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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0294
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Textbearbeitungen: Nr. 70-72

281

14 Um ihn (wieder) gesund zu machen (wörtlich: mit Leben zu erfüllen), zerstößt du Yi Liter (wäßrige) Lösung aus
Datteln. /i Liter (wäßrige) Lösung aus AasvLPIlanzc.
15 /i Liter Fischsauce (siqqu), /i Liter Essig. 5 Schekel gefiltertes Öl.
16 10 Schekel Honig. 10 Schekel zzzzzzz-Pflanze und verarbeitest das zu einer homogenen (Flüssigkeit).
17 In der Nacht läßt du das vor dem Ziegen-Gestim (Lyra) ruhen. Du umgibst es mit einem Mehlkreis.
18 Du bestreust ein Räuchergefäß mit Wacholder. Du rufst Gula und Belet-ili
19 bei ihrem Namen. Du libierst mihhu-Bier. In der Morgendämmerung kochst du es (d. h.: die Flüssigkeit).
20 du filterst es. läßt es erkalten und verabreichst es ihm als Einlauf (wörtlich: du gießt es ihm in den Anus). Er wird
einen (reinigenden) Stuhlgang haben und dann gesunden.


21 Wenn der Oberbauch eines Menschen immer wieder von Fieber(hitze) betroffen ist. seine Eingeweide entzündet
sind.
22 ihn ständig nach [Wasser] dürstet, er ständig gereizt ist.
23 [ ]. seine [ ] kraftlos sind: Diesen Menschen [hat] der Bann [gepackt].
24 Um ihn (wieder) gesund zu machen (wörtlich: mit Leben zu erfüllen), wiegst du Zeder. Zypresse, dapränu-
Wacholder. Myrte.
25 “Süßrohr”, /W/z/AAzz-Baum/Strauch. Buchsbaum7 (simessalü). sumlalü-Püaaze. Holunder7 (suädu),
26 kukuru-Pflanze. Wacholder, ata isu-Pflanze, hasü-Pflanze (Thymian?). Salicomia (uhülu qarnänü).
27 /zz/Az/rtzz-PIlanzc (asa foetida?). Myhrre. türu (Opopanax?). baluhhu (Galbanum?).
28 diese 18 (pflanzliche) Drogen in jeweils gleichen Portionen ab. Du zerschneidest sie zusammen.
29 In Bier und Essig weichst du sie ein. Du verschließt das im Ofen.
30 In [der Morgendämmerung] nimmst du es heraus. Du filterst es. Honig und gefiltertes Öl zerstampfst du darin.
31 In noch warmem Zustand verabreichst du es ihm als Einlauf (wörtlich: gießt du es ihm in den Anus). Er wird
einen (reinigenden) Stuhlgang haben und dann gesunden.


32 Wenn der Oberbauch eines Menschen ihn so “fesselt” als sei es der Bann.
3 3 er wegen seiner Krankheit immer wieder erbrechen muß. (Leibes)wind in seinem Bauch so knattert als sei es (das
Afterleiden) durugiqqu,
34 sein ganzes Fleisch verfallen ist. er nicht mehr ganz bei Sinnen ist: Um ihn (wieder) gesund zu machen (wörtlich:
mit Leben zu erfüllen), zerreibst du
35 hasänu-Pflanze (und) kukurii-Pflanze mit einem Stößel.
36 In einem Wasser-nuAv/ün/ weichst du das ein. Wenn das nakuäru
37 [ausgetrocknet ist], mischst du Wasser hinein. Vor dem Ziegen-Gestim (Lyra).
38 [vor7 ]. vor Gula läßt du es rohen. In der Morgendämmerung kochst du es.
39 Diese (pflanzliche) Drogen sind für einen Wickel (bestimmt). Du gibst sie in aus7 einer Suppe7/einem Topf '.
40 Wenn es dir beliebt, gibst du noch zu einem Anteil
4 If. Az/Z/zä/zzz-Pdanzc dazu. Einzelne Steinchen (??) nimmst du an dich (?). Das. was (in der Flüssigkeit) nach unten
gesunken ist.
43f. zerdrückst (?) du mit der Hand (?). [Du rufst] Gula und Belet-ili bei ihrem Namen (und) wiegst für ihn (eine
Dosis) ab.


45 Diese (Heil)tränke sind ein dem Königtum (vorbehaltenes) Geheimnis; (mit) zu wiegenden (Ingredienzien).

Kolophon: B


In Gegenwart der zugehörigen Vorlage geschrieben [und dann kollationiert].
Tafel des Marduk-eriba7 [ ].
] sangü rabü [ ].

Kommentar:

In den Textvertretem A und B liegen zwei Duplikate der gleichen Rezeptsammlung vor. Darin ist die Herstellung
von insgesamt vier flüssigen Arzneimitteln beschrieben, die durch perorale, rektale oder perkutane Verabreichung
die Heilung von Beschwerden bewirken sollten, die auf die Einwirkung eines Banns zurückgeführt wurden. Laut
der Unterschrift (Z. 45: masqiäti annäti nisirti sarrüti saqlütu) sind diese “Heiltränke” (masqiätir, zu diesem
Begriff siehe den Kommentar zu Z. 45) durch zwei verschiedene Dinge herausgehoben: Zum einen galten sie als
“ Geheimnis des Königtums” (nisirti sarrüti). was wohl bedeuten soll, daß die in derRezeptsammlungbeschriebenen
Heilmittel dem König, seiner Familie und seinem Umfeld vorbehalten und nicht für die Allgemeinheit bestimmt
waren. Die Gründe für diese Restriktion sind unbekannt. Das zweite Kennzeichen der Arzneien liegt darin, daß
sie explizit als saqlütu bezeichnet wurden (Verbaladjektiv des Verbums saqälu(m), “abwiegen, darwägen”, im
Plural maskulinum). Hierzu lassen sich aus anderen Rezeptsammlungen keine Parallelen finden. Auch wenn
man daher nur mutmaßen kann, was genau saqlütu hier bedeutet, ist es sehr wahrscheinlich, daß die Heiler mit
 
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