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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0090
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IZweite Vorlesung

42

Das Umgreifende
Über den Sinn der philosophischen Logik. - Die Frage nach dem Umgreifenden. Die zwei Weisen
des Umgreifenden. - Geschichtliche Erinnerung über diese Grundfrage des Philosophierens .42
I. Das Umgreifende als das, was wir sind: Dasein, Bewußtsein überhaupt, Geist .45
2. Das Umgreifende als das Sein selbst: Welt und Transzendenz.51
3. Existenz: Beseelung und Boden aller Weisen des Umgreifenden.52
4. Vernunft: das Band der Weisen des Umgreifenden.56
5. Vernunft und Existenz.60
6. Besinnung auf die Bedeutung der Form dieses Grundgedankens.62
7. Philosophisches Ergebnis.68

Eine der Möglichkeiten des Philosophierens ist die Bewegung der philosophischen Lo-
gik in den Denkoperationen, die die Seinsweisen nach ihrer Form vergegenwärtigen.
Indem wir in den drei mittleren Vorlesungen einige Ansätze dieser Möglichkeit versu-
chen, sehen wir ab von allem konkreten Philosophieren, d.h. der Entfaltung bestimm-
ter weltlicher, existentieller, metaphysischer Gehalte. Es soll vielmehr darauf ankom-
men, in unserem durch Kierkegaard und Nietzsche an die Grenzen getriebenen
Menschsein Horizonte und Formen zu verwirklichen, in denen sich philosophische
Gehalte erst täuschungslos bewähren können.
Um in das, was wahr und wirklich sei, den reinsten Blick | zu gewinnen, der sich 43
durch keine Fesselung an ein Besonderes festhalten und durch keine bestimmte Atmo-
sphäre trüben lassen möchte, muß der Mensch denkend in den weitesten Umfang des
Möglichen zu dringen suchen. Dabei entsteht ihm folgende Erfahrung: Alles, was uns
Gegenstand wird, und sei es das Größte, ist doch für uns stets noch in einem Ande-
ren, ist nicht Alles. Wohin wir auch kommen, der Horizont, der das Erreichte ein- ♦
schließt, geht weiter und zwingt, jedes endgültige Verweilen aufzugeben. Wir gewin-
nen keinen Standpunkt, von dem das geschlossene Ganze des Seins überblickbar
würde, und keine Folge von Standpunkten, durch deren Gesamtheit sich das Sein auch
nur indirekt als geschlossen kundgäbe.
Nun aber leben und denken wir doch jederzeit in einem Horizont. Dadurch, daß
ein Horizont ist, sich also ständig ein Weiteres ankündigt, das den gewonnenen Ho-
rizont wieder umgreift, entsteht die Frage nach diesem Umgreifenden.121 Das Umgrei-
fende ist noch nicht der Horizont, in dem uns jede bestimmte Weise des Wirklichen
und des Wahrseins vorkommt, sondern das, worin jeder einzelne Horizont als in
 
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