte einer vermutlich
einkolumnigen Tontafel. Es blieb lediglich ein nahe dem unteren
Tafelrand gelegener Abschnitt der Tafelvorderseite mit Resten
von 16 Zeilen in einem frühneuassyrischen Schriftduktus
erhalten. Die Rs. ist gänzlich zerstört.
Ohne Zweifel wurde die in VAT 10760 erhaltene Textpassage
im Rahmen einer Therapie rezitiert, welche die Linderung
verschiedener Leiden bewirken sollte, die man - möglicherweise
nur unter anderem - auf das Wirken eines Banns zurückführte.
Der erhaltene Textabschnitt weist enge Verwandtschaft mit den
hier vorgestellten dicenda der Bannlösungsverfahren und mit
Beschwörungen und Gebeten auf. die aus dem Surpu genannten
Heilverfahren bekannt sind.
64 Text aus dem Umfeld der Bannlösungsverfahren 3
VAT 13990 ±
VAT 14026 ± VAT 21144(+)
BM 108873 (1914-4-7. 39)
m160 mm x m96 mm x m22 mm
zuN 4
Kopie: S. 505-509
Fundnummem: -.
Ass 17721 dh..ac
hD8I. Suchgraben.
sog. Haus des Beschwörungspriesters
Graubraune, beidseitig erhaltene einkolumnige Tontafel, die
aus drei unmittelbar ineinandergreifenden Fragmenten und
einem indirekt joinenden Bruchstück zusammengefügt werden
kann. Das Tafelbruchstück BM 108873. das ohne unmittelbaren
physischenKontakt an die drei inBerlin aufbewahrtenFragmente
anschließt, ist 1914 in die Sammlungen des Britischen Museums
gelangt. Es blieben weite Teile des rechten und des unteren
Seitenrandes sowie jeweils ein kleiner Abschnitt des linken und
des oberen Tafelrandes erhalten. Daher lassen sich die Maße der
unversehrten Tafel ermitteln: Ihre Länge betrug etwa 16 cm. sie
war 9.6 cm breit und ca. 2.5 cm dick. Die Tafel aus dem sog. Haus
des Beschwörungspriesters, die vermutlich von Kisir-Assur um
die Mitte des 7. Jh. v. Chr. geschrieben wurde, enthält auf der
Vs. 33. auf der Rs. 21 Zeilen in einem groben spätassyrischen
Schriftduktus. Der Schreiber verzichtete darauf, die Tafel mit
einem Kolophon zu versehen, obgleich hierfür genügend Raum
zur Verfügung gestanden hätte.
Die aus den vier Bruchstücken zusammengesetzte Tafel
enthielt ein an den Sonnengott gerichtetes Gebet, das von einer
litaneiartigen Folge von Bitten um die Lösung eines Fluches
(arratu) geprägt ist. der auf dem zu Heilenden liegen und ihm
Schaden angetan haben könnte. Strukturell und inhaltlich weist
das Gebet sehr große Ähnlichkeit zu den sog. //jwwr-Litaneien
auf. die im Rahmen der nam-erim-bür-ru-da genannten
Therapie rezitiert wurden (siehe Texte Nr. 16-39). Es besitzt
damit auch große Nähe zu entsprechenden Rezitationen, die
uns aus dem Surpu genannten Heilverfahren vertraut sind
[Surpu. Tafel 3 und Tafel 8). Das Gebet sollte wohl - gemäß der
knappen, nm bruchstückhaft erhaltenen Handlungsanweisung,
die am Tafelende steht - über verschiedene edle Steine
gesprochen werden. Diese sollten dafür sorgen, daß ein Wasch-
Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)
der Tafel 5-6. Auf der Rs. blieben wenige Zeilen erhalten,
die der Beschwörung EN atti sassatu zugeordnet werden
können. In einem spätbabylonischen Paralleltext aus Uruk
(E. von Weiher. SpTU 5. Text Nr. 242) dürfte die gleiche Folge
von dicenda zusammengestellt sein wie in der Tafel, zu der das
Bruchstück BM 76986 gehört. Die in SpTU 5. Text Nr. 242
erhaltene Stichzeile verweist auf die sumerische Beschwörung
EN äs hui gal5-la-gin7 lü-ra ba-ni-in-gar. die als Surpu
Tafel 5 gilt (siehe E. Reiner. Surpu. 30).
62 Text aus dem Umfeld der Bannlösungsverfahren 1,
Textvertreter H
VAT 10892 Fundnummer: -
64 mm x 95 nun x 29 mm Fundstelle in Assur: -
Kopie: S. 503
Ältere Kopie: KAL 7. 160-161. Text Nr. 20
Photo: KAL 7. 192-193
Hellbraunes, beidseitig erhaltenes Bruchstück aus der unteren
Hälfte einer wohl einkolumnigen Tontafel, von der Teile des
linken Seitenrandes erhalten blieben. Auf der Vs. finden sich
Reste von 9 Zeilen, auf der Rs. die Anfänge von 6 Zeilen,
die in einem Schriftduktus gehalten sind, der typisch für die
frühneuassyrische Zeit ist. Das hier als Text Nr. 66 veröffentlichte
Tafelbruchstück VAT 10695. das im Assur-Tempel im
Planquadrat hD3 V freigelegt wurde, ist in Erscheinungsbild und
Inhalt dem Fragment VAT 10892 sehr ähnlich.
Die Tafel, zu der VAT 10892 gehört, dürfte sich als genaues
Duplikat zu Text Nr. 60 erweisen. Sie enthielt eine Folge von
mindestens drei verschiedenen Beschwörungen. Am Anfang
der Tafel stand der Wortlaut der Beschwörung EN attl sassatu/
sessutu. Wie in Text Nr. 60 dürfte die Beschwörung EN atti binu
gefolgt sein. Die wenigen erhaltenen Spuren reichen freilich nicht
aus. um dies zu beweisen. In der sich anschließenden großen
Lücke könnte eine weitere Beschwörung gestanden haben. Auf
der Tafelrückseite blieben geringe Reste einer Beschwörung
erhalten, die zum Ziel hatte, das einem Bann geschuldete Unheil
von dem behandelten Patienten herunterzuwaschen und auf
eine Materie abzuleiten, die dieses Unheil in sich aufnehmen
sollte. Ihr Ende ist besser aus Text Nr. 60 und vielleicht auch aus
Text Nr. 66 bekannt. Auf eine einzeilige Handlungsanweisung
folgt dann wie in Text Nr. 60 die an den personifizierten Bann
gerichtete Beschwörung EN mänütu märat Anim, mit der die
in der Tafel zusammengestellte Sequenz von Beschwörungen
wohl beendet war. Diese Beschwörung sollte, wie wir aus
dem Sz/rju/-‘Leitfaden’ LKA 91 wissen (dort: Rs. Kol. II. 6’ =
E. Reiner. Surpu. 12) - ebenso wie die auf der Tafelvorderseite
vorangestellte Beschwörung EN atti sassatu!sessutu (siehe
E. Reiner. Surpu 12. Kol. II. 7’) - auch in der Surpu genannten
Heilbehandlung rezitiert werden. Wegen der von dem Surpu-
‘ Leitfaden’ abweichenden Reihung der Beschwörungen bleibt es
allerdings fraglich, ob VAT 10892 als ein Skript angesprochen
werden muß. in dem die Heilbehandlung Surpu dokumentiert
ist. VAT 10892 könnte auch die dicenda eines anderen
Bannlösungsverfahrens enthalten.
63 Text aus dem Umfeld der Bannlösungsverfahren 2
VAT 10760
66 mm x 100 mm * 33 mm
Kopie: S. 504
Fundnummer: -
Fundstelle in Assur: -
Dunkelbraunes Bruchstück aus der Mitte einer vermutlich
einkolumnigen Tontafel. Es blieb lediglich ein nahe dem unteren
Tafelrand gelegener Abschnitt der Tafelvorderseite mit Resten
von 16 Zeilen in einem frühneuassyrischen Schriftduktus
erhalten. Die Rs. ist gänzlich zerstört.
Ohne Zweifel wurde die in VAT 10760 erhaltene Textpassage
im Rahmen einer Therapie rezitiert, welche die Linderung
verschiedener Leiden bewirken sollte, die man - möglicherweise
nur unter anderem - auf das Wirken eines Banns zurückführte.
Der erhaltene Textabschnitt weist enge Verwandtschaft mit den
hier vorgestellten dicenda der Bannlösungsverfahren und mit
Beschwörungen und Gebeten auf. die aus dem Surpu genannten
Heilverfahren bekannt sind.
64 Text aus dem Umfeld der Bannlösungsverfahren 3
VAT 13990 ±
VAT 14026 ± VAT 21144(+)
BM 108873 (1914-4-7. 39)
m160 mm x m96 mm x m22 mm
zuN 4
Kopie: S. 505-509
Fundnummem: -.
Ass 17721 dh..ac
hD8I. Suchgraben.
sog. Haus des Beschwörungspriesters
Graubraune, beidseitig erhaltene einkolumnige Tontafel, die
aus drei unmittelbar ineinandergreifenden Fragmenten und
einem indirekt joinenden Bruchstück zusammengefügt werden
kann. Das Tafelbruchstück BM 108873. das ohne unmittelbaren
physischenKontakt an die drei inBerlin aufbewahrtenFragmente
anschließt, ist 1914 in die Sammlungen des Britischen Museums
gelangt. Es blieben weite Teile des rechten und des unteren
Seitenrandes sowie jeweils ein kleiner Abschnitt des linken und
des oberen Tafelrandes erhalten. Daher lassen sich die Maße der
unversehrten Tafel ermitteln: Ihre Länge betrug etwa 16 cm. sie
war 9.6 cm breit und ca. 2.5 cm dick. Die Tafel aus dem sog. Haus
des Beschwörungspriesters, die vermutlich von Kisir-Assur um
die Mitte des 7. Jh. v. Chr. geschrieben wurde, enthält auf der
Vs. 33. auf der Rs. 21 Zeilen in einem groben spätassyrischen
Schriftduktus. Der Schreiber verzichtete darauf, die Tafel mit
einem Kolophon zu versehen, obgleich hierfür genügend Raum
zur Verfügung gestanden hätte.
Die aus den vier Bruchstücken zusammengesetzte Tafel
enthielt ein an den Sonnengott gerichtetes Gebet, das von einer
litaneiartigen Folge von Bitten um die Lösung eines Fluches
(arratu) geprägt ist. der auf dem zu Heilenden liegen und ihm
Schaden angetan haben könnte. Strukturell und inhaltlich weist
das Gebet sehr große Ähnlichkeit zu den sog. //jwwr-Litaneien
auf. die im Rahmen der nam-erim-bür-ru-da genannten
Therapie rezitiert wurden (siehe Texte Nr. 16-39). Es besitzt
damit auch große Nähe zu entsprechenden Rezitationen, die
uns aus dem Surpu genannten Heilverfahren vertraut sind
[Surpu. Tafel 3 und Tafel 8). Das Gebet sollte wohl - gemäß der
knappen, nm bruchstückhaft erhaltenen Handlungsanweisung,
die am Tafelende steht - über verschiedene edle Steine
gesprochen werden. Diese sollten dafür sorgen, daß ein Wasch-