Einführung
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Solche Erfahrungen in der Wissenschaft lehrten die Möglichkeit eines jeweils ganz
bestimmten konkreten Wissens und zugleich die Unmöglichkeit, in der Wissenschaft
zu finden, was man in der damaligen Philosophie vergeblich erwartet hatte. Wer in
der Wissenschaft den Grund seines Lebens, die Führung seiner Handlungen, das Sein
selbst gesucht hatte, mußte enttäuscht werden.
Es galt den Weg zur Philosophie zurückzufinden.
Unser heutiges Philosophieren steht unter den Bedingungen dieser Erfahrung der Wis-
senschaft. Der Weg aus der Enttäuschung an der verfallenen Philosophie zu den realen
Wissenschaften und von den Wissenschaften wieder zur eigentlichen Philosophie, ist von
der Art, daß er die heute mögliche Weise des Philosophierens entscheidend mit gestal-
ten muß. Bevor der Weg zurück zur Philosophie skizziert wird, ist darum das keines-
wegs eindeutige Verhältnis gegenwärtigen Philosophierens zur Wissenschaft sachlich
zu bestimmen.
Zunächst wurden die Grenzen der Wissenschaft klar, die sich in Kürze bezeichnen
lassen:
a) Wissenschaftliche Sacherkenntnis ist nicht Seinserkenntnis. Wissenschaftliche Er-
kenntnis ist partikular, auf bestimmte Gegenstände, nicht auf das Sein selbst gerich-
tet. Wissenschaft bewirkt daher philosophisch grade durch Wissen das entschiedenste
Wissen um das Nichtwissen, nämlich das Nichtwissen dessen, was das Sein selbst ist.
|b) Wissenschaftliche Erkenntnis vermag keinerlei Ziele für das Leben zu geben. Sie 8
stellt keine gültigen Werte auf. Sie kann als solche nicht führen. Sie verweist durch ihre
Klarheit und Entschiedenheit auf einen anderen Ursprung unseres Lebens.
c) Wissenschaft vermag keine Antwort zu geben auf die Frage nach ihrem eigenen
Sinn. Daß Wissenschaft da ist, beruht auf Antrieben, die selbst nicht wissenschaftlich
als wahre und seinsollende bewiesen werden können.231
Zugleich wurde mit den Grenzen der Wissenschaft die positive Bedeutung und Un-
entbehrlichkeit der Wissenschaft für Philosophie klar.
Erstens brachte die in den neuen Jahrhunderten methodisch und kritisch rein ge-
wordene Wissenschaft - wenn auch nur selten von Forschern ganz verwirklicht -
durch den Kontrast zur Philosophie zum erstenmal die Möglichkeit, die trübe Mischung
von Philosophie und Wissenschaft zu erkennen und zu überwinden.
Der Weg der Wissenschaft ist unumgänglich für Philosophie, weil allein die Kennt-
nis dieses Weges verhindert, daß im Philosophieren noch einmal - und zwar auf un-
saubere und subjektive Weise - Sacherkenntnis behauptet wird, die ihren Ort in me-
thodisch exakter Forschung hat.
Umgekehrt ist philosophische Klarheit unumgänglich für das Leben und für die
Reinheit echter Wissenschaft. Ohne Philosophie versteht Wissenschaft sich selbst
nicht, und sogar die Forscher, wenn auch auf Grund der Erkenntnisse der Großen eine
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Solche Erfahrungen in der Wissenschaft lehrten die Möglichkeit eines jeweils ganz
bestimmten konkreten Wissens und zugleich die Unmöglichkeit, in der Wissenschaft
zu finden, was man in der damaligen Philosophie vergeblich erwartet hatte. Wer in
der Wissenschaft den Grund seines Lebens, die Führung seiner Handlungen, das Sein
selbst gesucht hatte, mußte enttäuscht werden.
Es galt den Weg zur Philosophie zurückzufinden.
Unser heutiges Philosophieren steht unter den Bedingungen dieser Erfahrung der Wis-
senschaft. Der Weg aus der Enttäuschung an der verfallenen Philosophie zu den realen
Wissenschaften und von den Wissenschaften wieder zur eigentlichen Philosophie, ist von
der Art, daß er die heute mögliche Weise des Philosophierens entscheidend mit gestal-
ten muß. Bevor der Weg zurück zur Philosophie skizziert wird, ist darum das keines-
wegs eindeutige Verhältnis gegenwärtigen Philosophierens zur Wissenschaft sachlich
zu bestimmen.
Zunächst wurden die Grenzen der Wissenschaft klar, die sich in Kürze bezeichnen
lassen:
a) Wissenschaftliche Sacherkenntnis ist nicht Seinserkenntnis. Wissenschaftliche Er-
kenntnis ist partikular, auf bestimmte Gegenstände, nicht auf das Sein selbst gerich-
tet. Wissenschaft bewirkt daher philosophisch grade durch Wissen das entschiedenste
Wissen um das Nichtwissen, nämlich das Nichtwissen dessen, was das Sein selbst ist.
|b) Wissenschaftliche Erkenntnis vermag keinerlei Ziele für das Leben zu geben. Sie 8
stellt keine gültigen Werte auf. Sie kann als solche nicht führen. Sie verweist durch ihre
Klarheit und Entschiedenheit auf einen anderen Ursprung unseres Lebens.
c) Wissenschaft vermag keine Antwort zu geben auf die Frage nach ihrem eigenen
Sinn. Daß Wissenschaft da ist, beruht auf Antrieben, die selbst nicht wissenschaftlich
als wahre und seinsollende bewiesen werden können.231
Zugleich wurde mit den Grenzen der Wissenschaft die positive Bedeutung und Un-
entbehrlichkeit der Wissenschaft für Philosophie klar.
Erstens brachte die in den neuen Jahrhunderten methodisch und kritisch rein ge-
wordene Wissenschaft - wenn auch nur selten von Forschern ganz verwirklicht -
durch den Kontrast zur Philosophie zum erstenmal die Möglichkeit, die trübe Mischung
von Philosophie und Wissenschaft zu erkennen und zu überwinden.
Der Weg der Wissenschaft ist unumgänglich für Philosophie, weil allein die Kennt-
nis dieses Weges verhindert, daß im Philosophieren noch einmal - und zwar auf un-
saubere und subjektive Weise - Sacherkenntnis behauptet wird, die ihren Ort in me-
thodisch exakter Forschung hat.
Umgekehrt ist philosophische Klarheit unumgänglich für das Leben und für die
Reinheit echter Wissenschaft. Ohne Philosophie versteht Wissenschaft sich selbst
nicht, und sogar die Forscher, wenn auch auf Grund der Erkenntnisse der Großen eine