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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0325
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312

Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)

z/77fi/-Tafel des Kisir-Assur. des jungen Gehilfen.
[Sohn des] Nabü-bessunu. des Beschwörers des [Assur]-Tempels.
[Sohn des Bäba-suma-ibni. des zabardabb//-Priesters des Esarra].
[ ].[ ]•
(abgebrochen)
Kommentar:
Die hier vorgestellte Tafel bietet eine Zusammenstellung von Rezepten, die der noch in der Ausbildung befind-
liche Kisir-Assur als Heilergehilfe von einer hölzernen Wachstafel abschrieb, die im Gula-Tempel von Assur
aufbewahrt wurde. Die wohl im Auftrag seines Vaters “eilig exzerpierte" Tafel enthält Anweisungen für die
Herstellung von fünf verschiedenen Breiumschlägen (Kataplasmen). die vermutlich allesamt gegen fiebrige
Erkrankungen eingesetzt werden sollten, welche man auf die Einwirkung eines Banns zurückführte.
1’ Am Anfang der Tafel stand eine heute nicht mehr erhaltene Symptombeschreibung, auf die in Z. 16’ mit
dem Vermerk “Wenn ditto" (DIS KI.MIN) Bezug genommen wird. Die folgenden Heilanweisungen machen
wahrscheinlich, daß auch das dort genannte Leiden mit Fieber verbunden und auf einen Bann zurückgeführt
wurde (vgl. Z. 25’-26’ und Z. 31 ’—32 ’). der auf dem erkrankten Menschen lastete.
16 ’-20 ’ Die Anweisungen aus den Zeilen 16 ’-20 ’ sind wohl so zu verstehen, daß die großen Mengen von Pflanzenblättem
in einer wäßrigen Lösung aus Datteln gekocht und dann zur Herstellung eines Breiumschlags (Kataplasma)
verwendet werden sollten. Die zurückbleibende Kochflüssigkeit sollte dann erneut aufgekocht und gemeinsam
mit '7«/.s7/-Pllanzc in Öl und Bier" als Brechmittel verabreicht werden.
28’ Der Zeilenbeginn wurde in Anlehnung an Z. 15’ ergänzt. Die hier vorgeschlagene Ergänzung kal UZ | U. MES-svl
LAL-zri richtet sich nach BAM 436 (K 3461). Kol. VI’. 9’: ina KUS SUR kal UZU.MES-sw LÄL.
30’ Die Ergänzung des Zeilenanfangs folgt Text Nr. 79. 28’: KI ÜH-.s?/ ÜS SUB.SUB-u.
31 ’ Die Kollation des Tontafeloriginals hat ergeben, daß gegen die von F. Köcher veröffentlichte Keilschriftkopie
im Zeilenanfang nicht etwa IGIn-.s7/ steht, sondern IGI-Vi. Dementsprechend richtet sich die hier vorgeschlagene
Ergänzung des Zeilenanfangs nach N. P. Heeßel. Babylonisch-assyrische Diagnostik. 357 und 363. Tafel 33.
Z. 93: [DIS IGI.MES-sw SI]G7 SÄ IGI11-.™ SIG7 u SUHUS EME-sw GI6... (“[Wenn sein Gesicht gelb-gr]ünlich
wird, das Innere seiner Augen gelb-grünlich wird und seine Zungenwurzel schwarz wird:...”). Zu der Ergänzung
siehe außerdem auch R. Labat. TDP. 72. Z. 13 mit einem recht ähnlichen Beleg. Eine Parallelstelle zur zweiten
Hälfte der Zeile 31 ’ findet sich in Text Nr. 70-72. 13.
32 ’ Die im Zeilenanfang erhaltenen Spuren sind wohl i\na as-ri-sü zu lesen. In zi-S AR-ma müßte dann eine Verbalform
vorliegen (vielleicht zu surrüdjri) II. “anfangen”. gehörig? Dazu siehe R. Labat. TDP. 168. Z. 100).
41’ Der Glossenkeil in Z. 41’ besagt wohl, daß die Anweisung rutitu ina nie isatti als Variante zu sahle ina sikäri
isattma (Z. 40’) zu verstehen ist.
42’ In medizinischen Texten aus Assur ist in dem Pflanzennamen sep äribi die Schreibung UGAmuäen ohne Ü (also:
NAGAga muäen statt uNAGAga muäen) auch an anderer Stelle belegt, nämlich in dem ebenfalls von Kisir-Assur
geschrieben Manuskript BAM 99 (A 274 + VAT 13726). 49. Die Schreibung NAGAga muäen ist daher wohl nicht
als Fehler zu werten.
Kolophon Am schwer beschädigten Ende des Kolophons standen wohl Name und Titel von Bäba-suma-ibni. dem
Großvater des Kisir-Assur. sowie ein Fluch über denjenigen, “der diese Tafel wegnimmt” (sa tuppa suätu
itabbalu). Der Kolophon des vorliegenden Textes war wohl dem aus Text Nr. 4. Rs. 48-51 sehr ähnlich. In
BAK. 69 zu Nr. 199 (dort Text D) hat H. Hunger eine Bearbeitung des Kolophons vorgelegt.
Die hier vorgestellte Tafel stellt deutlich unter Beweis, daß uiltu gegen CAD U 51 keineswegs immer “a type
of tablet about twice as wide as long. inscribed parallel to the longer axis. containing a scholar’s report” be-
zeichnet. Die Tafel VAT 13787 ist zwar etwa doppelt so lang wie sie breit ist. aber sie wurde nicht querformatig,
sondern hochkant beschrieben. Eine Durchsicht aller im Kolophon als uiltu bezeichneten Tafeln, die im sog.
Haus des Beschwörungspriesters gefunden und von Kisir-Assur geschrieben wurden, zeigt sogar, daß diese
Tafeln zwar stets ein Verhältnis der Seitenränder von etwa 2:1 aufweisen, aber doch mehrheitlich hochformatig
beschriftet wurden: so BAM 81. KAR 62. KAR 63. KAR 230. LKA 137 und mehrere in Istanbul aufbewahrte
unveröffentlichte Tafeln. Lediglich Text Nr. 13 und LKA 83 erweisen sich als Querformat. Unter den von
Kisir-Assurs Neffen Kisir-Nabü geschriebenen z/77fi/-Tafeln findet sich nur eine hochformatige (BAM 178).
aber mehrere querformatige (BAM 191. KAR 44. KAR 114. LKA 100).
 
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