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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0262
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Textbearbeitungen: Nr. 54

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solchen Tranks findet sich beispielsweise in Text Nr. 70-72. 6-8 und in Text Nr. 76-77. 21-24. Der Wortlaut
der hier vorgestellten Tafel gibt nicht her. ob bzw. in welcher Weise die darin beschriebene medikamentöse
Behandlung eines Patienten mit den hier in den Texten 1-47 vorgestellten Therapien verbunden war. Für
einen engen Zusammenhang spricht jedenfalls das in 81-7-27. 205. 12 verwendete Rubrum KA.INIM.MA
NAM.ERIM.BÜR.RU.D A.KAM. das ansonsten nur unter dicenda gesetzt ist. die zu den therapeutischen Formen
zu rechnen sind, welche in dem ‘Leitfaden’ zum Bannlösungsverfahren (Text Nr. 1-2) beschrieben sind.
Mittlerweile wurden sechs weitere Duplikate des Textes bekannt, die zeigen, daß die Beschwörung dort in
recht unterschiedlichen Zusammenhängen überliefert wurde, welche keine ersichtlichen Verbindungen zu
den Bannlösungverfahren aufweisen. Lediglich der siebte Paralleltext. BM 42272 (81-7-1. 31). Vs. 8-17. läßt
erkennen, daß die Beschwörung “Ich bin das Abendfesf' - ähnlich wie in dem hier vorgestellten Text - über einen
mit Kräutern versetzten Trank gesprochen werden sollte, der Heilung von Schadenzauber und Bann versprach
(siehe unten zu Z. L3f.).
Eine vollständige Edition aller Textvertreter, versehen mit umfangreichen philologischen und inhaltlichen
Kommentaren, legten T. Abusch und D. Schwemer in CMAwR 2. 48-63. Text 7.11 vor. so daß hier auf einen
ausführlicheren Kommentar verzichtet werden kann.
10 Im Lichte der in diesem Buch vorgelegten Texte würde man Z. 10 ohne weiteres folgendermaßen umschreiben:
[it-ti-ia li\p-vsu1-vru'-ka lu vta1-vmd'-a-ti und dementsprechend übersetzen als “[Mit mir mögen] sie dich lösen.
Du seist beschworen!” Die im folgenden aufgeführten Parallelstellen sprechen freilich so sehr dagegen, daß
diese Möglichkeit wohl doch nicht in Betracht kommt (die Siglen der Textvertreter richten sich in der folgenden
Umschriftsynopse nach der Edition in CMAwR 2. 48-63. Text 7.11):

A Rs. 10
it-ti-ia
lip-su-ru
ka-la
ta-ma-te
J Rs. 6
it-ti-ia
lip-s[u-r\u
ka-Tlu'-ü
ta-ma-a-ti
K III?, 26’
[ittT-i]a
lip-su-ra
DÜ-zz
A.AB.B[A.MES]
L IV?, 8
[ ]
lip-su-ra
DÜ-zz
A.AB.BA.MES
M 9’
[
lip-suj^ru1
DÜ-rzzn
[ ]
n Vs. 13’
Kl-ia-a-ma
lip-su-ru
ka-la
\ta-m\a-a-ti

Es gilt freilich einen Grund zu benennen, warum hier ausschließlich die Meere als Kraft genannt sind, die eine
Bannlösung bewirken kann. Eine Erklärung mag darin liegen, daß in der zugrunde liegenden Vorstellung die als
Heilmittel verwendete Flüssigkeit (Wasser oder Bier) so wie ein Spül- oder Waschwasser die negative Energie
des Banns aufnimmt. abtransportiert und endlich von den Wassern des Meeres aufgenommen und beseitigt wird
(dazuvgl. Text Nr. 16-26. 14 und Text Nr. 27-33. 65).
13f. Es ist anzunehmen, daß man das Wasser bzw. das Bier, über das die Beschwörung gesprochen werden sollte, mit
verschiedenen Kräutern versetzte, bevor das Heilmittel verabreicht wurde. Die Herstellung eines solchen, masqlt
mänüti genannten Trankes, der als Brechmittel diente, ist z. B. in Text Nr. 76-77. 21-24 und den dort genannten
Parallelstellen beschrieben. Die Handlungsanweisung, die in dem Paralleltext BM 42272 (81-7-1. 31). Vs. 15-17
auf den Wortlaut der Beschwörung EN anäku nubattum folgt (siehe J. Scurlock. Sourcebook. 632. T. Abusch.
D. Schwemer. CMAwR. 2. 54 und A. Bäcskay. JMC 26. 5). scheint dies zu bestätigen: “Die zugehörigen Hand-
lungen: Am Abendfest rezitierst du diese Beschwörung über Kräuter zur Lösung von Schadenzauber und/oder zur
Bannlösung. Dann trinkt er es am dritten, am siebten, am sechzehnten Tag. Dann sind Schadenzauber und/oder
Bann gelöst (DÜ.DÜ. rBr ina nu-bat-ti EN an-ni-ti ana UGU Ü US H.BÜR.RU.DA/u NA[M.E]RIM.BÜR.RU.DA
SID-zzza UD.3.KAM* UD.7.KAM* UD.16.KAM* rNAG1-zwu / ki[s-pu] '//' NAM.ERIMpa-äs-ru)". Auch laut
K 1289. Rs. 12-13 (siehe CMAwR 2. 54. Textvertreter A) sollte die Beschwörung EN anäku nubattum “über
Kräuter zur Lösung von Schadenzauber dreimal rezitiert” und dann “entweder in Wasser, oder in Wein, oder in
Bier, oder in Milch” getrunken werden.
Kolophon Zu dem Namen Gu-/zzz/-dTU.TU. der vielleicht Gahul-Marduk oder Gahul-Nabü zu lesen ist. siehe PNA 1. 419
und ferner K. L. Tallqvist. APN 79a. Der Eintrag in H. Hunger. BAK 132. Nr. 467 ist wohl entsprechend zu
korrigieren. Eine keilschriftliche Wiedergabe des Kolophons findet sich in: C. Bezold. Catalogue Vol. 4. 1809.

54) VAT 11236 (Kopie: S. 498)

Beschreibung einer Heilbehandlung zur Bannlösung 4

Fundstelle in Assur: - ; Fundnummer: - ; Archivzugehörigkeit: -
Beschreibung: Hellbraunes, beidseitig erhaltenes Bruchstück mit der linken unteren Ecke einer einkolumnigen Tontafel
(Maße: 66 mm x 50 mm x 21 mm). Vor der Beschriftung wurde die Position des Zeilenbeginns (und wohl auch die des
Zeilenendes) mit einer sehr feinen vertikalen Linie markiert. Auf der Vs. blieben Reste von 15. auf der Rs. Reste von 12
Zeilen in einem frühneuassyrischen Schriftduktus erhalten.
Datierung: frühneuassyrisch
Ältere Kopie: KAR 292 (dort versehentlich als VAT 11326 bezeichnet); Bearbeitung: -
 
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