Stellenkommentar

Vernunft und Existenz

i = »Aula-Voordrachten der Rijksuniversiteit te Groningen No. i«. Die bei Jan Berend Wol-
ters erschienene EA enthielt zusätzlich ein (niederländisches) Vorwort, das in keine der spä-
teren Auflagen von Vernunft und Existenz (Bremen 2i947, Bremen und München 31949, Mün-
chen 41960, 51973 und 6I987, vgl. Rabanus Nr. 452-457) übernommen wurde:
Der Senat der Reichsuniversität Groningen hat vor einigen Jahren beschlossen, den
Aula-Vorträgen, die eine Zeit lang vom Oud-Studentenfonds 1906 an der Universi-
tät durchgeführt wurden, den Charakter einer Folge zusammenhängender Ab-
handlungen über ein bestimmtes Gebiet der Wissenschaft zu geben, sie durch ei-
nen namhaften Gelehrten abzuhalten und seitens der Universität herauszugeben.
Es ist dem Senat eine Ehre, dieser ersten Vortragsreihe nun ans Licht der Welt
zu verhelfen. Bei der Wahl des Themas und des Vortragenden hat er sich von dem
Wunsch leiten lassen, dass ein Werk geschaffen werde, welches nicht nur eine be-
stimmte Wissenschaft, sondern die Wissenschaft als solche betrifft und von dem
in unseren Zeiten schwindender Gewissheiten eine formende und verbindliche
Kraft für Hörer und Leser ausgehen möge.
Dass Professor Karl Jaspers sofort bereit war, auf Bitte des Senats im Rahmen der
Aula-Vorträge fünf Vorlesungen zu halten und zu veröffentlichen, stimmt uns sehr
dankbar. Nicht weniger glücklich ist der Senat darüber, dass Professor Jaspers ihm
damit ein Buch schenkte, das nicht nur vollkommen neu ist, sondern auch einen
neuen Schritt auf seinem eigenen philosophischen Weg bedeutet.
Sehr erkenntlich ist der Senat dem Oud-Studentenfonds 1906, dem Groninger
Universitätsfonds und dem Verleger, die, nachdem der Oud-Studentenfonds die
Durchführung der Vorträge möglich gemacht hat, auch beim Zustandekommen
der Ausgabe bereitwillig halfen.
Zum Schluss soll hier noch das Wort aus Platos siebtem Brief stehen, das ich, als
Rektor, am Ende der Vorträge zitierte, und worin diese Ausgabe ihre Rechtfertigung
und zugleich ihre Perspektive findet: »Denn man kann darüber keineswegs wie über
andere Wissensgegenstände reden, sondern aus vielen Gesprächen über die Sache
selbst sowie aus dem Zusammenleben entspringt plötzlich in der Seele wie aus einem
Feuerfunken das angezündete Licht und breitet sich dann von selbst weiter aus.«
Im Namen des Senats der Reichsuniversität Groningen
G. VAN DER LEEUW
Rector magnificus.
(übersetzt von Eljalill Tauschinsky, Amsterdam)