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144

Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

Übersetzung:

Vs- ' (zu fragmentarisch für eine Übersetzung; siehe Bemerkungen)

Lücke

Vs. ii’ l An jenem Tag [...] die schöne Frau [.] 2die Menschen freuen sich, die ... frohlocken [.]. 3Es frohlockt unser/mein Palast,

es freut sich [.] 4Dattelpalme frische Datteln, ich ... (oder: zm dir (mask.)) [.] 5... [.] ^Diift, Pollen der Dattelpalme [...] mich

[.] 7... [.] ^üppig gedeiht die Föhre [.] 9[(...)] der Palast frohlockt [.] 10 *deine (mask.) Erscheinung ... [.] ^ich strahle ...

t.1 12[(...)i... i.i

Lücke

Rs 1 1 [...] ... [.] 2’hinter/nach dem Sprößling [.] 3 [0] die Schutzgöttin [.] 4 du bist wie eine aufgeblühte (rote) illüru-Blume

... [.] 5 der Reifezeit [dein\ Antlitz [.] 6.ich zu ... [.].

7 ... die Tochter Assurspreist den [.] 8 [...] die Waffe des Hetrn der Könige [...] Istar [.] 9 [...] ... innerlich begabt mit Urteilskraft

[.] 10 [...] ... deiner (mask.) Macht... [.]

Lücke (Rs. ii’ vollständig weggebrochen)

Rd- *[.] meines Herzens jemand/niemand [.] 2[.] ... zerstreuen sie [.] 3[.] ... [.]

4[(.)] 109 Zeilen [(.)]

Bemerkungen:

Trotz des schlechten Erhaltungszustands von VAT 10404 und des Fehlens von Duplikaten lassen sich einige hypothetische Aussagen

über den Text treffen. Offenbar liegt eine Art „Liebesduett" vor, möglicherweise zwischen einem assyrischen König (siehe Rs. i’ 8’
sowie die Verweise auf einen Palast in Vs. ii’ 3 und 9) und einer schöngewachsenen „Tochter Assurs" (Vs. ii’ 1 ,Rs. i’ 7’). Die geringen

Reste in Vs. i’ scheinen zu einer Rede des Königs zu gehören (beachte die Pronomina der 2. Ps. Sg. fem. in Z. 5 und 6(?)), während in
Vs. ii’ eine (evtl. in Z. 1 eingeleitete) Rede der Frau (Suffix -ka in Z. 10) vorliegen dürfte. In Rs. i’ hat man wohl zunächst eine Rede
des Königs und dann, nach einer Einleitung in Z. 7’(?), eine Gegenrede der Frau anzusetzen. Metaphern aus dem Pflanzemeich, wie
sie auch für das biblische Hohelied charakteristisch sind, dominieren die bildreiche Sprache des Textes.

Der erotische Charakter von VAT 10404 lädt zu Assoziationen mit dem mittelassyrischen „Hymnenkatalog" KAR 158 und den dort in
vii ! 1-55 aufgeführten Incipits von Liebesliedern ein, die als irätu „Brust(gesänge)" bezeichnet werden (zu diesem Begriff siehe zuletzt
B. Groneberg, in: B. Böck et. al. (Hrsg.), Fs. J. Renger, 169-95; für einen weiteren Katalog von Liebesliedern siehe I. L. Finkel, ASJ

10 (1988), 17f.). Es scheint nicht ausgeschlossen, daß VAT 10404 das erste greifbare Zeugnis für die Existenz vollständiger Versionen
der in KAR 158 katalogisierten Lieder darstellt, doch da der Anfang des Textes weggebrochen ist, bleibt dies einstweilen lediglich
eine vage Vermutung.

Einen aus neuassyrischer Zeit stammenden erotischen Dialog zwischen dem Gott Nabü und der Göttin Tasmetu, dessen Bildersprache
z. T. an VAT 10404 erinnert, hat M. Nissinnen, in: M. Dietrich -1. Kottsieper (Hrsg.), Fs. O. Loretz, 585-634 ediert und besprochen;
Nissinens Beitrag bietet außerdem die neueste ausführliche Bibliographie zur assyrischen Liebeslyrik.

Da der hier vorgelegte Text nach Ausweis des Kolophons urspmnglich lediglich 109 Zeilen lang war, steht außer Frage, daß die beiden
Seiten jeweils nicht mehr als zwei Kolumnen umfaßt haben können.

Vs.i’

1: Die Zeile ist teilweise auf den oberen Rand geschrieben.

5: Denkbare Ergänzungen sind GI6].PAR.MES-ü „deine (fem.) gipäru-Räume“ oder SA].PAR.MES-ü „deine (fem.)Netze".

SA.PAR ist m. W. bislang nicht mit nachgestelltem MES bezeugt, GI6.PAR.MES(- su) findet sich dagegen in Vs. 17 der zuletzt
von F. A. M. Wiggerman, in: R. J. van der Spek (Hrsg.), Fs. M. Stol, 219-22 bearbeiteten mittelassyrischen Privatinschrift BM
96947 und dürfte folglich mit größerer Wahrscheinlichkeit zu ergänzen sein.

6: Die Ergänzung von käsi, dem Dativpronomen der 2. Ps. fem. Sg. (siehe GAG, § 41), ist unsicher.

Vs. ii

1: bamtu wird hier als adjektivisches Attribut zu sinnistu verstanden (für weitere entsprechende Belege siehe CAD B, 82a).

Im Prinzip könnte auch der weibliche Personenname Banltu vorliegen, doch ist dieser nur sehr spärlich bezeugt (siehe C.
Saporetti, Onomastica Medio-Assira 1,158; PNA l/II, 265, s. v. Bänltu).

3: Die Verbalformen aus Z. 2 werden in chiastischer Umstellung wieder aufgegriffen. Wenn die Zeile wirklich in den Kontext

der Rede der Frau gehört, ist die Lesung E.GAL-m „unser Palast" wahrscheinlicher als E.GAL-/I.

4: Möglicherweise ist statt a-na-ku V [ auch a-na ku- rd'-[sa zu lesen. kuäsa ist die mittelassyrische Form des Dativpronomens

der 2. Ps. mask. Sg„ siehe GAG, § 41.

6: Ob wirklich das Substantiv i/ensu „Duft" vorliegt, bleibt fraglich. Vielleicht ist auch eine Form von eresu I (ass. a/u, bab. i/i)

„besäen" oder eresu II (i/i) „wünschen" anzusetzen.
 
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