Nr. 45-46
95
anderen historischen Zusammenhängen genannt werden, schließen, daß dies gerade nicht der Fall ist. Der auch bei Assurnasirpal
bezeugte Vergleich des Herrschers mit dem Gott Adad in Z. 13’ und die ausführlichen Berichte über Foltemngen scheinen zwar auf
den ersten Blick nahezulegen, den Text ungeachtet solcher Bedenken dennoch Assurnasirpal II. zuzuweisen, der Handlungen letzterer
Art bekanntlich mit großer Ausführlichkeit schildert. Aber Assurnasirpal ist nicht der erste Herrscher, der die Tortur von Feinden
detailliert beschreibt; schon mittelassyrische Könige wie Salmanassar I. (RIMA 1,77.1, Z. 74) und Assur-bel-kala (RIMA 2, 89.1,
Vs. 10’) erwähnen, daß sie ihre Gegner geblendet hätten, bei Assur-dän II. ist vom Schinden die Rede (RIMA 2,98.1, Z. 40f.) und bei
Adad-närärl II. von haufenweisem „Schlachten" (RIMA 2,99.1, Vs. 13f.). Grundsätzlich ist dabei festzuhalten, daß sich weder in den
bekannten Texten Assur-däns II. und Adad-närärls II. noch in denjenigen Tukultl-Ninurtas II. und Assurnasirpals II. Stellen finden,
in denen die den Feinden zugefügten Verstümmelungen mit derselben numerischen Akiibie beschrieben werden, die für VAT 9752 //
9782+ charakteristisch ist. Zumindest ein entsprechender Passus ist jedoch in dem gleichfalls nicht eindeutig zuweisbaren Fragment
VAT 14402 (s. u. Nr. 56) überliefert, das von demselben König herrühren könnte wie der vorliegende Text.
Die nachstehenden Einzelbemerkungen demonstrieren, daß VAT 9752 und VAT 9782+ eine Reihe auffälliger phraseologischer
Ähnlichkeiten mit Texten Assur-däns II. und Adad-närärls II. aufweisen, die folglich ernsthafte Kandidaten für eine Zuweisung der
Fragmente sind. Doch wie in der Diskussion von VAT 14402 (Nr. 56) ausgeführt, kommt auch Tukultl-Ninurta II. als Urheber in
Frage. Für diese letztgenannte Lösung spricht ein nicht ungewichtiger formaler Gesichtspunkt: Das Zeichen NA wird in dem Fragment
VAT 9752 (A) anders geschrieben als in VAT 9782+ (B). Dieselben beiden graphischen Varianten des NA-Zeichens aber finden sich
auch in VAT 10422 (Nr. 19) und VAT 10136 (Nr. 22), Tontafelinschriften, die eindeutig von Tukultl-Ninurta II. stammen.
Es ist möglich, daß am Anfang der auf die horizontalen Trennstriche folgenden Zeilen jeweils Eponymendatiemngen oder andere
chronologische Hinweise geboten wurden, doch sind sämtliche entsprechenden Angaben nunmehr verloren (vgl. jedoch die Anmerkung
zu Z. 26’).
2’: Vermutlich ist ra 1? du ni Teil eines Toponyms; offenbar wird in dieser Zeile also das Ziel des Feldzuges genannt.
5’: Vgl. Z. 22’; vielleicht ist dementsprechend vor alpe noch busäsunu makkürsunu zu ergänzen. Eher nicht, wie in RIMA 2
angenommen, mun-d\ah-s[i-sü-n\u\ siehe Kopie. Grayson führt die vermeintliche Erwähnung von mundahsT als Indiz dafür
an, daß der Text Assurnasirpal II. zuzuschreiben sei, in dessen Inschriften das Wort erstmals belegt ist, ein Argument, das
angesichts der unsicheren Lesung problematisch ist.
6’: Das Zeichen nach ti-du-ki-sü-nu ist offenbar nicht IGI.
7’: Der aramäische(?) PN Irbibu ist nach PNA 2/1,563f. nur hier bezeugt.
8’f.: Der in A auf zwei Zeilen verteilte Text scheint in B in nur einer Zeile geboten zu werden - sofern A hier nicht ausführlicher
ist. Im nachfolgenden Passus stimmen die Zeilenlängen der beiden Texte dann offenbar wieder weitgehend überein.
Grayson liest in Z. 8’, offenbar geleitet von dem Ortsnamen in Z. 12’, [...\ Jha(iy-a-ni, die Spuren vermögen dies jedoch
nicht zu stützen, und das nachfolgende sä spricht gegen die Annahme, daß hier ein Toponym vorliegt. Vielleicht ist du-
r\a-a-ni zu ergänzen; es könnte davon die Rede sein, daß Irbibu auf „die Mauern seiner Festung" (und seine Tmppen und
andere Subsidien) vertraute. Zu vergleichen ist der vorliegende Abschnitt mit dem Bericht Adad-närärls II. über seinen 898
v. Chr., im Eponymat des Likbem (vgl. die Anm. zu Z. 26’), durchgeführten Feldzug gegen Muqum und die Stadt Gidara/
Raqamatu (RIMA 2,99.2, Z. 49-60), in dem es in Z. 49-51 heißt: Muquru Temannäja mämTt iläni rabüti etiqma ana qabli u
tähäzi igränni ana äl dannütTsu qastTsu danniti ummänätTsu rapsäte u mät Arimi ittikilma ittTja ibbalkit. RIMA 2,99.2 weist
in Z. 55 mit dem Satz älsu ana nalbän hinsa lü ihrus noch eine weitere auffällige phraseologische Gemeinsamkeit mit dem
vorliegenden Text auf, der in Z. 10’ dieselbe Formulierung bietet. Dennoch ist es wohl eher unwahrscheinlich, daß in den
beiden Textabschnitten dieselbe Episode behandelt wird.
Am Schluß von Z. 9’ könnte alternativ auch d' n[°"'A-sur\ zu lesen sein. Die Formel ina qibTt Assur findet sich, jeweils mit der
Schreibung As-sur, sowohl in den Annalen Assur-däns II. (RIMA 2,98.1, Z. 33, 54) wie auch bei Adad-närärl II. (RIMA 2,
99.2, Z. 97).
10 ’: Vgl. die Anmerkung zu Z. 8 ’ f.
11’: Die Ergänzung am Anfang der Zeile folgt dem bereits in der Anmerkung zu Z. 8’f. zitierten Adad-närärl II.-Text RIMA 2,
99.2, Z. 63 (vgl. auch Z. 54f.). Der Fluß Harmis wird Parpolas NATOP zufolge sonst nur von Assurnasirpal II. erwähnt. In
seinen Annalen (RIMA 2,101.1, iii 1-25) berichtet dieser, er sei im Jahr 878 v. Chr., während des Eponymats des Dagän-belu-
usur, von Kalhu aus aufgebrochen, habe den Tigris überquert, im Gebiet westlich des Flusses Tribut eingesammelt und sich in
die Stadt Tabitu begeben. Von dort habe er sich dann entlang des Flusses Harmis (ebenfalls ^Har-mis geschrieben) zunächst
nach Magarlsu und anschließend, dem Lauf des Habür folgend, nach Süden begeben, wo er in verschiedenen Städten weiteren
Tribut empfangen habe. M. Liverani, Studies on the Annals of Ashurnasirpal II, Bd. 2,63f. und Fig. 7 identifiziert den Harmis
überzeugend mit dem Jaghjagh (arab. Ha/irmäs), einem nordöstlichen Zufluß des Habür, und Magarlsu mit Tell Hasaka. Da
von kriegerischen Aktivitäten gegen Tabitu oder Magarlsu bei Assurnasirpal nicht die Rede ist, muß man annehmen, daß der
vorliegende Text einen anderen Feldzug beschreibt.
11 ’f.: Für ana hubtäni (lü) ahtabat siehe CAD H, 216; der Ausdmck findet sich in Inschriften Assur-däns II. (RIMA 2,98.1, Z. 19)
und Tukultl-Ninurtas II. (RIMA 2,100.5, Z. 17).
12’: Wohl eher muMal-x [ als uraM-x [. Dem Kontext und den Spuren nach könnte in A durchaus muMaT rhd'-[a-ni\ zu ergänzen
sein. Sollte dies zutreffen, so wäre der genannte Ort vermutlich mit mmMaP^-hi-na ina KUR Hat-te zu identifizieren (so
fragend schon Grayson, RIMA 2, „Commentary" zu 101.21), einer Ortschaft, die in Assurnasirpals II. Inschrift auf dem
„Kurkh-Monolithen" erwähnt wird (RIMA 2, 101.19, Z. 33). Assurnasirpal passiert die Stadt während seines „zweiten
Feldzugs gegen die Nairi-Länder" (seinem insgesamt fünften Feldzug im Jahre 879 v. Chr., siehe Liverani, Studies 2, 57-62
und Fig. 6), als er von Apqu nach Katmuhu marschiert. Da im vorliegenden Text von Kämpfen mit der Stadt die Rede ist, im
95
anderen historischen Zusammenhängen genannt werden, schließen, daß dies gerade nicht der Fall ist. Der auch bei Assurnasirpal
bezeugte Vergleich des Herrschers mit dem Gott Adad in Z. 13’ und die ausführlichen Berichte über Foltemngen scheinen zwar auf
den ersten Blick nahezulegen, den Text ungeachtet solcher Bedenken dennoch Assurnasirpal II. zuzuweisen, der Handlungen letzterer
Art bekanntlich mit großer Ausführlichkeit schildert. Aber Assurnasirpal ist nicht der erste Herrscher, der die Tortur von Feinden
detailliert beschreibt; schon mittelassyrische Könige wie Salmanassar I. (RIMA 1,77.1, Z. 74) und Assur-bel-kala (RIMA 2, 89.1,
Vs. 10’) erwähnen, daß sie ihre Gegner geblendet hätten, bei Assur-dän II. ist vom Schinden die Rede (RIMA 2,98.1, Z. 40f.) und bei
Adad-närärl II. von haufenweisem „Schlachten" (RIMA 2,99.1, Vs. 13f.). Grundsätzlich ist dabei festzuhalten, daß sich weder in den
bekannten Texten Assur-däns II. und Adad-närärls II. noch in denjenigen Tukultl-Ninurtas II. und Assurnasirpals II. Stellen finden,
in denen die den Feinden zugefügten Verstümmelungen mit derselben numerischen Akiibie beschrieben werden, die für VAT 9752 //
9782+ charakteristisch ist. Zumindest ein entsprechender Passus ist jedoch in dem gleichfalls nicht eindeutig zuweisbaren Fragment
VAT 14402 (s. u. Nr. 56) überliefert, das von demselben König herrühren könnte wie der vorliegende Text.
Die nachstehenden Einzelbemerkungen demonstrieren, daß VAT 9752 und VAT 9782+ eine Reihe auffälliger phraseologischer
Ähnlichkeiten mit Texten Assur-däns II. und Adad-närärls II. aufweisen, die folglich ernsthafte Kandidaten für eine Zuweisung der
Fragmente sind. Doch wie in der Diskussion von VAT 14402 (Nr. 56) ausgeführt, kommt auch Tukultl-Ninurta II. als Urheber in
Frage. Für diese letztgenannte Lösung spricht ein nicht ungewichtiger formaler Gesichtspunkt: Das Zeichen NA wird in dem Fragment
VAT 9752 (A) anders geschrieben als in VAT 9782+ (B). Dieselben beiden graphischen Varianten des NA-Zeichens aber finden sich
auch in VAT 10422 (Nr. 19) und VAT 10136 (Nr. 22), Tontafelinschriften, die eindeutig von Tukultl-Ninurta II. stammen.
Es ist möglich, daß am Anfang der auf die horizontalen Trennstriche folgenden Zeilen jeweils Eponymendatiemngen oder andere
chronologische Hinweise geboten wurden, doch sind sämtliche entsprechenden Angaben nunmehr verloren (vgl. jedoch die Anmerkung
zu Z. 26’).
2’: Vermutlich ist ra 1? du ni Teil eines Toponyms; offenbar wird in dieser Zeile also das Ziel des Feldzuges genannt.
5’: Vgl. Z. 22’; vielleicht ist dementsprechend vor alpe noch busäsunu makkürsunu zu ergänzen. Eher nicht, wie in RIMA 2
angenommen, mun-d\ah-s[i-sü-n\u\ siehe Kopie. Grayson führt die vermeintliche Erwähnung von mundahsT als Indiz dafür
an, daß der Text Assurnasirpal II. zuzuschreiben sei, in dessen Inschriften das Wort erstmals belegt ist, ein Argument, das
angesichts der unsicheren Lesung problematisch ist.
6’: Das Zeichen nach ti-du-ki-sü-nu ist offenbar nicht IGI.
7’: Der aramäische(?) PN Irbibu ist nach PNA 2/1,563f. nur hier bezeugt.
8’f.: Der in A auf zwei Zeilen verteilte Text scheint in B in nur einer Zeile geboten zu werden - sofern A hier nicht ausführlicher
ist. Im nachfolgenden Passus stimmen die Zeilenlängen der beiden Texte dann offenbar wieder weitgehend überein.
Grayson liest in Z. 8’, offenbar geleitet von dem Ortsnamen in Z. 12’, [...\ Jha(iy-a-ni, die Spuren vermögen dies jedoch
nicht zu stützen, und das nachfolgende sä spricht gegen die Annahme, daß hier ein Toponym vorliegt. Vielleicht ist du-
r\a-a-ni zu ergänzen; es könnte davon die Rede sein, daß Irbibu auf „die Mauern seiner Festung" (und seine Tmppen und
andere Subsidien) vertraute. Zu vergleichen ist der vorliegende Abschnitt mit dem Bericht Adad-närärls II. über seinen 898
v. Chr., im Eponymat des Likbem (vgl. die Anm. zu Z. 26’), durchgeführten Feldzug gegen Muqum und die Stadt Gidara/
Raqamatu (RIMA 2,99.2, Z. 49-60), in dem es in Z. 49-51 heißt: Muquru Temannäja mämTt iläni rabüti etiqma ana qabli u
tähäzi igränni ana äl dannütTsu qastTsu danniti ummänätTsu rapsäte u mät Arimi ittikilma ittTja ibbalkit. RIMA 2,99.2 weist
in Z. 55 mit dem Satz älsu ana nalbän hinsa lü ihrus noch eine weitere auffällige phraseologische Gemeinsamkeit mit dem
vorliegenden Text auf, der in Z. 10’ dieselbe Formulierung bietet. Dennoch ist es wohl eher unwahrscheinlich, daß in den
beiden Textabschnitten dieselbe Episode behandelt wird.
Am Schluß von Z. 9’ könnte alternativ auch d' n[°"'A-sur\ zu lesen sein. Die Formel ina qibTt Assur findet sich, jeweils mit der
Schreibung As-sur, sowohl in den Annalen Assur-däns II. (RIMA 2,98.1, Z. 33, 54) wie auch bei Adad-närärl II. (RIMA 2,
99.2, Z. 97).
10 ’: Vgl. die Anmerkung zu Z. 8 ’ f.
11’: Die Ergänzung am Anfang der Zeile folgt dem bereits in der Anmerkung zu Z. 8’f. zitierten Adad-närärl II.-Text RIMA 2,
99.2, Z. 63 (vgl. auch Z. 54f.). Der Fluß Harmis wird Parpolas NATOP zufolge sonst nur von Assurnasirpal II. erwähnt. In
seinen Annalen (RIMA 2,101.1, iii 1-25) berichtet dieser, er sei im Jahr 878 v. Chr., während des Eponymats des Dagän-belu-
usur, von Kalhu aus aufgebrochen, habe den Tigris überquert, im Gebiet westlich des Flusses Tribut eingesammelt und sich in
die Stadt Tabitu begeben. Von dort habe er sich dann entlang des Flusses Harmis (ebenfalls ^Har-mis geschrieben) zunächst
nach Magarlsu und anschließend, dem Lauf des Habür folgend, nach Süden begeben, wo er in verschiedenen Städten weiteren
Tribut empfangen habe. M. Liverani, Studies on the Annals of Ashurnasirpal II, Bd. 2,63f. und Fig. 7 identifiziert den Harmis
überzeugend mit dem Jaghjagh (arab. Ha/irmäs), einem nordöstlichen Zufluß des Habür, und Magarlsu mit Tell Hasaka. Da
von kriegerischen Aktivitäten gegen Tabitu oder Magarlsu bei Assurnasirpal nicht die Rede ist, muß man annehmen, daß der
vorliegende Text einen anderen Feldzug beschreibt.
11 ’f.: Für ana hubtäni (lü) ahtabat siehe CAD H, 216; der Ausdmck findet sich in Inschriften Assur-däns II. (RIMA 2,98.1, Z. 19)
und Tukultl-Ninurtas II. (RIMA 2,100.5, Z. 17).
12’: Wohl eher muMal-x [ als uraM-x [. Dem Kontext und den Spuren nach könnte in A durchaus muMaT rhd'-[a-ni\ zu ergänzen
sein. Sollte dies zutreffen, so wäre der genannte Ort vermutlich mit mmMaP^-hi-na ina KUR Hat-te zu identifizieren (so
fragend schon Grayson, RIMA 2, „Commentary" zu 101.21), einer Ortschaft, die in Assurnasirpals II. Inschrift auf dem
„Kurkh-Monolithen" erwähnt wird (RIMA 2, 101.19, Z. 33). Assurnasirpal passiert die Stadt während seines „zweiten
Feldzugs gegen die Nairi-Länder" (seinem insgesamt fünften Feldzug im Jahre 879 v. Chr., siehe Liverani, Studies 2, 57-62
und Fig. 6), als er von Apqu nach Katmuhu marschiert. Da im vorliegenden Text von Kämpfen mit der Stadt die Rede ist, im