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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0291
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Stellenkommentar

erlauben, wenn es nötig ist; aber sich so benehmen, daß es ohne Auftrumpfen doch immer
so wirkt, daß es verborgene Würde hat«) und den Abschnitt über »Die Aufgabe, unwahr zu
sein« in Von der Wahrheit, 550-551.
286 Spinozas Siegel trug, unter der Abbildung einer Rose (dem Familienwappen), die Inschrift
»Caute«. Sie wird häufig, wie hier bei Jaspers (vgl. auch Die großen Ph ilosophen, 756; Ph iloso-
phische Autobiographie, 102 oder Notizen zu Martin Heidegger, 15), als Maxime der Zurückhal-
tung interpretiert. C. Gebhardt hat gegen diesen »verhängnisvollen Irrtum« darauf hinge-
wiesen, Spinoza sei es um die Verbindung von Rose und Dorn in seinem Namen (»espinosa«
= »dornig«) gegangen: »Ist aber die Rose um des Dorns willen auf das Siegel gesetzt, so fin-
det sie in der Devise ihre natürliche Erläuterung: Vorsicht! sie sticht. So verstanden bedeutet
das Caute [...] vielmehr die sehr active Wappendevise: Caute quia spinosa - Cavete Spinosam«
(»Das Siegel >Caute<«, Chronicon Spinozanum IV (1924-1926), 265-268,267).
287 K.Jaspers: Die Schuldfrage, Heidelberg 1946, dort v.a. unter dem Begriff der »metaphysischen
Schuld« als Verweigerung absoluter Solidarität (»Die Schuldfrage«, 108-109), vgl. auch »Er-
neuerung der Universität«, KJG I/21, 74; »Antwort an Sigrid Undset«, 179 sowie das Zitat bei
M.J. Lasky: Und alles war still. Deutsches Tagebuch 1945, Berlin 2014, 303.
288 Finis Germaniaei Auf die regimekritische Selbstverständigungsformel vom »Ende Deutsch-
lands« - der Topos selbst ist älter - greift Jaspers wiederholt zurück; je nach Kontext verbin-
den sich damit unterschiedliche Reminiszenzen an die historische Evidenz des »deutschen
Unheils«: »Den Wenigen, zu denen ich gehörte, war es seit 1933 wahrscheinlich, seit 1939
gewiß, daß das Geschehen für Deutschland das Ende Deutschlands bedeutete. >Finis Ger-
maniaec dies Wort ging leise von Mund zu Mund« (Philosophische Autobiographie, 77). Für
den Einsichtigen sei das »Finis Germaniae seit 1933 in jedem Fall eine Tatsache« gewesen
(K. Jaspers an H. Speidel, 31. Dezember 1958, Korrespondenzen III, 560), in »Philosophie und
Welt« berichtet Jaspers dagegen von der »Erschütterung«, als 1933 »ein Freund von mir un-
ter uns sogleich das Wort finis Germaniae sprach« (Provokationen, 41). Das im Text erwähnte
Datum »seit 1934« bezieht sich augenscheinlich auf den sogenannten >Röhm-Putsch< - bis
dahin hoffte Jaspers »auf eine gute Wendung. Absolut endgültig wurde diese Hoffnung erst
mit dem Röhmmord des 30. Juni 1934 zerstört« (Provokationen, 160). - Die Familienbriefe,
wenn sie wörtlich gelesen werden dürfen, deuten zum Teil auch in andere, weniger endgül-
tige Richtungen: »Aber wer weiss, wie alles gehen wird! Hoffentlich gut. Ich rechne darauf,
dass der Führer den Parteitag für dieses Jahr schon den Parteitag des Friedens genannt hat.
Er weiss Bescheid und würde das nicht leichthin getan haben« (K. Jaspers an die Eltern, 7.
Juli 1939), und nach Kriegsausbruch: »Wir vertrauen, dass Deutschland unbesiegbar ist« (K.
Jaspers an K. Jaspers sen., 7. Dezember 1939).
dass der Führer den Parteitag für dieses Jahr schon den Parteitag des Friedens genannt
hat! in einer Rede zum Stapellauf der Tirpitz am 1. April 1939 in Wilhelmshaven. Der wie
üblich auf die erste Septemberhälfte terminierte Reichsparteitag wurde wegen des deut-
schen Überfalls auf Polen umständehalber abgesagt.
289 Vgl. »Lebensbeschreibung«, 4: »Es ist merkwürdig, daß ich erst jetzt seit 1945 rückhaltlos zu
sagen vermag, daß ich ein Deutscher bin und mein Vaterland liebe.« In der Philosophischen
Autobiographie, 77-78 (vgl. auch den Brief an E. Beutler vom 9. April 1948, Korrespondenzen II,
126-127) erklärt Jaspers, das »Deutsche« - »ungemein vieldeutig« - sei »zusammengehalten nur
durch die deutsche Sprache und das in ihr sich kundgebende geistige Leben, die religiöse und
 
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