Stellenkommentar
241
Jaspers lässt an der Textstelle offen, für welchen Typ von Existenzphilosophie Jüngers he-
roischer Nihilismus katalysatorisch wirkte. Er bezieht sich vielleicht auf eine Diagnose, wie
Bollnow sie 1941 vorgenommen hatte (»Hans Lipps. Ein Beitrag zur philosophischen Lage der
Gegenwart«, Blätter für Deutsche Philosophie 16 293-323, 303ff.): Bollnow unterscheidet zwei
Phasen der Existenzphilosophie, in der zweiten streife die Existenzphilosophie das säkulari-
sierte christliche Erbe der Innerlichkeit ab zugunsten eines Vitalismus der Selbstschöpfung
und setze auf »frühgermanische« Ideale der Härte und des Abenteuers. Für diese zweite Phase
stehen Lipps und vor allem Ernst Jünger, für die erste Kierkegaard, Heidegger und Jaspers.
322 KSA 13, 189.
323 Gabriel Marcel (1898-1973), Agregation 1910 in Paris, Philosophiedozent in Vendöme, Pa-
ris, Sens und Montpellier, Gifford Lectures in Aberdeen 1949-1950, seit 1952 Mitglied des
Institut de France, William James Lectures in Harvard 1961.
W.: Journal metaphysique, Paris 1927; Homo viator: Prolegomenes ä une metaphysique de
Tesperance, Paris 1944. - Von de Gruyter um Hinweise zur Person gebeten, charakterisiert
Jaspers Marcel als einen »Philosoph und Dichter, der sich in Frankreich durch Bestrebun-
gen in der Linie der Existenzphilosophie bekannt gemacht hat. Seine philosophischen
Werke sind: Journal metaphysique 1913-1923 (in der >Bibliotheque des Idees< der >Nouvelle
revue frangaise<) und: Etre et Avoir (bei Fernand Aubier, Edition Montaigne, Paris 1935).
Ausserdem gibt es Abhandlungen von ihm in den »Recherches philosophiques<« (K. Jaspers
an Konrad Grethlein, 24. Juli 1938, KJG III/8.1, 135-136).
324 Vgl. Provokationen, 40: »Es gibt keinen Existentialismus. Es gibt Sartre.«
325 J. L. Brown: »Chief Prophet of the Existentialists. Sartre of the Left Bank has a philosophy
that provokes both sermons and fistfights«, New York Times, 2. Februar 1947. John Lackey
Brown, später Prof, für vergleichende Literaturwissenschaft an der Catholic University of
America in Washington, war von 1945 bis 1948 Pariser Korrespondent der Sunday edition
der New York Times.
326 »Un dementi qui fera du bruit: >Non, je ne suis pas existentialiste!< par Blaise Pascal (1623-
1662)«, L'Essor (Fanlac), Kopie o.D., DLA, A: Jaspers. - Terminus post quem ist die Anspielung
auf Camus im Titel (vgl. J. Delpech: »>Non, je ne suis pas existentialiste<, nous dit Albert
Camus«, Les Nouvelles Litteraires, 15. November 1945); außerdem bezieht sich der »Himmels-
brief auf ein Interview mit Jean Beaufret (Le Monde, 11. Dezember 1945): »Donc, un certain
MonsieurJean Beaufret [...] me presente en effet dans le grave journal »Le Monde< comme>le
heros de l'existentialisme<.« Im Konkretismus der Selbstsuche, heißt es bei Beaufret, sei Pas-
cal »bereits ein Held des Existentialismus.« (»Tel qu'il cherche, dans les Pensees, ä s'empoigner
lui-meme, Pascal est dejä un heros de l'existentialisme«, zit. nach: J. Beaufret: De Texistentia-
lisme ä Heidegger: introduction aux philosophies de Texistence et autres textes, Paris 2000, 142).
327 Politeia 509b: ovk ovciag övrog rov dyaOov, dU' en &n&K8iva Tfc ovedag npeeßda Kai duvapei
vnepeyovTOG (»da doch das Gute selbst nicht das Sein ist, sondern noch über das Sein an
Würde und Kraft hinausragt«, trad. Schleiermacher).
328 Vgl. Jer 45, 4-5: »So spricht Jahwe: Fürwahr, was ich aufgebaut habe, reiße ich nieder, und
was ich eingepflanzt habe, reiße ich aus, und da verlangst du für dich Großes? Verlange
nicht!« Jaspers zitiert diese Verse häufig und interpretiert sie im Sinne der Quintessenz: »Daß
Gott ist, ist genug« (vgl. »Die Schuldfrage«, 144; Der philosophische Glaube, 150; Der philoso-
phische Glaube angesichts der Offenbarung, KJG I/13, 378 und den Brief an Erna Dugend, 23.
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Jaspers lässt an der Textstelle offen, für welchen Typ von Existenzphilosophie Jüngers he-
roischer Nihilismus katalysatorisch wirkte. Er bezieht sich vielleicht auf eine Diagnose, wie
Bollnow sie 1941 vorgenommen hatte (»Hans Lipps. Ein Beitrag zur philosophischen Lage der
Gegenwart«, Blätter für Deutsche Philosophie 16 293-323, 303ff.): Bollnow unterscheidet zwei
Phasen der Existenzphilosophie, in der zweiten streife die Existenzphilosophie das säkulari-
sierte christliche Erbe der Innerlichkeit ab zugunsten eines Vitalismus der Selbstschöpfung
und setze auf »frühgermanische« Ideale der Härte und des Abenteuers. Für diese zweite Phase
stehen Lipps und vor allem Ernst Jünger, für die erste Kierkegaard, Heidegger und Jaspers.
322 KSA 13, 189.
323 Gabriel Marcel (1898-1973), Agregation 1910 in Paris, Philosophiedozent in Vendöme, Pa-
ris, Sens und Montpellier, Gifford Lectures in Aberdeen 1949-1950, seit 1952 Mitglied des
Institut de France, William James Lectures in Harvard 1961.
W.: Journal metaphysique, Paris 1927; Homo viator: Prolegomenes ä une metaphysique de
Tesperance, Paris 1944. - Von de Gruyter um Hinweise zur Person gebeten, charakterisiert
Jaspers Marcel als einen »Philosoph und Dichter, der sich in Frankreich durch Bestrebun-
gen in der Linie der Existenzphilosophie bekannt gemacht hat. Seine philosophischen
Werke sind: Journal metaphysique 1913-1923 (in der >Bibliotheque des Idees< der >Nouvelle
revue frangaise<) und: Etre et Avoir (bei Fernand Aubier, Edition Montaigne, Paris 1935).
Ausserdem gibt es Abhandlungen von ihm in den »Recherches philosophiques<« (K. Jaspers
an Konrad Grethlein, 24. Juli 1938, KJG III/8.1, 135-136).
324 Vgl. Provokationen, 40: »Es gibt keinen Existentialismus. Es gibt Sartre.«
325 J. L. Brown: »Chief Prophet of the Existentialists. Sartre of the Left Bank has a philosophy
that provokes both sermons and fistfights«, New York Times, 2. Februar 1947. John Lackey
Brown, später Prof, für vergleichende Literaturwissenschaft an der Catholic University of
America in Washington, war von 1945 bis 1948 Pariser Korrespondent der Sunday edition
der New York Times.
326 »Un dementi qui fera du bruit: >Non, je ne suis pas existentialiste!< par Blaise Pascal (1623-
1662)«, L'Essor (Fanlac), Kopie o.D., DLA, A: Jaspers. - Terminus post quem ist die Anspielung
auf Camus im Titel (vgl. J. Delpech: »>Non, je ne suis pas existentialiste<, nous dit Albert
Camus«, Les Nouvelles Litteraires, 15. November 1945); außerdem bezieht sich der »Himmels-
brief auf ein Interview mit Jean Beaufret (Le Monde, 11. Dezember 1945): »Donc, un certain
MonsieurJean Beaufret [...] me presente en effet dans le grave journal »Le Monde< comme>le
heros de l'existentialisme<.« Im Konkretismus der Selbstsuche, heißt es bei Beaufret, sei Pas-
cal »bereits ein Held des Existentialismus.« (»Tel qu'il cherche, dans les Pensees, ä s'empoigner
lui-meme, Pascal est dejä un heros de l'existentialisme«, zit. nach: J. Beaufret: De Texistentia-
lisme ä Heidegger: introduction aux philosophies de Texistence et autres textes, Paris 2000, 142).
327 Politeia 509b: ovk ovciag övrog rov dyaOov, dU' en &n&K8iva Tfc ovedag npeeßda Kai duvapei
vnepeyovTOG (»da doch das Gute selbst nicht das Sein ist, sondern noch über das Sein an
Würde und Kraft hinausragt«, trad. Schleiermacher).
328 Vgl. Jer 45, 4-5: »So spricht Jahwe: Fürwahr, was ich aufgebaut habe, reiße ich nieder, und
was ich eingepflanzt habe, reiße ich aus, und da verlangst du für dich Großes? Verlange
nicht!« Jaspers zitiert diese Verse häufig und interpretiert sie im Sinne der Quintessenz: »Daß
Gott ist, ist genug« (vgl. »Die Schuldfrage«, 144; Der philosophische Glaube, 150; Der philoso-
phische Glaube angesichts der Offenbarung, KJG I/13, 378 und den Brief an Erna Dugend, 23.