Das Umgreifende
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an sich das Erste. Es ist nicht von uns hervorgebracht, nicht Auslegung, nicht ein Ge-
genstand. Vielmehr bringt es selbst unser Fragen hervor und läßt es nicht zur Ruhe
kommen.
Das Umgreifende, das wir sind, hat seine Grenze einmal am Faktum. Wenn wir auch
alles, was wir erkennen, seiner | Form nach hervorbringen, weil es eintreten muß in 52
die Weisen, wie es für uns Gegenstand werden kann, so bringen wir doch nicht das ge-
ringste Staubkörnchen seinem Dasein nach hervor. So ist das Sein selbst das, was in
der Erforschbarkeit unabsehbar in seiner Erscheinung sich zeigt, aber als es selbst stän-
dig zurückweicht und nur indirekt sich zeigt in dem, was wir im Fortgang unserer Er-
fahrung antreffen als das bestimmte Dasein und als die Gesetzlichkeit des Geschehens
in aller ihrer Besonderheit. Wir nennen es die Welt.136
Das Umgreifende, das wir sind, hat seine andere Grenze in der Frage, wodurch es
selber ist: das Sein ist die Transzendenz, die sich keiner forschenden Erfahrung zeigt,
auch nicht indirekt; sie ist das, was als das schlechthin Umgreifende ebenso unerbitt-
lich »ist«, wie es nicht gesehen wird und unbekannt bleibt.
Angesichts der Gesamtheit der bis hierhin erörterten Weisen des Umgreifenden be-
fällt den Philosophierenden, der nicht im Anblick des Denkbaren sich verlieren, son-
dern sich selbst zum eigentlichen Sein hervortreiben will, eine tiefe Unbefriedigung:
er weiß zu wenig in dem Zuviel der scheinbar unermeßlich reichen Mannigfaltigkeit,
auf die er verwiesen wird; er spürt in allen Dimensionen dieses so gefaßten Umgreifen-
den nicht das Sein selbst; er ist befreit in eine Weite, in der es wie leer wird. Die Trans-
zendenz wäre nur wie ein gleichgültiges Nichtwißbares, der Geist zwar großartige
Ganzheit, in der aber jeder Einzelne als er selbst, das Innerste des Inneren, wie ver-
schwunden scheint.
Der Mittelpunkt des Philosophierens wird erst erreicht im Bewußtsein möglicher
Existenz.
Existenz ist das Umgreifende nicht im Sinne der Weite eines Horizontes aller Hori-
zonte, sondern im Sinne des Ursprungs als der Bedingung des Selbstseins, ohne das alle
| Weite Verblasenheit wäre. Existenz trägt, selbst nie Objekt und Gestalt werdend, den 53
Sinn jeder Weise des Umgreifenden.
Während Dasein, Bewußtsein überhaupt und Geist zugleich als etwas in der Welt
erscheinen und als erfahrbare Wirklichkeiten erforschbar werden, ist die Existenz
nicht Gegenstand einer Wissenschaft. Trotzdem ist hier gleichsam die Achse, um die
alles kreist, was in der Welt wahrhaft Sinn für uns gewinnt.
Existenz ist zuerst wie eine neue Verengung; denn sie ist als die jeweils eine mit
den anderen. Es kann scheinen, als ob die Weite des Umgreifenden in das jeweilig ♦
Einzige des Selbstseins zurückgenommen würde, das angesichts der Wirklichkeit des
umfassenden Geistes wie das Nichts eines bloßen Punktes aussieht. Aber diese Enge,
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an sich das Erste. Es ist nicht von uns hervorgebracht, nicht Auslegung, nicht ein Ge-
genstand. Vielmehr bringt es selbst unser Fragen hervor und läßt es nicht zur Ruhe
kommen.
Das Umgreifende, das wir sind, hat seine Grenze einmal am Faktum. Wenn wir auch
alles, was wir erkennen, seiner | Form nach hervorbringen, weil es eintreten muß in 52
die Weisen, wie es für uns Gegenstand werden kann, so bringen wir doch nicht das ge-
ringste Staubkörnchen seinem Dasein nach hervor. So ist das Sein selbst das, was in
der Erforschbarkeit unabsehbar in seiner Erscheinung sich zeigt, aber als es selbst stän-
dig zurückweicht und nur indirekt sich zeigt in dem, was wir im Fortgang unserer Er-
fahrung antreffen als das bestimmte Dasein und als die Gesetzlichkeit des Geschehens
in aller ihrer Besonderheit. Wir nennen es die Welt.136
Das Umgreifende, das wir sind, hat seine andere Grenze in der Frage, wodurch es
selber ist: das Sein ist die Transzendenz, die sich keiner forschenden Erfahrung zeigt,
auch nicht indirekt; sie ist das, was als das schlechthin Umgreifende ebenso unerbitt-
lich »ist«, wie es nicht gesehen wird und unbekannt bleibt.
Angesichts der Gesamtheit der bis hierhin erörterten Weisen des Umgreifenden be-
fällt den Philosophierenden, der nicht im Anblick des Denkbaren sich verlieren, son-
dern sich selbst zum eigentlichen Sein hervortreiben will, eine tiefe Unbefriedigung:
er weiß zu wenig in dem Zuviel der scheinbar unermeßlich reichen Mannigfaltigkeit,
auf die er verwiesen wird; er spürt in allen Dimensionen dieses so gefaßten Umgreifen-
den nicht das Sein selbst; er ist befreit in eine Weite, in der es wie leer wird. Die Trans-
zendenz wäre nur wie ein gleichgültiges Nichtwißbares, der Geist zwar großartige
Ganzheit, in der aber jeder Einzelne als er selbst, das Innerste des Inneren, wie ver-
schwunden scheint.
Der Mittelpunkt des Philosophierens wird erst erreicht im Bewußtsein möglicher
Existenz.
Existenz ist das Umgreifende nicht im Sinne der Weite eines Horizontes aller Hori-
zonte, sondern im Sinne des Ursprungs als der Bedingung des Selbstseins, ohne das alle
| Weite Verblasenheit wäre. Existenz trägt, selbst nie Objekt und Gestalt werdend, den 53
Sinn jeder Weise des Umgreifenden.
Während Dasein, Bewußtsein überhaupt und Geist zugleich als etwas in der Welt
erscheinen und als erfahrbare Wirklichkeiten erforschbar werden, ist die Existenz
nicht Gegenstand einer Wissenschaft. Trotzdem ist hier gleichsam die Achse, um die
alles kreist, was in der Welt wahrhaft Sinn für uns gewinnt.
Existenz ist zuerst wie eine neue Verengung; denn sie ist als die jeweils eine mit
den anderen. Es kann scheinen, als ob die Weite des Umgreifenden in das jeweilig ♦
Einzige des Selbstseins zurückgenommen würde, das angesichts der Wirklichkeit des
umfassenden Geistes wie das Nichts eines bloßen Punktes aussieht. Aber diese Enge,