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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0289
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276

Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)

dem Fragment VAT 14113 zuordneten, ist uns lediglich der Buchstabenindex bw bekannt. Solche aus zwei
Buchstaben bestehenden Indices sind recht typisch für die zahlreichen Tafelfragmente, die in dem sog. Haus
des Beschwörungspriesters gefunden wurden und die Fundnummem Ass 13955. Ass 13956. Ass 17721 und Ass
17722 tragen. Da die Stücke mit den Fundnummem Ass 13955 bw (A218 = BAM 250). Ass 13956 bw (A2732 =
BAM 243) und Ass 17721 bw (VAT 14082 = BAM 50) identifiziert werden können, ist nicht unwahrscheinlich,
daß in VAT 14113 das mit der Fundnummer Ass 17722 bw versehene Tafelbruchstück vorliegt (Es gilt allerdings
darauf hinzuweisen, daß in nicht wenigenFällenversehentlichdie gleichenBuchstabenindices mehrfach vergeben
wurden). Machart und Schriftduktus des Fragmentes lassen in jedem Fall wenig Zweifel daran aufkommen, daß
VAT 14113 (wie der ‘Leitfaden’Text Nr. 1) aus dem Tafelbestand der Heilerfamilie aus Assur(N 4) stammt.
In dem Tafelfragment VAT 14113 finden sich Reste der Beschreibung von Verfahren, die Unschädlichmachung
und Beseitigung pathogener Kräfte zum Ziel haben, welche den altorientalischen Heilem zufolge die auf einen
Bann zurückgeführte Erkrankung ausgelöst hatten. Entsprechende Verfahren sind aus der Therapiebeschreibung
Text Nr. 4-10. 56-104 bekannt.
1’ Die erhaltenen Spuren passen zu der Lesung ] x rto1-[. Dementsprechend dürfte hier eine Verbalform (2. Pers.
Sg. m. Präsens) zu ergänzen sein, die typisch für das Gerne der Therapiebeschreibungen ist.
2’-4’ Ohne Duplikat läßt sich nicht klären, ob hier der Wortlaut eines kurzen Gebetes oder mehrere Incipits längerer
Beschwörungen notiert waren. Es ist jedoch offensichtlich, daß der Heiler hier das Wort an ein Substitut zu
richten hatte, welches die pathogenen Kräfte, die ursprünglich dem Erkrankten anhafteten, aufnehmen und in die
Tiefen des Wassers (siehe Z. 4’ und ferner Text Nr. 27-33.102) herabziehen sollte, um sie so dem Unterweltsgott
zuzuführen. Hierbei könnte es sich um eine Figur, eine Substanz wie z. B. Teig, mit dem man den Kranken
abgerieben hatte, ein Objekt wie beispielsweise ein Tuch oder aber um ein Wassertier wie den Fisch gehandelt
haben (Dazu siehe S. M. Maul. BaF 18. 85-93 und den Kommentar zu Text Nr. 16-26. 18-36).
Das in Z. 4’ erhaltene feminine Suffix -ki dürfte sich auf den hier angesprochenen Fluß (jiäru) beziehen. Die
auf dieser Annahme fußende, hier vorgeschlagene Ergänzung apsük]ki richtet sich dementsprechend nach
S. M. Maul. BaF 18. 87. Rs. 8; 141. Z. 157; 289. Rs. 11; 319. Z. 53; 340f._ Z. 42; 447. Z. 24. Man kann wohl
ausschließen, daß der Heiler statt des Flusses - wie in Text Nr. 46—17. 43- die Erde (ersetu) aufzufordem hatte,
das von dem Patienten genommene ‘Unheil’ aufzunehmen ((w)arädu(m) S. "hinabsteigen, herabsteigen lassen”
würde hierzu nicht passen).
Das Ende der Z. 4’ erinnert sehr an Text Nr. 16-26. 36: arm nünu ana apsi luseridlliserid. Dennoch bleibt es
unsicher, ob auch an dieser Stelle des Bannlösungsverfahrens ein Fisch eingesetzt werden sollte. Da im folgenden
(Z. 5 ”-7 ”) wohl von einem im Flußwasser freizusetzenden Fisch die Rede ist. erscheint dies wenig wahrscheinlich.
Vielmehr dürfte in VAT 14113. 2’-4’ ebenjener Abschnitt des Bannlösungsverfahrens beschrieben sein, der uns
aus Text Nr. 4-10. 81-90 wohlbekannt ist. Demzufolge sollte das von dem Erkrankten genommene ‘Unheil’ in
einer Kopfbinde (parsigu) gebannt, in den Fluß geworfen und von den Wassern davongespült werden (hierzu
siehe auch Text Nr. 27-33. 65).
3 ” Vgl. Text Nr. 1-2. 22” und den zugehörigen Kommentar.
5”-8” Der hier beschriebene Abschnitt des Bannlösungsverfahrens findet in der Therapiebeschreibung Text Nr. 4-10.
91-. 91-97 eine genaue Entsprechung. In dem zugehörigen Kommentar sind weitere Parallelen aufgeführt.
6” Die erhaltenen Spuren passen zu der Lesung u\z-ni rapasti(DAGAL-ti).

69) K10240 (Kopie: S. 513)

Tafelbruchstück unsicherer Zuordnung 5

Fundort: Ninive. Teil Kouyunjik
Beschreibung: Dunkelbraunes, einseitig erhaltenes Bruchstück aus dem mittleren Bereich einer einkolumnigen Tontafel mit
einem Stück des rechten Seitenrands (Maße: 68 mm x 45 nun x 12 mm). Es blieben die Enden von 15 Textzeilen
erhalten, die in spätneuassyrischem Schriftduktus geschrieben sind.
Datierung: neuassyrisch, zweite Hälfte des 7. Jh. v. Chr.
Ältere Kopie: - ; Photo: CDLIP398571. Bearbeitung: -

Transliteration:

1’
1’
]xx[ ]
2’
2’
]x BAD x[ ]
3’
3’
] x tim 5<7-<7[/r(?)]
4’
4’
] x ti i ma x [
5’
5’
G]ADU8[ ]
6’
6’
A]RHUS TUKU-V(-) [ ]
 
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