44
Grundsätze des Philosophierens
Nur angesichts der Aussicht, gefangen, als ein »seltnes Tier«33 dem Volk zum Schau-
spiel dienen zu sollen, ermannt er sich, will er nicht mehr leben:
Ich ergeb mich nicht,...
Wag ich das letzte doch. Macduff komm her
Verflucht sei, wer zuerst ruft: Halt, nicht mehr!34
Macbeth behauptet im Trotz des Endkampfs in der mimicry eines Aufschwungs die
Würde des Bösen, das sich auflöst in der Verlorenheit der Wut vernichtenden Nicht-
seinwollens. -
Richard der Dritte, vernachlässigt von der Natur und der Gunst der Umstände, ist
entschlossen, durch List und Verbrechen sein Dasein zur Höhe zu bringen:35
Ich bin gewillt ein Bösewicht zu werden.36
Es gelingt ihm auf diesem Wege das Königtum zu gewinnen. Aber er kann nur ver-
nichten. Er kann bezaubern, aber der Bezauberte ist verloren. Nichts gründet sich zwi-
schen ihm und anderen Menschen.
Er hat nur Freunde, die aus Furcht es sind.
Die werden ihn in tiefster Not verlassen.37
Vor dem drohenden Untergang hört er im Traum den Geist:
Du sollst verzweifeln und verzweifelnd sterben.38
Erwacht, reflektiert er in der Helligkeit des Bösen so klar wie im Beginn seines Ent-
schlusses, was seine Verzweiflung ist: die Selbstverzehrung des Bösen in der Isolierung
des Ich, das Sich-im-Kreise-drehen des Ja und Nein zu sich, das im Ja zu sich auch sich
selber noch verneinen muss, das Zweideutige von allem, das Bodenlose:
Mein schauerndes Gebein deckt kalter Schweiss.
Was fürcht ich denn? Mich selbst? Sonst ist hier niemand.
Richard liebt Richard: das heisst, Ich bin Ich.
Ist hier ein Mörder? Nein. - Ja, ich bin hier.
So flieh. Wie? vor dir selbst? Mit gutem Grund:
Ich möchte rächen. Wie? mich an mir selbst?
Ich liebe ja mich selbst. Wofür? für Gutes,
Das je ich selbst hätt’ an mir selbst getan?
O leider, nein? Vielmehr hass’ ich mich selbst,
Verhasster Taten halb, durch mich verübt.
Ich bin ein Schurke, - doch ich lüg, ich bin’s nicht.
Tor, rede gut von dir! - Tor, schmeichle nicht!
Hat mein Gewissen doch viel tausend Zungen,
Und jede Zunge bringt verschiedenes Zeugnis ...
Jedwede Sünd’, in jedem Grad geübt,
Stürmt an die Schranken, rufend: Schuldig! schuldig!
Ich muss verzweifeln. - Kein Geschöpf liebt mich,
Grundsätze des Philosophierens
Nur angesichts der Aussicht, gefangen, als ein »seltnes Tier«33 dem Volk zum Schau-
spiel dienen zu sollen, ermannt er sich, will er nicht mehr leben:
Ich ergeb mich nicht,...
Wag ich das letzte doch. Macduff komm her
Verflucht sei, wer zuerst ruft: Halt, nicht mehr!34
Macbeth behauptet im Trotz des Endkampfs in der mimicry eines Aufschwungs die
Würde des Bösen, das sich auflöst in der Verlorenheit der Wut vernichtenden Nicht-
seinwollens. -
Richard der Dritte, vernachlässigt von der Natur und der Gunst der Umstände, ist
entschlossen, durch List und Verbrechen sein Dasein zur Höhe zu bringen:35
Ich bin gewillt ein Bösewicht zu werden.36
Es gelingt ihm auf diesem Wege das Königtum zu gewinnen. Aber er kann nur ver-
nichten. Er kann bezaubern, aber der Bezauberte ist verloren. Nichts gründet sich zwi-
schen ihm und anderen Menschen.
Er hat nur Freunde, die aus Furcht es sind.
Die werden ihn in tiefster Not verlassen.37
Vor dem drohenden Untergang hört er im Traum den Geist:
Du sollst verzweifeln und verzweifelnd sterben.38
Erwacht, reflektiert er in der Helligkeit des Bösen so klar wie im Beginn seines Ent-
schlusses, was seine Verzweiflung ist: die Selbstverzehrung des Bösen in der Isolierung
des Ich, das Sich-im-Kreise-drehen des Ja und Nein zu sich, das im Ja zu sich auch sich
selber noch verneinen muss, das Zweideutige von allem, das Bodenlose:
Mein schauerndes Gebein deckt kalter Schweiss.
Was fürcht ich denn? Mich selbst? Sonst ist hier niemand.
Richard liebt Richard: das heisst, Ich bin Ich.
Ist hier ein Mörder? Nein. - Ja, ich bin hier.
So flieh. Wie? vor dir selbst? Mit gutem Grund:
Ich möchte rächen. Wie? mich an mir selbst?
Ich liebe ja mich selbst. Wofür? für Gutes,
Das je ich selbst hätt’ an mir selbst getan?
O leider, nein? Vielmehr hass’ ich mich selbst,
Verhasster Taten halb, durch mich verübt.
Ich bin ein Schurke, - doch ich lüg, ich bin’s nicht.
Tor, rede gut von dir! - Tor, schmeichle nicht!
Hat mein Gewissen doch viel tausend Zungen,
Und jede Zunge bringt verschiedenes Zeugnis ...
Jedwede Sünd’, in jedem Grad geübt,
Stürmt an die Schranken, rufend: Schuldig! schuldig!
Ich muss verzweifeln. - Kein Geschöpf liebt mich,