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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0242
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Textbearbeitungen: Nr. 45

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Der Erkrankte mußte offenbar, um Lösung erlangen zu können, zunächst die Kraft benennen, die er beim Leisten
eines Eides durch Anrufung dadurch beleidigt hatte, daß er später eidbrüchig geworden war oder gar einen
Meineid geschworen hatte. Erst danach wollte man die Bitte um Bannlösung aussprechen (dazu siehe Z. 23ff.).
Das Zeichen a-, mit dem Z. 4 beginnt, hatte der Schreiber zunächst an den linken Tafelrand gesetzt, bevor er
es mit zwei schrägen Keilchen ausstrich und löschte, um es - ein wenig nach rechts eingerückt - erneut zu
schreiben. Die Konvention, zusammengehörige Abschnitte dadurch zu kennzeichnen, daß nur die erste Zeile
am linken Tafelrand beginnt und alle weiteren Zeilen ein wenig nach rechts eingerückt werden, entspricht
Schreibergepflogenheiten der mittel- und der frühneuassyrischen Zeit, die in der hohen neuassyrischen Zeit aus
der Mode kamen.
Mit der Übersetzung “und (seitdem)" wurde versucht, dem Umstand Rechnung zu tragen, daß Verbalformen, die
mit einem enklitischen -ma verbunden sind, ein zeitliches Nacheinander beschreiben.
In Z. 4 wird auf den möglicherweise ganz gängigen Brauch angespielt. Schwüre (des Nachts) bei der Lampe bzw.
bei dem Licht(gott) (siehe Z. 5) zu leisten. Die eidliche Bindung eines solchen Schwures an das Licht kam wohl
durch folgende gedankliche Verknüpfung des Lichtes mit dem Gegenstand des Eides zustande: “So wahr diese
Lichtquelle hier Licht/Klarheit spendet, so licht/klar ist meine Aussage: “ ””. Ein derartiger, im Alltagsleben
vielleicht weit verbreiteter Brauch des Beeidens (Warum sonst sollte ana nüri atmäma hier an so prominenter
Stelle stehen?) ist bisher kaum belegt. Hierzu würde passen, daß die Reihe der in den Zeilen 4ff. genannten
‘Schwurgötter’von vergöttlichten ‘Lichtem’ (Licht/Lampe; Feuer; Mond; Sonne) angeführt wird.
MIN MIN MIN steht hier und in den folgenden Zeilen für atmäma sertam nasäku.
Im Original steht - gegen die von J. A. Craig in ABRT 2. 9 vorgelegte Keilschriftkopie - <iSadäni(KlJR-ni).
Mittelassyrische Belege für den Gottesnamen Sadänu hat C. Saporetti in OMA 2. 197 zusammengestellt (vgl.
dazu ferner AHw 1123a s. v. sadänu(m) 4).
Das Marduk aber auch dem Amurru zugeordnete Attribut göttlicher Herrschaft gamlu(m) (dazu siehe
F. A. M. Wiggermann. Mesopotamian protective spirits. 61 mit weiterführender Literatur) diente wie andere sog.
Götterwaffen im Rahmen eines Rechtsaustrags als Stellvertreter göttlicher Macht, bei dem ein ggf. notwendiger
Eid geleistet werden mußte (dazu siehe H. Limet. Fs. Küpper 1990. 37). Aus diesem Grand ist gamlum hier
genannt und mit einem Gottesdeterminativ versehen.
Die Wegkreuzung war als Ort berüchtigt, an dem man sich Verunreinigung und daraus folgend Krankheit durch
Kontakt mit Ausgespucktem. Ausgegossenem usw. zuziehen konnte (siehe den Kommentar zu Text Nr. 3. 1). Ein
Schwur “bei der Wegkreuzung’’ war dementsprechend wohl ein Eid. bei dem man diese von der Wegkreuzung
ausgehenden Gefahren auf sich rief für den Fall, daß man eidbrüchig würde oder einen Meineid leistete. Der
möglicherweise populäre Brauch, einen Eid bei der Wegkreuzung zu leisten, ist in den Texten, die das offizielle
Rechtswesen spiegeln, jedoch nicht bezeugt.
Zu dem Götterpaar, das auch in Text Nr. 38-39. 51 ’ genannt ist (K[I] vilSu-qa-mu-ni u äSi-i-ma-l\i-a MIN]). siehe
M. Krebemik. U. Seidl. RIA 14. 323-325.
Das MIN dürfte hier für at-ma(-ma) stehen, so wie das erste MIN in der Reihe MIN MIN MIN in den
vorangehenden Zeilen. Hierzu vgl. auch den Kommentar zu Z. 24.
Mit Z. 23 ist etwa die Tafelmitte erreicht.
Im nicht erhaltenen Zeilenanfang ist für drei Zeichen Platz. Daher ergibt sich fast zwangsläufig die Ergänzung
[mämita]. In Z. 24 wurde das erste MIN gelöscht, da at-ma. für das das MIN in den folgenden Zeilen steht, zuvor
ausgeschrieben worden war. Das MIN am Zeilenende greift das lü pasranni der vorhergehenden Zeile auf. In den
folgenden Zeilen ist “MIN MIN’’ die Abkürzung für “atma lü pasranni".
Die wenigen vor dem Zeichen kit- erhaltenen Spuren sind die Reste eines stehenden Keiles, der den Abschluß des
Zeichens -na gebildet haben könnte. Die Ergänzung a-na] kit-ti etc. (bzw. in der folgenden Zeile die Ergänzung
a-na s\ar-ti etc.) stützt sich auf die Parallelstelle Text Nr. 27-33. 94: ana kit-ti u sar-ti lu it-ma (KI.)MIN. Die
eigentlich naheliegende, sich an Surpu. Tafel 3. 12 (ma-mit kit-ti u sar-ti ü-) orientierende Ergänzung [(/m?)
ma-mit\ kit-ti etc. paßt nicht zu den erhaltenen Spuren.
Das einfache MIN steht in den Zeilen 27-31 für lüpasranni. In Z. 32. dem offenbar letzten Vers dieser Sequenz,
ist lü pasranni - aus mir nicht ganz ersichtlichen Gründen - nicht mit MIN abgekürzt, sondern ausgeschrieben.
Anregungen zur Ergänzung der ersten Zeilenhälfte liefern z. B. Surpu. Tafel 3.39 (niämit qabe saälu u nakänr.
siehe E. Reiner. Surpu. 20 und R. Borger. Fs. Lambert. 41) und Z. 59 (jnämit zämäne semü u nakänr. siehe
E. Reiner. Surpu. 20 und R. Borger. Fs. Lambert. 43). Siehe außerdem auch Surpu. Tafel 8. 58. 59. 68 und 72
(E. Reiner. Surpu. 42-43 und R. Borger. Fs. Lambert. 86-88). Zu der Verbindung ms Ui zakäru siehe Surpu. Tafel
3. 14. 17.41. 44. 93.100 (E. Reiner. Surpu. 19-22). Tafel. 4. 28 (E. Reiner. Surpu. 25) und Tafel 8.60 (E. Reiner.
Surpu. 42). Eine Parallelstelle zur zweiten Zeilenhälfte findet sich in Text Nr. 46-47. 29.
E. Reiner erwog in Surpu. 56a die Möglichkeit, die Zeilen 28-32 nach Surpu. Tafel 3. 25. 34. 16. 31 und 32 zu
ergänzen.
Diese Zeile wurde nach Text Nr. 46-47. 32 sowie nach Surpu. Tafel 3. 25 (E. Reiner. Surpu. 19 und R. Borger.
Fs. Lambert. 39) ergänzt. Vgl. aber auch Surpu. Tafel 3. 40 (mämit kirbäna ina eqli nasähu: E. Reiner. Surpu. 20
und R. Borger. Fs. Lambert. 41). Zu weiteren denkbaren Ergänzungen siehe Surpu. Tafel 8. 50 (E. Reiner. Surpu.
 
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