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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0079
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66

Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)

Das sehr stark beschädigte Tafelfragment wurde wegen der
in Z. 9’ erhaltenen Bemerkung “[... Das von einem Ba]nn
ausgehende [Unheil] wird sich (dann) nicht mehr nähern”
([... HUL NA]M.ERIM NU TE) in die vorliegende Edition
aufgenommen.

Ausgewählte Vorschriften und Rezepte zur
medizinischen Behandlung von Erkrankungen, die auf
einen Bann zurückgeführt wurden (Texte Nr. 70-80)

in spätneuassyrischem Schriftduktus erhalten. Die Tafel ist
mit einem dreizeiligen Kolophon versehen. Der dort genannte
Schreiber Marduk-enba7 ist bislang nur aus diesem Schriftstück
bekannt.
Die im sog. Haus des Beschwörungspriesters gefundene Tafel
VAT 14082 enthält eine Abschrift der Rezeptsammlung, die
auch aus Text Nr. 70 bekannt ist. Obgleich die Tafel VAT 14082
weit mehr als ein Jahrhundert jünger ist als Text Nr. 70, stimmen
beide Abschriften bis hin zu den Details der gewählten Graphien
nahezu vollständig überein.

70-72

Rezeptsammlung 1

70

Rezeptsammlung 1, Textvertreter A

VAT 7822 Herkunft unbekannt
m96 mm x in65 mm x m27 mm vielleicht aus Assur
Kopie: BAM 49
Photos: S. 514-515 und CDLIP285149
Braune, beidseitig erhaltene einkolumnige Tontafel, die in ihren
Ausmaßen vollständig erhalten blieb. Der obere Tafelrand ist
stark beschädigt, die linke untere Ecke der Rs. fehlt. Vs. und
Rs. enthalten jeweils 23 Textzeilen in einem neuassyrischen
Schriftduktus, der wohl in das frühe 8. Jh. v. Chr. zu datieren ist.
Es ist unklar, ob auf die letzte erhaltene Zeile derRs. ursprünglich
noch ein kurzer Kolophon folgte.
In der Rezeptsammlung ist die Herstellung von insgesamt vier
flüssigen Arzneimitteln beschrieben, welche die Heilung von
Beschwerden versprachen, die man auf die Einwirkung eines
Banns zurückführte. Die beschriebenen “Heiltränke” (masqiätu)
waren nicht für die Allgemeinheit bestimmt. Sie galten als ein
“dem Königtum (vorbehaltenes) Geheimnis” (nisirti sarrüti).
Jeder einzelnen Anweisung zur Medikamentenherstellung
ist die Beschreibung eines zugehörigen Krankheitsbildes
vorangestellt. Dabei scheint vom ersten bis zum vierten
Abschnitt der Rezeptsammlung die Schwere der zu kurierenden
Krankheit zuzunehmen. Im Mittelpunkt stehen stets Magen-
Darm-Beschwerden. Die ersten drei Medikamente (Z. 1-8;
Z. 9-20; Z. 21-31) sind Abführmittel. Das erste wurde peroral
auf nüchternen Magen, die beiden anderen rektal als Einläufe
verabreicht, der eine davon in kaltem, der andere in warmem
Zustand. Das vierte Heilmittel (Z. 32-44) wurde, wenngleich
feucht, vielleicht in einem festeren Zustand verordnet. Es sollte
auf einen Verband (rnarkastu) aufgetragen werden.

Rezeptsammlung 1, Textvertreter B

VAT 14082 Ass 17721 bw
ml 33 mm x m62 mm x m23 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 520 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: BAM 50
Photos: S. 516-517 und CDLI P285150
Braune, beidseitig erhaltene einkolumnige Tontafel, die in ihrer
gesamten Länge und im Bereich der Tafelmitte auch in ihrer
gesamten Breite erhalten blieb. Der linke Seitenrand ist nahezu
unversehrt. Die rechte Tafelhälfte ist namentlich auf der Vs. stark
beschädigt, die obere und die untere rechte Ecke fehlen. Auf
der Vs. blieben Reste von 21. auf der Rs. Reste von 26 Zeilen

72

Rezeptsammlung 1, Textvertreter C

VAT 10580
51 mm x 49 nun x 6 mm
Kopie: BAM 51
Photo: S. 518 und CDLI P285151

Fundnummer: -
Fundstelle in Assur: -

Braunes, nur einseitig erhaltenes Tafelbruchstück mit Resten
von 8 Zeilen in einem neuassyrischen Schriftduktus, der wohl
in das frühe 7. Jh. v. Chr. datiert werden muß. Ein sehr kleines
Stück des rechten Seitenrandes blieb erhalten. Da die Breite
des Schriftfeldes mit kaum mehr als 5 cm recht gering ist.
kann nicht ausgeschlossen werden, daß das Fragment zu einer
mehrkolumnigen Tafel gehört.
Das stark beschädigte Tafelbruchstück VAT 10580 enthält eine
Passage aus dem zweiten Abschnitt der Rezeptsammlung, die aus
den Textzeugen Nr. 70 und Nr. 71 bekannt ist. Es bleibt unklar, ob
die Tafel, zu der VAT 10580 gehört, genau diese Rezeptsammlung
oder aber eine andere Zusammenstellung heilkundlicher Texte
enthielt, in der lediglich eines der aus den Textvertretem Nr. 70
und Nr. 71 bekannten Rezepte niedergeschrieben ist.

73-74

Rezeptsammlung 2

Rezeptsammlung 2, Textvertreter A

A258 Ass 13955 av
m52 mm x m86 mm x m? nun hD8I. Pflastemiveau.
assyrisches Privathaus. West.
N 4: 45 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: BAM 68
Nahezu vollständig erhaltene, querformatige Tontafel, von der
lediglich die rechte obere Ecke fehlt. Auf der Vs. finden sich 9.
auf dem unteren Rand eine und auf der Rs. 10 Zeilen in einem
spätneuassyrischen Schriftduktus, der in die Mitte des 7. Jh.
v. Chr. zu datieren ist.
Die Tafel enthält Anweisungen zur Herstellung eines aus 26
verschiedenen Ingredienzien gekochten, flüssigen Medikaments,
das als Einlauf verabreicht werden sollte und nicht nur Heilung
von der “Hand des Banns” und der “Hand des Totengeistes”
versprach, sondern auch von sibit säri (“Windstoß”). Hitzefieber
(himit seti), Lähmung (simmatu), Taubheitsgefühl7 (rimütu),
Muskelzucken7 (sassatu), dem Afterleiden durugiqqu und
“jeglicher (anderer) Krankheit”. Aus dem zweizeiligen
Kolophon geht hervor, daß Kisir-Assur das Rezept “eilig von
einer (hölzernen) Wachstafel” abgeschrieben hatte, um sich
 
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